Szene München:Gesünder feiern

Mezzanotte - Weinbar, Kellerstraße 29, für die Barkolumne ãHappy HourÒ

Der Kopf dröhnt schon, aber man geht trotzdem noch mit in die Bar auf einen Absacker. Auch wenn man es eigentlich besser weiß.

(Foto: Florian Peljak)

Manche Dinge macht man einfach nicht, obwohl es eigentlich besser weiß. Oft sind drei Gründe daran schuld. Blöd nur, wenn der Ausweg aus dem Dilemma eher langweilig scheint.

Eine Kolumne von Christiane Lutz

Manche Dinge macht man einfach nicht, obwohl man weiß, dass es klüger wäre, sie zu tun. Einen Fahrradhelm tragen zum Beispiel. Ins Pimpernel einen kleinen Geldbeutel mit dem Nötigsten statt der gesammelten Kreditkartenwerke mitschleppen. Die flachen Schuhe tragen statt der Riemchensandale mit Absatz. Was man auch nicht macht: Auf dröhnenden Pop-Konzerten Ohropax benutzen.

Es steht außer Frage, dass Ausgehen so viel angenehmer wäre mit einem Mini-Geldbörslein, wo es nicht schlimm ist, wenn's geklaut wird. Es wäre viel gesünder, keine Blasen an vier verschiedenen Fußstellen zu haben und nach einem Franz Ferdinand Konzert im Zenith nicht mit einem Tinnitus aufzuwachen. Warum aber tun wir all die klugen Dinge trotzdem nicht? Aus drei Gründen: a) Faulheit, b) Unvernunft, c) Eitelkeit.

Wie kommt man raus aus dem Dilemma?

Die, die keinen Fahrradhelm tragen, geben häufig hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie "so blöd" mit dem Ding aussähen. Trotz mehr als hundert Dezibel sorgt sich der ein oder andere noch, als Opa abgestempelt zu werden, wenn er sich neongrüne Ohropax zum Schutz vor dem Lärm in den Gehörgang schiebt. Den Geldbeutel umzupacken ist lästig. Faulheit! Eitelkeit! Unvernunft! Aber wie kommt man raus aus dem Dilemma? Immer vernünftig und uneitel handeln? Klingt langweilig.

Dann kann man gleich zu Hause bleiben, Apfelschorle trinken und sich Franz Ferdinand auf DVD anschauen. Vielleicht sollte man sich nicht so sehr mit den Dingen belasten, die man aus a), b), oder c) unterlässt, sondern sich auf die konzentrieren, die man tatsächlich tut. So gerechnet müsste unterm Strich ein gesundes Maß an Vernunft und Unvernunft stehen.

Mal überlegen. Dinge, die man tut: Mit iPod im Ohr Radfahren. Ins Café Vorhölzer gehen, obwohl man jedes Mal erschrickt, wie so ein wunderschöner Ort so prollig sein kann. Trotz akuter Übelkeit noch den allerletzten Absacker trinken. Eine Zigarette rauchen, obwohl man seit Tagen herumhustet. Ja, das klingt doch schon wesentlich gesünder.

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