SZenario:Zwei Finger unter die Nase, fertig

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Passende Pose gesucht: Die Premiere von "Er ist wieder da"

Von Josef Grübl, München

Er ist also wieder da, doch leider erkennt ihn keiner. Auf der Leinwand jubeln ihm die Leute zu, recken den Arm zum Gruß, machen Selfies und versichern ihm ihre Treue. Aber ohne Bart, Scheitel und Uniform ist Oliver Masucci ein ganz normaler Schauspieler auf dem Weg zu einer Filmpremiere. Es ist "seine" Premiere, der 46-Jährige spielt Adolf Hitler in "Er ist wieder da". Und bei der München-Premiere am Mittwochabend im Mathäser-Kino wird klar: Die richtige Pose auf dem roten Teppich ist diesmal gar nicht so leicht.

Bei "Fack ju Göhte" darf es gerne der Stinkefinger sein, beim "Teufelsgeiger" das Luftgeige-Spielen oder bei der "Holiday on Ice"-Premiere eine angedeutete Pirouette. Aber bei einem Film über Hitler? Seinen Gruß? Den Stechschritt? Geht nicht. Bei der Premiere in Berlin haben einige weibliche Gäste das Bein gehoben, aber niemals den Arm. Um Aufmerksamkeit zu erregen, muss man sich aber eben schon ins Zeug legen, das wissen auch der TV-Darsteller Adnan Maral und Christoph Maria Herbst, der im Film einen Produzenten spielt. Sie legen zwei Finger unter die Nase, fertig. So viel schwarzer Humor muss bei so einem Film erlaubt sein.

Masucci und Herbst müssen auf dem Teppich zudem den Humor ihres Film-Autors aushalten. "Seht ihr nicht diese Ähnlichkeit", ruft Timur Vermes, der Autor der Buchvorlage, ihnen zu. "Ich nicht", kommt es von Herbst zurück, ehe er Masucci in die Arme fällt. Viele Fans des Buches hätten lieber den Stromberg-Darsteller in der Hauptrolle gesehen, sprach der doch den "Führer" schon im Hörbuch und parodierte ihn in den "Wixxer"-Filmen. Doch der 49-jährige Kölner Schauspieler hat eine andere Meinung dazu: "Ich habe mich an Hitler abgearbeitet", behauptet er, abgesehen davon sei er zu bekannt für diese Rolle. Gerade für die quasi-dokumentarischen Szenen, in denen sich der Film-Hitler unters Volk mischt, hätte man einen unbekannteren Schauspieler gebraucht, sagt auch Regisseur David Wnendt. Er entschied sich lieber für den 47-jährigen Oliver Masucci, den Burgschauspieler aus Wien.

Als dieser dann endlich vor einem steht, denkt man an alles außer Hitler: Masucci ist ein Hüne, braun gebrannt, mit lockigem Haar. Die Situation auf dem roten Teppich sei ungewohnt für ihn, gesteht er: "Im Theater arbeitet man auf einen Abend hin und versucht, bei der Premiere das Beste zu geben. Beim Film ist die Arbeit schon getan." Dann lacht er und sagt: "Ich kann also nur noch verlieren." Kann er natürlich nicht, mit seiner eigenwilligen Interpretation reiht sich Oliver Masucci in die Reihe großer Hitler-Darsteller ein. Gut möglich, dass er bald wieder da ist. Dann allerdings in einer anderen Rolle.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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