SZenario:Nummernrevue

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Die Fünf, mit Hang zum Überheblichen: Die gesetzten Spieler liefern bei der BMW-Open-Party unterschiedliche Auftritte

Von Thomas Becker, München

Nummer eins und Nummer drei sitzen in der hintersten Ecke, weit weg von der Musik, vom Servus-Griaß-di-Niceto-meet-you-Trubel des Käferzeltes, wo Nummer zwei, vier und fünf Hof halten. David Goffin, der laut Setzliste beste Tennisspieler der BMW Open, und sein Konkurrent Dominic Thiem teilen sich zum Abendessen einen Tisch, der eine hat gefüllte Tomaten auf dem Teller, der andere Kalbsrücken mit Spargel. Der drahtige Belgier und der Österreicher im ziemlich bunten Pulli gehören zu den Top 15 der Tenniswelt, doch wenn sie bei der Players Night des traditionsreichsten Münchner Tennisturniers beim MTTC Iphitos über den roten Teppich laufen, nimmt kaum ein Fotograf die Kamera hoch. David wer? Dominic wie? Das Blitzlichtgewitter donnert bei Anderen los.

Zum Beispiel bei Gael Monfils. Der in jeder Hinsicht exotische Franzose (Vater aus Guadeloupe, Mutter aus Martinique) ist an seinen Rastazöpfen einfach zu erkennen und nicht nur auf dem Platz eine extrem charismatische Persönlichkeit. Selbst ihm gänzlich unbekannte Menschen begrüßt die Nummer zwei der BMW Open mit seinem freundlichsten Lächeln und einem herzlichen Händedruck, auch wenn er eigentlich nur mit dessen Nachbarn, dem Mann vom Welt-Tennisverband, reden will. Nummer fünf neben ihm am Tisch direkt vor der Bühne ist ebenfalls ein Charismatiker, allerdings mit starkem Hang zum Überheblichen: Fabio Fognini, der Italiener, der auf dem Platz ganz gern mal ausfallend wird.

Pocher trifft Profis: Der Comedian (links) ehrt Philipp Kohlschreiber. (Foto: Stephan Rumpf)

Das kann man von Nummer vier nun überhaupt nicht sagen: Der Augsburger Philipp Kohlschreiber erhält an diesem Abend den seit 2009 verliehenen Iphitos Award, dazu die Ehrenmitgliedschaft im Traditionsklub, die erste seit Boris Becker und Michael Stich vor 20 Jahren, und jede Menge warme Worte dazu. Kein Wunder, schließlich ist "der Kohli" mit vier Finalteilnahmen, zwei Turniersiegen und einem Triumph im Doppel der "erfolgreichste BMW-Open-Teilnehmer aller Zeiten", wie Iphitos-Präsident Peter Bosch feststellt. Der Geehrte, früher beim Iphitos in der ersten Männermannschaft aktiv, gibt die Blumen gleich wieder zurück: "Eigentlich müsste ich euch meinen Award geben", sagt er und schickt noch einen Winner hinterher: "Die BMW Open ist sowieso das geilste Turnier." Braver Star.

Wobei: Geil finden es hier ja so einige. Ein ehemaliger Tennis-Profi blickt ins bunte Rund des Käfer-Zelts und meint: "Hier beim Iphitos gibt's aber immer Hasen! Altobelli!" Und schon sind wir bei Oliver Pocher. Der gelernte Versicherungskaufmann ist in der Rangliste krass abgestürzt, wird auch nach seiner Trennung von Sabine Lisicki noch mit Tennis in Verbindung gebracht, hält nun so etwas Ähnliches wie eine Laudatio auf Kohlschreiber und schneidet für die Fotografen Fratzen wie ein Elfjähriger auf Speed.

Patrik Kühnen (links) ratscht mit Gael Monfils. (Foto: Stephan Rumpf)

Derweil kursieren hinter vorgehaltener Hand ein paar wirklich lustige Pocher-Schoten im Saal, es nutzen Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann, Olympiapark-Boss Arno Hartung und BMW-Vertriebschef Peter van Binsbergen die Möglichkeit zum Netzwerken, während viele Spieler vor allem mit ihren Smartphones beschäftigt sind.

Sagen wir mal so: Im Pacha, im Rilano oder im Filmcasino gab es schon mal wildere Spielernächte. Können Goran Ivanisevic oder Stan Wawrinka bestätigen. Doch die sind halt nicht da, genauso wenig wie Juan Martin del Potro, der Hüne aus Argentinien, der in Sachen Charisma ganz vorn liegt und zudem auch noch als Russell-Crowe-Lookalike durchgehen würde. Jung-Star Alexander Zverev glänzt ebenfalls durch Abwesenheit, und so bleibt einem fast nichts anderes übrig, als sich noch einmal in der Abteilung Altobelli umzusehen. Doch, schon schön hier.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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