Szene München:Aus der Kaserne in die Kneipe

La Kaz Westend Bundeswehr-Stühle

Industrielampen, urige Holztische - und alte Bundeswehr-Stühle: Blick in das La Kaz an der Ecke Ligsalz-/Kazmairstraße auf der Schwanthalerhöhe.

(Foto: Florian Peljak)

Es gibt sie in Blau, Grün oder Orange. Sie sind robust, billig und bequem. Und sie haben jede Menge Patina. Gleich mehrere Wirte haben ihre neuen Lokale in München mit alten Kasernenstühlen aus Beständen der Bundeswehr eingerichtet. Trend oder Zufall?

Eine Kolumne von Thierry Backes

So kann's laufen. Da zieht der Wirt Stefan Oelze mit seinem Restaurant aus der Altstadt ins Westend - und stellt dann fest, dass seine Nachfolger seinen alten Laden fast exakt in dem gleichen Stil eingerichtet haben wie er seinen neuen.

In der geschleckten Münchner Gastronomie ist der Industrie-Chic gerade ziemlich en vogue. Aus Oelzes ehemaliger Etage Zwo haben die Macher des Crux Anfang November ein modernes bayerisches Lokal gemacht, die Spezlwirtschaft. Direkt über ihrem Hip-Hop-Club im Zerwirk baumeln jetzt alte Lampenschirme über urigen Holztischen. Das gleiche Bild auch in Oelzes neuem Lokal, dem La Kaz an der Ecke Kazmair-/Ligsalzstraße: tief hängende Industrieleuchten und Holztische, dazu alte Türen als Raumtrenner. Was in beiden Fällen aber den optischen Eindruck prägt, ist die Bundeswehr. Oder sagen wir: das, was von ihr übrig bleibt, wenn sie einen Standort schließt. Alte Kasernenstühle zum Beispiel.

Die schlichten Möbel mit dem markanten weißen Metallgestell und den blauen, grünen oder orangefarbenen Sitzflächen erleben dieser Tage eine Renaissance in der Münchner Gastronomie. Es gibt sie nicht nur in der Spezlwirtschaft oder im La Kaz, sondern auch im Nudo, einer winzigen, ökologisch korrekten Pasta-Bar in der Amalienstraße oder in der selbsternannten Punkrock-Pizzeria Santo Anger in der Blumenstraße.

Schuld an der Stuhlinflation ist ein Mann namens Markus Müller, ein Antiquitätenhändler. Die Stühle, zumeist Baujahr 1975 bis 1985, sehen auch gebraucht noch gut aus, sagt er, sie sind bequemer als sie vielleicht ausschauen, unverwüstlich und nicht zuletzt günstig zu haben - für unter 20 Euro das Stück, wenn man geschickt verhandelt. Da stellt sich die Frage nach Zufall oder Trend gar nicht. Die Wirte wollten einfach nur sparen.

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