Szene München:Klare Ansage oder plumpe Anmache

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"Sorry, ich hab meine Telefonnummer verloren. Kannst du mir deine borgen?" (Foto: Florian Peljak)

"Du bist scharf wie eine Bombe, lass mich dich entschärfen"? Hat dieser plumpe Anmachspruch jemals wirklich funktioniert? Deshalb greifen Männer jetzt auf eine andere Strategie zurück.

Kolumne von Melanie Staudinger

Mal ehrlich, wirklich verstanden hat die Frauenwelt doch noch nie, was Männer sich von ihren sorgfältig zurechtgelegten Anmachsprüchen erwarten. Welche Antwort genau will der untersetzte Kerl an der Bar hören, der etwas faselt von "Du bist scharf wie eine Bombe, lass mich dich entschärfen"?

Wie oft hat eine langhaarige Blondine schon entnervt die Augen verdreht, weil wieder jemand fragte, ob sie sich weh getan habe, als sie vom Himmel fiel? Und hat tatsächlich schon mal einer auf den Spruch "Sorry, ich hab meine Telefonnummer verloren. Kannst du mir deine borgen?" einen Zettel mit den wirklichen Kontaktdaten bekommen?

Tag und Uhrzeit egal

Wahrscheinlich eher nein. Das Gute ist nur, dass plumpe Anmachsprüche langsam verschwinden. Offenbar hat sich die Erkenntnis durchgesetzt - nicht überall natürlich, aber in vielen Gehirnen -, dass der Aufwand, sich einen kreativen Text auszudenken, auf den keine anspringt, in keinerlei Relation steht zum mickrigen Ertrag. Die vergangenen 50, 60 Jahre Emanzipation haben den meisten Vertretern des männlichen Geschlechts definitiv vor Augen geführt, dass Frauen nicht auf blödes Dahergerede stehen.

Irgendwie aber muss man ja ins Gespräch kommen, will man den Abend nicht alleine verbringen. Anstatt rumzulabern fallen manche gleich mit der Tür ins Haus. So fragt der Mann vorm Ärztezentrum im Elisenhof, ohne sich vorzustellen, ob man noch was trinken gehen möchte - Tag und Uhrzeit egal.

Und der Bar-Nachbar im Flaschenöffner, der sich gegenüber in einem Hotel eingemietet hat, wartet geduldig ab, bis die männliche Begleitung im Klo verschwunden ist, um die Frau in sein Zimmer einzuladen. Solange der Typ nicht wie George Clooney oder Ryan Gosling aussieht, würde man zwar nicht mitgehen. Aber zumindest weiß Frau, woran sie ist.

© SZ vom 18.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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