Szene München:Knigge am Tresen

Bar "Baby Jane" in der Reichenbachstraße in München, 2013

Wenn der Barkeeper als Snack ein kleines Schälchen Nachos bereitstellt, gilt für die bröseligen Reste: stehen lassen.

(Foto: Catherina Hess)

Wie viele Erdnüsse darf man an der Bar auf einmal in den Mund stecken? Und darf man eine Cocktail-Kirsche überhaupt aufessen? Eine Münchner Benimm-Trainerin weiß Rat.

Kolumne von Philipp Crone

Der Erdnussmoment an der Bar ist oft wunderbar entspannend. Ein kurzes Innehalten im Gespräch, den letzten Satz klingen lassen, in die kleine Schale greifen, sich ein paar Erdnüsse in den Mund stecken und gemütlich kauend einen neuen Gedanken einfangen.

Zum Beispiel zur Frage, ob das so in Ordnung war nach Benimmlehrer Knigge: den Kopf nach hinten legen, um sechs Erdnüsse einladen zu können. Und welche Etikette gilt dann beim Oliven-Essen? Darf man überhaupt die Cocktail-Zierfrucht verspeisen? Darf man, sagt die Münchner-Knigge-Trainerin Janine Katharina Pötsch. Und sie sagt auch, was man nicht darf.

Ananas nimmt man in die Hand

Ob Cocktailkirsche, Olive oder Ananas-Ecke, hier gilt: Wie etwas in den Mund kommt, so kommt es auch wieder raus. Die Ananas nimmt man in die Hand, und den nicht essbaren Rand legt man ebenfalls per Hand auf die Cocktail-Serviette. Die Olive hingegen wird zunächst mit dem Zahnstocher aufgespießt, ihr Kern darf dann aber mit den Fingern aus dem Mund genommen werden.

Bei den Erdnüssen sollten es höchstens drei sein, die ohne koordinativen Aufwand verzehrt werden können. Und stellt der Barkeeper als Snack ein kleines Schälchen Nachos bereit, gilt für die bröseligen Reste: stehen lassen. Dass der Eiswürfel, ob handgeschnitzt oder nicht, nichts im Mund des Gastes verloren hat, muss nicht extra erwähnt werden.

Drei Erdnuss-Momente später. Aufbruch. Auch der hat Regeln. In weiblicher Begleitung empfiehlt Benimm-Expertin Pötsch dem Mann, zunächst diskret die Rechnung zu begleichen, anschließend die Mäntel zu holen und der Dame beim Abstieg vom Barhocker zu helfen. Draußen verabschiedet man sich, und sollte der Heimweg an einem Dönerstand vorbeiführen, gilt hier nur noch die einfache Regel: Das Papier nicht mitessen.

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