Szene München:"Die Eine, die Eine oder keine...

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Und dann macht es Klick: die eine Bar zu finden ist vergleichbar mit der Liebe auf den erste Blick. (Foto: Stephan Rumpf)

... keine andere Bar ist für mich so elementar". Von der Liebe zwischen Mensch und Stammkneipe.

Kolumne von Laura Kaufmann

Nach Weihnachten, Silvester und den angeblich stillen Tagen dazwischen, in denen durstige und wiedersehensfreudige Bekannte in der Stadt weilen, scheint nichts verlockender als eine Smoothie-Quinoa-Brokkoli-Diät. Ein ewiges Gelage, diese letzten Tage, das Blut so alkoholhaltig, dass damit das Gänsefett aus dem Ofen geschrubbt werden könnte. Die Gründe, jetzt eine Bar aufzusuchen, oder überhaupt irgendeine Lokalität, die nicht der Arbeitsplatz oder die eigenen vier Wände ist, sind rar gesät. Aber einer davon lautet: Heimweh.

Sehnsucht nach dem liebsten Ort, um dem Alltags-Eskapismus zu frönen. Dort, wo das Team hinter dem Tresen "Das Gleiche wie immer?" fragt, und zwei, drei anderen, die immer hier stehen, zugenickt wird. Wo das Gleiche wie immer schmeckt, und die Musik sich anfühlt wie eine warme Decke. Es gibt keine Regel, nach der die Bar-Anziehung funktioniert, es ist wie unter Menschen. Es kann Liebe auf den ersten Blick sein oder eine Sympathie, die sich zu starken Gefühlen verfestigt.

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Und manchmal ist da eine Bar, die alle objektiven Kriterien erfüllt; sie ist stilvoll eingerichtet, die Drinks sind kreativ, aber nicht überteuert, das Publikum sympathisch. Und trotzdem klickt es nicht, es stellt sich kein Bedürfnis ein, den Laden wieder aufzusuchen. Vielleicht war die Bar doch eine Spur zu clean, das Personal arrogant oder die Leute langweilig. Vielleicht lässt sich aber auch gar nicht ausmachen, was genau das Problem ist.

Es ist ein Gefühl, und Gefühle lassen sich nicht unbedingt begründen. Im besten Fall hat der Ausgehgeneigte seine Stammkneipe, in der er mit Namen begrüßt wird. Zu den Königsdisziplinen des Stammgastes gehört es, in der Küche zu rauchen, spontane Kreationen des Barkeepers zum Probieren vorgesetzt zu bekommen und nach der letzten Runde mit dem Personal auf einen Absacker zu bleiben.

Ob das nun im Zum Wolf ist, im Roten Knopf oder bei den Giasinga Schlümpfen. So exzessiv muss das Stammgasteln aber gar nicht betrieben werden, um eine leise Sehnsucht nach der liebsten Alltagsflucht zu spüren. In einer Beziehung mit einer Bar findet man sich schneller, als einem lieb ist.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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