SZenario:Sterne ohne Butterbrezen

SZenario: Zwei berühmte Köche unter sich: Eckart Witzigmann (links) und René Redzepi vom Restaurant Noma bei der Filmpremiere im Arri-Kino.

Zwei berühmte Köche unter sich: Eckart Witzigmann (links) und René Redzepi vom Restaurant Noma bei der Filmpremiere im Arri-Kino.

(Foto: Andreas Büttner)

Starkoch René Redzepi kommt zur Premiere eines Dokumentarfilms über sein berühmtes Restaurant Noma ins Arri-Kino

Von Franz Kotteder

Christoph Ott, Geschäftsführer des Arri-Kinos, macht schon bei der Begrüßung die Hoffnungen all jener zunichte, die nur zum Schmarotzen gekommen sind: "Sie werden etwas hungrig sein nach dem Film, wir hätten höchstens Butterbrezen anbieten können." Die aber wären etwas schäbig gewesen, im Anbetracht des Gastes, um den sich an diesem Sonntagabend alles dreht. Der Film, dessen Premiere gefeiert wird, heißt zwar: "Noma - Ein Blick hinter die Kulissen des besten Restaurants der Welt", aber eigentlich geht es darin nur um dessen Chefkoch, René Redzepi.

Redzepi ist selbst gekommen mit seinem deutschen Teamkollegen Thomas Frebel - "er leitet die Forschungs- und Entwicklungsabteilung und lernt gerade, wie ich zu werden", sagt Redzepi - und steht nach dem Film noch kurz Rede und Antwort, bevor er zum Flieger muss. Der Sohn mazedonischer Einwanderer eröffnete 2003 in Kopenhagen das Noma und begründete dort zusammen mit dem Koch Claus Meyer die Stilrichtung der neuen nordischen Küche. Die beruht auf dem Grundprinzip, nur Gerichte zu präsentieren, deren Zutaten aus Skandinavien kommen und die in der jeweiligen Jahreszeit erhältlich sind. Das ist schwieriger, als man annehmen möchte: insbesondere, wenn man sich in der gehobenen Gastronomie bewegt. Redzepi und sein Team haben es aber geschafft, mit teils recht unkonventionellen Zutaten wie Moos, Wurzeln, Rinde und Blüten sehr komplexe Gerichte zu kreieren und damit in den Gourmet-Olymp vorzudringen. Viermal wurde das Noma zum "besten Restaurant der Welt" gekürt. Eine Auszeichnung, die zwar Gold wert ist, andererseits aber auch ein klein wenig fragwürdig, denn wie sagt Redzepi im Film selbst: "Das ist ungefähr so, wie wenn man die beste Farbe der Welt wählt, und das ist dann ein Jahr lang die Farbe Gelb."

Regisseur Pierre Deschamps, selbst gelernter Koch, hat Redzepi und das Noma drei Jahre lang durch Höhen und Tiefen begleitet und nicht immer ganz der Gefahr widerstanden, eine Heiligenlegende auf die Kinoleinwand zu werfen. Aufschlussreich ist der Film trotzdem geworden, man erhält einen guten Einblick in das kulinarische Denken Redzepis. So ist es auch kein Wunder, dass die Münchner Sterne-Gastronomie im Publikum gut vertreten ist, mit Eckart Witzigmann, dem Jahrhundert- und Drei-Sterne-Koch, sowie Jan Hartwig (zwei Sterne, Bayerischer Hof), Tohru Nakamura (ein Stern, Werneckhof) und Michel Dupuis (ein Stern, No. 15) sowie vielen jungen Nachwuchskräften, die vielleicht auf dem Weg zum ersten Stern sind.

Butterbrezen vermisst übrigens niemand, schließlich gibt es auch nichts zu trinken. Statt kostenlosem Premieren-Schampus für alle ist man gehalten, sich selbst aus dem normalen Angebot des Kinos zu versorgen. So kann man einen wohl eher ungewöhnlichen Anblick genießen: Star-Sommelière Paula Bosch mit einem Fläschchen (immerhin roter) Bionade inklusive Strohhalm.

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