Szene München:Share-a-Grill-Grill

Grillen an der Isar in München, 2012

Geschäftsmodell Share-a-Grill-Grill? Am Flaucher brutzelt noch jeder seine eigene Wurst.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Derzeit wollen Münchner auf Teufel komm raus alles Mögliche mit allen möglichen Leuten teilen - als wäre die Stadt bald ein einziger Swingerclub für Eigentumsverzichter. Nur an der Isar brutzelt jede Gruppe ihre Würstchen auf dem eigenen Grill. Dabei schlummert hier ein riesiges Businesspotenzial.

Eine Kolumne von Andreas Schubert

Share a car, share a bike, share an apartment, share a Wasweißichnochalles. Derzeit kommt es einem vor, als wollten die Münchner auf Teufel komm raus alles Mögliche mit allen möglichen Leuten teilen - als wäre die Stadt bald ein einziger Swingerclub für Eigentumsverzichter. Wozu braucht man noch ein eigenes Auto, wenn fast an jeder Straßenecke ein Carsharing-Wagen zu finden ist? Warum sollte man alleine wohnen, wenn es mit mehreren Leuten zusammen billiger wird?

Der kollektive Konsum ist gerade schwer in Mode. Und wie das Carsharing zeigt, lässt sich damit sogar Geld verdienen. Doch der Teil-Wahn hat noch nicht alle Bereiche des Lebens erfasst, wie man dieser Tage am Flaucher sieht, wo jeden Abend Tausende Kleingruppen um Tausende Kleingrills herumhocken, meistens nicht mehr als drei, vier Leute.

Wem die Grillschwaden und das Augustiner aus dem Share-a-Bierkasten-Bierkasten noch nicht die Sinne vernebelt haben, der dürfte merken, dass hier riesiges Businesspotenzial schlummert: Der Share-a-Grill-Grill. Man könnte sich das etwa so vorstellen: Irgendein Startup-Unternehmen stattet Grills mit GPS aus sowie mit Sensoren, die messen, wie viele Würstl gerade auf dem Rost liegen. Wer sich gegen Gebühr registriert und eine bestimmte App heruntergeladen hat, kann dann per Smartphone einen Platz auf dem Rost in einem bestimmten Zeitfenster reservieren. Dafür spart er sich den umständlichen Transport des ganzen Grillzeugs und schont damit sogar die Umwelt.

Wem das jetzt schon wieder zu kommerziell ist, für den gibt es ein anderes, traditionelleres Geschäftsmodell: die Genossenschaft. Man kauft sich ein, regelt in einem Grillstatut die Zeiten und diskutiert auf der Genossenschaftsversammlung, wer den Rost am Ende sauber macht. Es würde zugehen wie bei einer Wohnbaugenossenschaft, mit der Gefahr, dass man zum Grillen genauso lange Schlange stehen muss wie bei einer Wohnungsbesichtigung. Da kann einem der Appetit dann schon mal vergehen.

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