Die SMS schien unverdächtig. "Huhu", begann der Bekannte, den man schon seit gut zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. "Wollen wir nicht mal wieder etwas zusammen machen? Kommt doch zu meinem Geburtstag." Eine Geburtstagseinladung, soso. Obwohl man sich nicht einmal an den Nachnamen dieses Menschen erinnern kann, weil er im Handy nur mit dem Spitznamen eingespeichert ist, den ihm seine alten Schulfreunde gegeben haben, die wiederum auch nur Bekannte über drei Ecken sind.
Geburtstag? Warum sind ausgerechnet wir auf der Gästeliste? Kaum ist die Einladung ignoriert und vergessen, kommt ein paar Tage später noch eine Nachricht vom selben Absender. "Und außerdem habt ihr doch einen Wiesntisch. Sind da zufällig noch zwei Plätze frei?"
Aha, es ist also wieder so weit. Noch drei Wochen bis zum Anstich - und plötzlich erfreut man sich als Wiesntisch-Besitzer ähnlich vieler Freunde wie der Türsteher eines Szene-Clubs. Denn der Dings, an dessen Namen man sich ums Verrecken nicht erinnern kann, ist natürlich nicht der einzige, der sich meldet. Da sind auch noch der Dingsda und die Dingenskirchen, der Schießmich- und der Schlagmichtot, mit denen man irgendwann mal in irgendeiner Bar versumpft ist - und die vom Hinz oder vom Kunz die Wiesntisch-Geschichte gehört haben.
Kein Wunder, dieses Jahr ist es ja deutlich schwerer geworden, Bekannte mit Reservierung aufzutun. Einsam bleiben jene Glücklichen, die trotz Verknappung eine solche ergattern konnten, auf jeden Fall nicht. Wer noch über geheime Kontingente verfügt, sollte die den Partnerbörsen anbieten. Womöglich wären diese zu Rekordzahlungen bereit. Etwas Anziehenderes als ein Wiesn-Einlassbanderl gibt es in diesen Wochen nämlich nicht.