Szene München:Mann trägt Zopfdutt

Wer bisher dachte, die Zopffrisur sei nur was für das Oktoberfest und werde nur von Frauen getragen, der irrt. Die "New York Times" hat die Frisur als neuen Trend für den Herren identifiziert. Womöglich kommt er auch bald bei uns im Glockenbachviertel an.

Florian Fuchs

Es ist ein romantischer Irrglaube, die kunstfertig gesteckten Flechtzöpfe auf den Häuptern vieler Wiesnbesucherinnen als Reminiszenz an Bäuerinnen vergangener Jahrhunderte zu begreifen. Die Realität sieht natürlich pragmatischer aus: Eine Zopffrisur ist kompakt, hält die Haare aus dem Gesicht und damit der ärgsten Party stand.

Pressetrainig Briggs

Auch eine Variante für den Herren, einen Zopf zu tragen: der Boxer Shannon Briggs.

(Foto: dpa)

Die Fachzeitschrift "Amica" hat sich das Verdienst erworben, die Fertigung des klassischen Zopfdutts einmal näher zu beleuchten. Laienhaft wiedergegeben funktioniert das so: Man fertige einen Kreuzscheitel, einen zweiten Scheitel ziehe man von Ohr zu Ohr. Dann teile man ein Dreieck ab, das an der Stirnkontur beginne und am Mittelscheitel ende. Nun trenne man drei Teile und flechte die Haare von jeweils beiden Seiten in die Mitte dazu. Wer hier noch im Spiel ist, sei angehalten, kopfüber, ausgehend von der Nackenmitte, einen französischen Zopf zu trimmen. Dann ist es simpel: Die entstandenen Zöpfe zwirble man zu einem Dutt, um ihn schließlich mit ein paar Haarnadeln zu fixieren.

Das in dieser Thematik ebenfalls renommierte Fachblatt "New York Times" hat vor geraumer Zeit in einem viel beachteten Szenereport aus Brooklyn berichtet, dass zumindest der einfache Dutt auch bei Männern immer mehr Anklang findet. Um allerdings zu vermeiden, dass die Herren die Ausstrahlung einer Ballerina verbreiten, raten US-Friseure, das Haar wild zu zersausen und erst danach zu einem Kranz zu binden.

Festzuhalten bleibt, dass mit diesem Trend auch für München ein gewisses Risiko besteht: Der Dutt könnte künftig den Weg vom Haupt der Frauen auf der Wiesn über die Zwischenstationen Brooklyn und Berlin auf den Kopf der Männer im Glockenbachviertel finden - um dort eine unheilvolle Symbiose mit Hornbrille und Jutetasche einzugehen.

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