Szenario:Von Panthern und Rasierern

Helene Fischer hält Otto Waalkes stand, Mala Emde verzückt und Matthias Brandt bleibt cool: der Bayerische Fernsehpreis 2015

Von Philipp Crone

Mala Emde drängt sich schnell an den Rand der Auffahrt und blickt mit offenem Mund auf das, was da vor ihr liegt. Die 19-jährige Schauspielerin, die später als beste Nachwuchsdarstellerin geehrt wird, kennt das noch nicht: Gala-Abende mit rotem Teppich. So wie der am Freitagabend vor dem Eingang zum Prinzregententheater, auf dem gerade der Musiker Andreas Gabalier einen perfekten Auftritt hinlegt: Er ist sich für keine Blödelpose zu schade, spricht in jedes Mikrofon. Regisseur Joseph Vilsmaier hingegen flaniert nur gemütlich vorbei und antwortet auf die Frage, ob er auch etwas bekommt an diesem Abend: "Ja! Ein Bier." Eine Gala also, irgendwo zwischen bayerischer Lässigkeit und halbwegs weltläufiger Aufregung, so etwas lernt Mala Emde nun kennen - und worauf es ankommt, wenn man sich auf dieser Bühne bewegt.

Zunächst ist bei Felicitas Woll zu sehen, wie man sich über einen Preis freut. Sie nimmt den Blauen Panther als beste Schauspielerin in Empfang und entschuldigt sich. Denn sie hat ihre Notizen für den Fall der Auszeichnung nur auf dem Handy. Also liest sie mit Blick auf das Display einige Namen vor und tanzt dann beschwingt zurück zu ihrem Platz. Matthias Brandt hingegen schafft bei seiner Ehrung als bester Schauspieler die Balance zwischen Routine, Unterhaltung und einer Prise Rührung, die vielleicht sogar nicht gespielt ist. "Blöd ist", sagt Brandt, "wenn man hier nominiert ist und das Taxi nicht kommt." Darum geht sein erster Dank an den Taxifahrer, der ihn durch "fahrerisches Geschick" noch rechtzeitig hergebracht habe. Es gibt in Sachen Humor aber auch noch andere Profis an diesem Abend. Etwa Otto Waalkes, der die Bühne ein Jahr zu spät betritt. 2014 war er der Ehrenpreisträger und verhindert, diesmal kommt er, um Helene Fischer zu ehren. Die Sängerin wird ausgezeichnet, für ihre "Vielseitigkeit", heißt es von der Jury. Sie könne ihren Hit "Atemlos" in 14 verschiedenen Variationen singen. Auch die Jury hat offenbar Sinn für Humor. Und auch Fischer, denn nachdem ihr Waalkes ein Lied geklampft hat, in dem sich Fischers Fön als verwunschener Fernsehpreis ausgibt, dann aber nach einem Erlösungskuss doch nur ein Rasierer ist, meint sie nur lässig: "Das ist der schönste Rasierer, den ich je hatte!"

Anschließend ist Mala Emde an der Reihe. Ihre Laudatorin Esther Schweins ergänzt den Einspielfilm, nach dem die junge Frau schon die Sympathien des Saales hat, um weitere Lobeshymnen, die der 19-Jährigen dann so zusetzen, dass sie auf der Bühne erst einmal vorschlägt, sich hinzusetzen. Und so hocken beide eine Minute nebeneinander - mit glasigen Augen. Emde packt zwar bei ihrem Dank dann den Blauen Panther ganz fest, doch trotzdem wird ihr die Stimme brüchig.

Zuletzt kommt Ehrenpreisträger Jörg Armbruster, der ehemalige ARD-Korrespondent für den Nahen Osten. Er sorgte dafür, wie es im Einspielfilm heißt, dass "die Wahrheit Deutschland erreicht". Horst Seehofer hält sich angenehm kurz und überlässt Armbruster das Mikrofon, der 2013 in Aleppo schwer verletzt wurde. Als der Arzt, der ihm damals das Leben rettete, dann die Bühne betritt, wird sogar der sonst so redegewohnte Armbruster einen Moment stumm. Doch schnell wird er wieder zum Korrespondenten und erklärt, was hier gerade vor sich geht: "Das ist der Mann, der damals meine Arterie im rechten Arm wieder zusammengeflickt hat." So, dass Armbruster heute noch lebt und mit diesem Arm den Blauen Panther stolz nach oben halten kann.

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