Nockherberg:Ein Ausblick aufs Derblecken

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Kurzweilige Pointen und pointierte Kritik: Nockherberg-Bavaria Luise Kinseher und Singspiel-Regisseur Marcus H. Rosenmüller.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Viel Stoff und neue Figuren: Was ist echt?

Von Philipp Crone

"Schwierig" findet Marcus H. Rosenmüller die Aufgabe am Freitagvormittag im Keller des Paulaner am Nockherberg, "weil man so wenig sagen darf". Der Regisseur, der am kommenden Mittwoch zum fünften Mal das Singspiel beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg inszenieren wird, erzählt dann aber natürlich doch ausführlich, von den Inhalten und vom Bühnenbild des Stücks. Und Kabarettistin Luise Kinseher, die zum siebten Mal als Fastenpredigerin Bavaria auftreten wird, berichtet von den Themen der Rede. Eine Pressekonferenz, auf der nichts verraten wird, kriegen nur komödiantische Profis wie Kinseher, Rosenmüller oder Singspiel-Autor Thomas Lienenlüke unterhaltsam hin. Und was sie auch seit Jahren schaffen, wird am Freitag wieder klar: die Balance zwischen kurzweiligen Pointen und pointierter Kritik.

Rosenmüller sagt: "Das Grundthema in diesem Jahr ist die Frage: Was ist echt, was ist nicht echt? Was ist ein Original?" Und da würde es ja gute Vorlagen aus den USA geben, wie "der" dort mit der Presse umgehe etwa. Dass einer "Sachen sagt, die schon widerlegt würden, während sie noch ausgesprochen werden". Und dass es dann auch nichts ausmache, wenn es eine Lüge ist. Eine eigene Figur Donald Trump sei aber nicht geplant, "bis heute zumindest noch nicht, aber es juckt mich, dass wir ihn noch irgendwie auftauchen lassen". Figuren wie Frauke Petry in Deutschland oder Marine Le Pen in Frankreich seien genau das Thema: Wie diese populistischen Bewegungen sich auswirkten auf die anderen Politiker. Klar aber sei auch, dass man solchen Leuten "kein Gesicht geben" wolle, sagt Rosenmüller. "Das Derblecken darf hart sein", sagt Lienenlüke, "aber ich finde, dass Menschen, die sich so offensiv gegen unser demokratisches Selbstverständnis stellen, nicht abgebildet werden sollen."

Das Singspiel wird in einer Hotellobby spielen, "Scheining" heißen und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wird erstmals eine große Rolle einnehmen. Ihn spielt Thomas Wenke, der bislang Sigmar Gabriel gegeben hat. "Er hat ein bisschen abspecken müssen", sagt Rosenmüller mit einem Grinsen. Schulz selbst ist eingeladen und Gastgeber und Paulaner-Chef Andreas Steinfatt hat die Hoffnung, dass er vielleicht auch kommt.

Luise Kinseher ist bemüht, die Frage nach dem Umgang mit Politikerinnen cool zu nehmen: Landtagspräsidentin Barbara Stamm hatte Kinsehers Rede im vergangenen Jahr gerade den Frauen gegenüber als zu verletzend empfunden und deshalb abgesagt. "Es gibt keinen Grund, weibliche Politiker zu schonen", sagt Kinseher. Sie wolle die Erwartungen des Publikums erfüllen, in den Gesichtern der Derbleckten während der Rede "kleine Sensationen" zu erkennen.

Nach einer halben Stunde Pressekonferenz, in der man "so wenig sagen" durfte, die aber schon fast einem eigenen kleinen Spontan-Singspiel ähnelt, muss sich niemand Sorgen machen, dass es am Mittwoch in der Rede und in der Hotellobby nicht wieder genug Aufreger und Lacher gibt. Und alles ist echt, auf der Bühne.

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