Szene München:Da bin i dahoam

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Ob der Laden nun P1 (Foto) heißt oder Titty Twister: Wer drin ist, ist drin. (Foto: Florian Peljak)

Das Nachtleben in München ist einzigartig. So einzigartig, dass man es niemals schafft, alle Bars abzuarbeiten. Aber wozu auch? Wer dazugehören will, muss nur lautstark und ungefragt über seine Stammkneipen reden - und bloß nicht über Raab.

Eine Kolumne von Andreas Schubert

Schon klar: Das Nachtleben in München ist verdammt einzigartig. So großartig, dass es selbst die eingefleischtesten Partyhengste und -stuten niemals, niemals schaffen werden, alle hundert Klubs und die unzähligen Bars zumindest einmal im Leben abzuarbeiten.

Wozu auch? Bringt nur Stress, sich dauernd in neuen Räumen zurechtzufinden, andere Musik zu hören, womöglich mit neuen Leuten reden zu müssen. Schließlich ist jeder ja irgendwo Stammgast, es gilt: Wo man mich kennt, bin ich zu Hause. Ob der Laden nun P1 heißt oder Titty Twister.

Wichtiger als dieses Dazugehören ist dem Stammgast nur eines: Dies der Welt bei jeder sich bietenden Gelegenheit und selbstverständlich ungefragt auch mitzuteilen. Das hört sich dann in etwa so an: "Was machst du heute so?" Stammgast: "Ich schau' heut erst beim Jean-Marc vorbei, dann vielleicht noch beim Wolfi, dann wahrscheinlich noch zum Flo oder zum David, beim Rado ist ja heut keiner. Und wenn alle Stricke reißen, halt beim Sven, aber da kann's sein, dass ich meinem Chef übern Weg lauf', also lieber nicht."

Wer mit derartigen Insider-Chiffren konfrontiert wird und nicht als Provinzdepp dastehen will, traut sich nicht nachzufragen, welche Locations eigentlich gemeint sind. Andersherum wird der Insider auch nicht in Verlegenheit kommen, beweisen zu müssen, ob er wirklich mit all den Wolfis, Svens und Schießmichtots so gut bekannt ist. Denn einen mitzunehmen und dadurch einzuweihen, geht gar nicht ("Sorry, hab ein Date").

Herrschaftswissen ist schließlich Herrschaftswissen. Nur sollte der Insider aufpassen, dass er am Montagmorgen noch weiß, was er am Samstag erzählt hat. Spricht er im Büro über "Wetten, dass . .?" oder "Schlag den Raab", outet sich der vermeintliche Held der Nacht als ganz normale Couch Potato.

© SZ vom 21.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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