SZenario:Lästern, lachen, leiden

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Viggo Mortensen ist ergriffen vom eigenen Film, Ilse Aigner erfindet wirre Namenskombinationen und Gustl Mollath schüttelt nur ungläubig den Kopf - München ist wieder im Filmfestbann

Von Philipp Crone

Viggo Mortensen überlegt. Der Mann mit dem glatten kurzen Haar schaut mit gleichgültigem Blick von der Falk's Bar im Bayerischen Hof über den Ballsaal auf all die herumeilenden Filmleute. Mortensen ist müde, leicht genervt, aber höflich, in der rechten Hand hält er ein Weißbierglas. Welcher Moment der schönste war? An einem Tag, an dem ihn der übliche Hollywood-Star-Wahnsinn nicht eine Sekunde losgelassen hat. Mortensen schaut wie in seiner Rolle Aragorn in "Herr der Ringe", als ob er gleich in die Schlacht ziehen müsste. Sein Blick geht in die Ferne, irgendwo zu dem Pulk um Veronica Ferres und Hannelore Elsner. Er sagt: "Als ich während des Films gemerkt habe: Die absolute Stille im Saal kommt nicht daher, dass das Publikum eingeschlafen ist, sondern weil der Film es gepackt hat." Bedächtig, freundlich - so kann der gefragteste Gast diesen Tag überstehen. Einen ganz normalen Filmfest-Eröffnungstag. Zuvor, im Mathäser-Kino, muss sich der 56-jährige Amerikaner durch eine Traube von Autogrammsammlern schreiben, ehe er Filmfestchefin Diana Iljine auf dem roten Teppich begrüßt und mit ihr posiert. Die Fotografen brüllen ihn derart an, doch bitte genau hierhin zu schauen und dieses zu tun, dass Mortensen immer wieder an die Decke sieht. Er wünscht sich vermutlich, dass die Sprenkler endlich loslegen und alle abkühlen.

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