Szenario:Bogenhausener Ernte

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Menschen bauen schon seit Längerem mitten in der Stadt Gemüse und Kräuter an. Michael Käfer erzählt, er habe die Idee aus New York mitgebracht. (Foto: Lukas Barth)

Michael Käfer stellt seinen neuen Dachgarten vor. Dort holen sich die Köche Salbei, Tomaten oder was auch immer sie gerade brauchen

Von Andreas schubert, München

Wenn es darum geht, einen neuen Trend zu schaffen, nehme man eine alte Idee und benenne sie einfach neu, am besten mit einem englischen Begriff. Urban Gardening ist so ein Beispiel. Dass Menschen mitten in der Stadt Gemüse und Kräuter anbauen, ist beileibe nichts Neues. So gibt es in München allerlei verschiedene Gartenprojekte - seien es Generationengärten, Mietergärten oder interkulturelle Frauengärten. Ja, es gibt auch in diesem Sektor fast nichts, das es nicht gibt. Aber wie es halt manchmal so ist, haftet dem Wort Stadtgarten eben so ein onkelhafter Unterton an, man denkt an piefige Schrebergarten-Scheinidylle, in der alles per Dekret strengstens durchreguliert ist. Urban Gardening klingt da schon ganz anders. Und wenn Michael Käfer erzählt, er habe die Idee aus New York mitgebracht, der Trendmetropole überhaupt, dann ist das halt eine verdammt coole neue Sache.

Also wird auch ein entsprechendes Fest auf der Dachterrasse des Käfer-Stammhauses in Bogenhausen gefeiert. Auf der Einladung steht dann "Go Green" - und weil es so schön zusammenpasst, verknüpfe man das Ganze thematisch mit einem Golfturnier, in diesem Fall mit den BMW Open, die am Mittwoch in Eichenried gestartet sind. So sind bei der Dachgarten-Gaudi am Dienstagabend auch die französischen Golf-Profis Grégory Bourdy und Grégory Havret als Ehrengäste zugegen, die bei dem Turnier antreten. Aber um Golf geht es an dem Abend gar nicht allzu sehr, abgesehen davon, dass die beiden Sportler für die Fotografen der bunten Presse mit Golfball und Golfschläger inmitten von Gemüsebeeten posieren.

Es geht ums Gemüse und um eine sinnvolle Nutzung der Flächen in der Stadt. In der Tat ist Käfers Dachgarten ein hübsches Hinterhofensemble geworden, und er freut sich sichtlich über seinen, wie er sagt, Lieblingsplatz. Dort holen sich die Köche dann Salbei, Tomaten oder was auch immer sie gerade brauchen, sie müssen nur ein paar Treppen nach oben steigen. "Wir wollen ein Vorbild sein, für alle Münchner Gärten", sagt Käfer. Und die gut 50 Gäste, die der Eröffnung beiwohnen und Smoothies mit Roter Beete und anderen gesunden Ingredienzien schlürfen, freuen sich mit ihrem Gastgeber. Nur der Regen stört bei der Besichtigung des Idylls. Aber das sei ja gut, meint Käfer. Für die Pflanzen zumindest.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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