Szenario:Die Flucht vor die Kameras

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Bisher kamen Filme zuerst ins Kino und dann ins Fernsehen. Das ändert sich mit Maria Furtwängler: Die Premiere des Fernsehfilms "Die Flucht" im Münchner Arri-Kino.

Christian Mayer

Früher, als das Fernsehen noch klein war und das Kino groß, feierte die Branche glanzvolle Premieren, wenn ein Film in die Lichtspielhäuser kam.

Jean-Yves Berteloot, Maria Furtwängler und Tonio Arango bei der Premieren-Party in München. (Foto: Foto: dpa)

Der rote Teppich war das Vorspiel für die Galavorstellung, die Leinwand gehörte dem Kino. Und irgendwann, wenn der Film überall durch war, landete er im Fernsehen. Wie sehr sich die Gewichte verschoben haben, zeigt der Mittwochabend im völlig überfüllten Arri-Kino: Bei der Premiere des ARD-Zweiteilers ,,Die Flucht'' herrscht so großer Auftrieb, dass viele Gäste keinen Platz mehr im Saal finden.

Es geht um ein neues Historien-Lehrstück aus der Werkstatt des Produzenten Nico Hofmann, das vor wenigen Tagen bereits im Berliner Delphi-Filmpalast vorgeführt wurde.

Max von Thuns stärkster Auftritt

Und jetzt stehen sie wieder am roten Teppich: ein Heimspiel für Schauspielerin Maria Furtwängler, die im Drama um die Vertreibung 1944/45 die Hauptrolle der edlen ostpreußischen Gräfin spielt.

Zur Premiere ist sie mit ihrer Mutter Kathrin Ackermann erschienen. Furtwängler ist sogleich umstellt von Kamerateams, aber sie hat ja bereits einiges überlebt, nicht nur die Dreharbeiten bei eisiger Kälte vor einem Jahr auf dem Kurischen Haff in Litauen, sondern auch einen Auftritt bei Gottschalks ,,Wetten, dass. . .?'' Die blonde Kühle, sonst als NDR-Tatort-Kommissarin im Dienst, lächelt, als sie auf die Bedeutung der preußischen Tugenden angesprochen wird: ,,Manchmal sind Pflichten wichtiger als die eigenen Interessen.''

Bevor der Zweiteiler am 4. und 5. März im Ersten läuft, lassen sich die Beteiligten also anständig feiern. Die Schauspieler Heino Ferch und Sophie von Kessel feiern mit. Ebenso die Bertelsmann Grande Dame Liz Mohn und ARD-Programmchef Günter Struve, der den Film bereits viermal gesehen und ,,über sieben biblische Jahre'' verfolgt hat.

Nun also München, wo auch die Drehbuchautorin und BR-Fernsehspielchefin Gabriela Sperl zu Hause ist. Der Film-Fernseh-Fond Bayern hat eine halbe Million Euro beigesteuert. Entsprechend stolz ist Staatsminister Eberhard Sinner: ,,Dieser Film trägt zur Aufarbeitug der europäischen Geschichte bei ohne die deutsche Schuld in den Hintergrund drängen zu wollen.'' Wie wichtig das Thema sei könne man auch an der Vertreibung ethnischer Minderheiten in Afrika sehen.

Nur einer fehlt beim Empfang: Der junge Max von Thun, der in ,,Die Flucht'' als verzweifelter Wehrmachtssoldat seinen bisher stärksten Auftritt bietet, muss gerade in Paris einen Film synchronisieren. ,,Für mich ist das Thema der Vertreibung nicht fremd'', erzählt er am Telefon: ,,Auch die Familie meines Vaters, die aus Südmähren stammt, musste ihre Heimat verlassen.''

Nicht im großen Treck, sondern nach Kriegsende; da hatte sein Vater Friedrich von Thun mit seinen drei Jahren schon ein Arbeitslager erlebt. Es gibt noch viele Geschichten über das Drama der Vertreibung - Stoff für Fernsehleute wie Nico Hofmann.

© SZ vom 01.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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