SZenario:Beckenranderscheinungen

Wenn Produzenten überlegen, wen sie in den Pool werfen - das ARD-Adventsessen

Von Philipp Crone

"Wen man in den Pool werfen könnte?" Nico Hofmann muss gar nicht lange überlegen. Der Produzent steht am Freitagabend im sechsten Stock des Hotels Bayerischer Hof, blickt über die glatte Wasserfläche des Beckens im Blue Spa und dann über die außen herum versammelten Filmschaffenden. Maria Furtwängler steht da, Ulrike Folkerts, Frank Plasberg oder Christiane Hörbiger. Hofmann lächelt. "Volker und Veronica wären wunderbar." Er meint ARD-Programmdirektor Herres und Schauspielerin Ferres.

SZenario: "Besser wird der Abend nicht" - Anna Schudt (l.) und Bibiana Beglau machen sich an Jörg Hartmann zu schaffen.

"Besser wird der Abend nicht" - Anna Schudt (l.) und Bibiana Beglau machen sich an Jörg Hartmann zu schaffen.

(Foto: Stephan Rumpf)

So aufgekratzt schelmisch kann man schon mal werden, wenn man so ein gutes Jahr hinter sich hat wie UFA-Chef Hofmann. Das Problem ist nur: Beide sind gerade unabkömmlich zum Planschen, Herres und Ferres. Er ist Gastgeber und muss mit Nikolaus-Girls und Gästen posieren, sie möchte derweil ein wenig vorweihnachtlich lauschiges Geblubber in Mikrofone sprechen. Wobei das eher die Ausnahme ist an diesem Abend, an dem die ARD traditionell zum Adventsessen lädt. Nur wenige Darsteller antworten artig, Furtwängler etwa, die ihre Tatort-Kollegen und Kolleginnen als Familie bezeichnet, ein ganz neues Bild, "wir sind alle stolz, dabei sein zu dürfen". Über solche Sätze freut sich der herumgrüßende Herres sicher ganz doll.

SZenario: Ulrike Folkerts posiert derweil ungeschubst am Beckenrand.

Ulrike Folkerts posiert derweil ungeschubst am Beckenrand.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Mehrheit antwortet entweder ernst oder albern, wie Bibiana Beglau, die mit ihrem blauen Kleid den ARD-Ton ordentlich verfehlt hat. Es ist knalltürkis. "Ach, das ist doch das ganz brandneu entworfene junge ARD-Blau", sagt sie, setzt einen mordlüsternen Blick auf und schaut zum Pool. Wurf-Wünsche? "Bei der Fashion Week habe ich das erlebt, da sind sie nachts im Soho-Haus in voller Montur reingehüpft."

Der Abend ist ja auch erst am Anfang. Aber es ist gleich zu spüren, dass hier eine Branche feiert, der es 2015 gut erging. "Das wird bestimmt ein Rekordjahr", sagt Constantin-Chef Martin Moszkowicz, "gerade für den deutschen Film. Etwa mit Schweigers ,Honig im Kopf'. Und wir selbst hatten auch ein Superjahr, mit ,Fack ju Göhte II' natürlich, aber auch anderen. Außerdem haben wir in den USA eine erste große Serie auf ABC gestartet, die ,Shadow Hunters'." Nico Hofmann hatte zuvor bereits die Klein-Serie "Deutschland 83" in Amerika platziert. Die Branche schafft es immer häufiger, in den Filmmarkt No. 1 zu exportieren. Hofmann sagt: "2015 war auch gut, weil ich merke, dass Deutschland bei der Digitalisierung vorne mit dabei ist, aber vor allem: Wir haben derzeit einfach richtig gute junge Schauspieler." Und bei Constantin sind noch immer alle darüber erstaunt, dass der zweite Teil "Fack ju Göhte" sogar überholt hat. "Gerade bei Jugendlichen war der noch erfolgreicher", sagt Moszkowicz und blickt auf den Pool im Schummerlicht. Wen er wohl reinwerfen würde?

Der Gedanke verfliegt, weil Ulrike Folkerts gerade unter Blitzlichtbeschuss genommen wird am Beckenrand. Klaus Behrendt, der Tatort-Kommissar Ballauf, sieht vergnügt zu, wie sein Kollege Jörg Hartmann, der den kaputten Kommissar Faber gibt in Furtwänglers Familie, ebenfalls am Pool lehnt, und zwar mit seiner Tatort-Kollegin Anna Schudt (Kommissarin Bönisch) und Beglau. "Ich bin jetzt Fan!", ruft sie ihm zu wie ein verliebter Teenie, während Schudt so an seiner Krawatte zieht, dass man nicht weiß, ob es ein Zurechtrück- oder Auszieh-Versuch ist. Hartmann genießt und lächelt. "Ich sag' mal: Besser wird der Abend nicht." Wer weiß. Noch immer liegt der Pool ganz spiegelglatt im Kerzenlicht.

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