SZenario:Pause machen

Christoph Maria Herbst erklärt in München das Geheimnis der Komik

Von Josef Grübl

Vorsätze halten so lange, bis man sie bricht. Das weiß auch Christoph Maria Herbst. Der Mann, der die Halbglatze und den Klodeckel-Bart gesellschaftsfähig machte und den seine Fans für seine rustikalen Sprüche lieben, scheint am Donnerstagabend im Atelier Kino fest entschlossen, mit diesem Image zu brechen. Schließlich ist er Schauspieler und nicht nur der Büro-Widerling aus der "Stromberg"-Serie und dem gleichnamigen Kinofilm. Als sich beim Publikumsgespräch zu seinem neuen Film "Die Kleinen und die Bösen" aber eine Zuschauerin nach dem Gesundheitszustand jenes Hundes erkundigt, der eben noch auf der Leinwand unsanft durch die Gegend flog, bricht Bernd Stromberg wieder aus ihm heraus: "Jetzt reg' dich doch bitte nicht so auf", maunzt er die Dame an. Dann grinst er und fügt hinzu: "Ich weiß, es ist spät."

SZenario: Kamerafrau Leah Striker und Schauspieler Christoph Maria Herbst präsentieren in München ihren Film "Die Kleinen und die Bösen".

Kamerafrau Leah Striker und Schauspieler Christoph Maria Herbst präsentieren in München ihren Film "Die Kleinen und die Bösen".

(Foto: Robert Haas)

So bringt er die Zuschauer zum Lachen, mit sorgfältig eingestreuten Details über das Befinden des Hundes wird dieses immer lauter. Herbst ist ein Meister des Timings, nicht nur was das Platzieren von Pointen betrifft. Zum Gesprächstermin vor der Vorstellung erscheint er 20 Minuten zu spät: Genau richtig, um ein paar, aber nicht zu viele Fotos machen zu müssen, daneben bleibt noch Zeit für ein kurzes Interview. Er nimmt auf einem Sofa im Foyer Platz und erzählt, worauf es im Komödiengewerbe ankommt: "Am wichtigsten sind die Pausen." Man dürfe bloß nicht zu schnell reagieren, sagt er. "Die Komik entsteht ja oft in diesem scheinbaren Vakuum zwischen zwei Figuren, in Blicken oder ungesagten Sätzen." Das habe er auf der Bühne gelernt und später in vielen Kino- und Fernsehkomödien perfektioniert.

Weil man aber als Schauspieler (und als Pointen-King sowieso) schnell in eine Schublade gesteckt wird, übernimmt er zwischendurch auch andere Rollen. So wie in "Die Kleinen und die Bösen", einem wilden Genre-Bastard, der ein bisschen Komödie ist und ein bisschen Familiendrama, in dem Hunde getreten werden und prollige Kleinganoven Pferdefleisch servieren. Nur dass Herbst diesen Widerling gar nicht spielt: Er hat die Rolle von dessen Bewährungshelfer übernommen, einem netten Kerl mit ausgeprägtem Helfersyndrom. "Wir wollten die Figuren nicht zugunsten eines vordergründigen Lachers denunzieren", sagt er, "ich spiele mit angezogener Handbremse." Das hat durchaus Charme, die ganz großen Zuschauermassen mobilisiert man damit aber nicht: Später wird sich der Schauspieler im halb vollen Kinosaal dafür bedanken, dass das Publikum "fast zahlreich erschienen" ist.

Eine Dame im verwegenen Outdoor-Look steht neben ihm. Leah Striker ist die Kamerafrau des Films, sie kommt direkt von Dreharbeiten bei der Bavaria. Allzu viel sagen wird sie aber nicht, dafür beherrscht der Star des Films das Prinzip Pointe-Pause-Pointe zu gut. Der 49-Jährige bringt die Leute gerne zum Lachen, irgendwann vielleicht sogar mal wieder in seiner Paraderolle: "Ich werde Stromberg wieder spielen", verrät er. Allerdings erst in zehn oder zwölf Jahren. "Dann wird es ein Revival geben und die Leute werden sich fragen: Was ist eigentlich aus dem Bernd geworden?"

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