An der Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsenen ist vieles kompliziert, das Verhältnis zum Barkeeper dagegen erstaunlich klar. Die Frauen und Männer hinter der Theke haben ein höchstes Maß an Respekt und Freundlichkeit verdient, das lernt der Novize bereits beim ersten Besuch im Club. Wer lächelt und einen nicht unerheblichen Teil des Taschengelds in Trinkgeld investiert, wird rasch bedient und mit einem erfreulichen Verhältnis von Alkohol und Fruchtsaft im Cocktail belohnt.
Dieses Win-win-Verhältnis zwischen Barkeeper und Konsument verändert sich jäh, sobald die Jugendzeit immer weiter in die Ferne rückt. Es erwacht beim Gast plötzlich das Bewusstsein, dass Cocktails nicht nur einen Zweck erfüllen, nämlich wohlige Trunkenheit im nächtlichen Vergnügen - sondern tatsächlich Genuss bereiten können. Die Barkeeper erhalten zwar immer noch ein erkleckliches Trinkgeld.
Die Beziehung zum Schankkellner ist bodenständig
Die Besten werden vom nun älteren Gast allerdings ehrlich bewundert, weil sie Aquavit, Zitrone, Paprikapulver sowie Zedernholz in einer Weise zu komponieren vermögen, die suspekt erscheint, sich aber beim ersten Schluck erschließt. Simone Caporale etwa ist so ein Barkeeper, er darf sich "International Bartender of the Year 2014" nennen und arbeitet im mehrfach zur weltbesten Bar gekürten "Artesian" in London. In dieser Woche ist er in München zu Gast und mixt unter anderem in der Goldenen Bar.
Während sich das Verhältnis zum Barkeeper mit den Jahren also wandelt, bleibt dagegen gerade in München die Beziehung zum Schankkellner geprägt von Bodenständigkeit. Er war schon in jungen Jahren der beste Freund, wenn er die Mass schnell und bis obenhin voll macht. Er ist aber auch später noch ein Depp, wenn er zu wenig einschenkt.