Szene-Wirte in München - Teil 1:Die Party-Könige

Münchens Wirte übernehmen die Verantwortung für das Nachtleben unserer Stadt - und sie machen ihre Sache gut. Wir stellen die wichtigsten Köpfe vor. Teil 1 unserer Serie.

Christian Mayer

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Es gab eine Zeit, da war die Münchner Innenstadt gegen Mitternacht eingeschlafen. Ein paar Leute standen vielleicht noch am Gärtnerplatz herum, ein paar verlorene Touristen suchten am Marienplatz vergeblich nach einem Lokal, in dem noch Licht brennt. Die Clubs waren an den Rand gedrückt, man traf sich kurz vor Laim oder hinter Haidhausen.

Seit ein paar Jahren hat sich das geändert, die Szenegänger haben das Zentrum erobert. "Wer braucht noch Berlin, bei diesem Nachtleben?", schrieb unlängst ein Kritiker der New York Times über das neue München. Und die Party geht weiter: Innerhalb des Altstadtrings kann man prächtig feiern, obwohl das die Anwohner nicht immer freut. Wem haben wir das zu verdanken? Wir stellen die Macher der Nacht vor, die den Ton angeben. Teil 1 unserer Serie "Szene-Wirte in München".

Foto: Robert Haas

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Jürgen Mair. Der Aufsteiger.

Hart schuftender Nachtarbeiter im Dienste der Münchner Gesellschaft. Als Model, Veranstalter, Türsteher, Barmann war er unterwegs, bis er 2008 die Sensation schaffte. Er eröffnete die Paradiso Tanzbar - ausgerechnet im ehemaligen Old Mrs. Henderson, ein Travestie-Lokal, das seit den Tagen von Freddy Mercury ein exzentrisches Publikum regelmäßig in Ekstase versetzte. Der 37-Jährige knüpft an glorreiche Disco-Zeiten an, das durchaus erwachsene Publikum ist wild gemischt und wartet geduldig auf Einlass ins Paradies.

Ein bisschen Puff-Stimmung, ein wenig Plüsch-Romantik und viele Frauen, die so aussehen wie 25, aber mitunter doch ein paar Jahre älter sind - solche angenehmen Seiten hat das Paradiso. "Die Leute müssen den Laden lieben", sagt Mair, der sich seinen persönlichen Traum vom Saturday Night Fever verwirklicht hat.

Foto: Stephan Rumpf

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Niels Jäger. Der Sportliche.

PR-Experte, Moderator, Familienvater und Nachtaktivist. Betreibt gemeinsam mit Sascha Arnold und Steffen Werner das Edmoses in der Prinzregentenstraße 2, nach Ansicht vieler Experten einer der stilvollsten Clubs der Stadt, nicht nur wegen der Lichtinstallation und der romantischen Terrasse. Hatte vor Jahren die Idee, auf dem Gelände der alten Opernvorverkaufsstelle das ZKV zu gründen - so cool wie in diesem Sommer war die Maximilianstraße nie wieder.

Ins Edmoses kommen Basketballer, Graphiker, Musiker, Modeleute und natürlich die späten Besucher aus dem Haus der Kunst. Der 35-Jährige steht oft selbst an der Tür zur Terrasse, die Hälfte der Gäste kennt er ohnehin persönlich. Sonnengebräunte Kraftmaxe im Strasspolo haben es bei ihm dagegen nicht leicht. Nach einer langen Nacht stärkt er sich mit Trüffel-Pizza, das wirkt Wunder.

Das Edmoses, sagt Niels Jäger, sei der Beweis, dass das Lehel lebt: "München ist ein Szenedorf mit kosmopolitischem Anstrich."

Foto: Stephan Rumpf

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Max Braunmiller. Das Münchner Original.

Ausgebildeter Restaurator von Porzellan und Gemälden, Teilzeit-Model und Erfinder der populären Partyreihe Select Effect. Vor allem die weiblichen Gäste im 089 am Maximiliansplatz lieben den chronisch gut gelaunten Chef, der im Getümmel nicht weiter auffällt. Motto: "Das Leben ist zu kurz, um auf Spaß zu verzichten." Am liebsten feiert er mit seinen vielen Freunden, die er in seinem Privat-Club versammelt. Gestresst wirkt Braunmiller nie; a bisserl was geht immer, sagt ja schon sein Idol, der Monaco, dessen Bilder im 089 an den Wänden hängen.

"Die Leute haben es satt, immer nur als Schickimicki, Szene und obercool gelten zu müssen", sagt Max. Einmal begehrte Pete Doherty Einlass, er musste leider draußen bleiben, der Laden war fast so voll wie Doherty. "Kiddies mit Papis Kreditkarte werden auch weitergeschickt, auch wenn sie sich vor dem Türsteher heulend auf den Boden werfen", sagt Max.

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Sandra Forster. Die Fleißige.

Es fällt schon auf, dass es im Münchner Nachtleben nur wenige weibliche Führungskräfte gibt. Die 35-Jährige zählt auf jeden Fall dazu. Wie man sich durchschlägt, lernte sie nach dem Abitur, als sie ein Tattoo- und Piercing-Studio eröffnete und ihr Biologiestudium sausen ließ. Bekannt wurde sie mit der lässigen Szenebar Hit The Sky am Gärtnerplatz, später auch mit dem immer noch erfolgreichen Zappeforster, wo das Publikum interessanter ist als die meisten Opernaufführungen im Theater nebenan. Gemeinsam mit Michi Kern führte sie im Zerwirk auch ein veganes Speiselokal - das kommt ihrer asketischen Lebensweise entgegen. Seit einiger Zeit ist sie nun mit dem Café King in der Müllerstraße höchst erfolgreich.

Längst zählt Sandra Forster zu den Stützen der Münchner Nacht, auch wenn sie es inzwischen ein wenig ruhiger angehen lässt, weil sie mit ihrem Restaurant Roecklplatz ausgelastet ist. Auch dort tut sie Gutes, ohne viel darüber zu reden.

Foto: Stephan Rumpf

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Otger Holleschek. Die Vagabund.

Ewig junger Charmeur mit großer Überzeugungskraft. Kein Mensch weiß, wie viele Feste an wie vielen Münchner Orten er schon veranstaltet hat - und wie vielen störrischen Bürokraten er mit Engelszungen eine Genehmigung dafür abgerungen hat. Wer jemals in der Schlange zu einer H+S-Party am Samstag stand, weiß genau: Man sollte besser sehr früh kommen. Mit seinem Partner Matthias Schlick (links) bespielt Holleschek bayerische Schlösser, Unterführungen, Industriebauten, ehemalige Badeanstalten, Museen oder seinen eigenen Firmensitz am Isar-Hochufer.

Zu erkennen ist er ganz leicht, denn der hochgewachsene Eventmanager überragt fast alle seine Gäste, die zwischen 18 und 53 sind. Sein Erfolgsrezept? "Guter Sound, eine schöne Idee für den Raum, viel Rotlicht, kein Chichi - und immer eine Toptechnik."

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Michi Kern. Der Klassiker.

In der Blumenstraße aufgewachsen, durchtrainierter Yogatrainer, sehr cool und berühmt für seine fast schon buddhistische Gelassenheit. Mit ihm geht alles, ohne ihn weniger, denn der 42-Jährige ist an vielen bekannten Lokalen maßgeblich beteiligt. Michi Kern hat vieles gesehen und die meisten Konkurrenten überlebt, das härtet ab. Er hat das Pacha - früher Rosenheimer Straße, heute Maximiliansplatz - zu einem der beliebtesten Clubs gemacht.

Auch beim Café Reitschule am Englischen Garten redet er mit (seine einschläfernd ruhige Bassstimme wirkt Wunder), am Zoozie's neben der Wittelsbacher Brücke hat er Anteile, nur mit dem Zerwirk in der Ledererstraße ist er zuletzt auf die Nase gefallen. Passionierter Leser, hört Leonard Cohen, entspannt sich bei Stadtspaziergängen. Der Intellektuelle unter den Clubbetreibern.

Foto: Stephan Rumpf

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Nikias Hofmann. Der Elitäre.

Der richtige Mann für die Generation Facebook, die von Haus aus genug Geld, Zeit und Lust an Champagner-Auftritten hat. Machte sich als DJ und Mitgründer der Partyreihe "Geheime Gesellschaft" einen Namen. Aber so richtig wichtig wurde Hofmann mit dem Club Baby (im Bild), ein vielfach verspiegeltes, dem Münchner Schönheitskult verschriebenes Jagdgebiet am Maximiliansplatz.

Der 32-Jährige ist indirekter Nachfolger von Eckart Witzigmann, der an gleicher Stelle einst das Gourmet-Restaurant Aubergine führte - statt Feinschmecker kommen nun Fun-Checker. Hofmann, studierter Jurist und als Geschäftsmann nicht zu unterschätzen, setzt auf eine strenge Tür. Das Baby, sagt er in aller Bescheidenheit, soll auch mal Gäste aus London oder New York anziehen.

Foto: Andreas Heddergott

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