Diskussion um Nummernschild:Wie M-AH 8888 unsere Leser bewegt

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In dem Auto-Kennzeichen kann man einen Nazi-Bezug sehen. Der Stadt war die Sache unangenehm. Viele Leser hat sie bewegt, auf unterschiedlichste Weise.

Von Sebastian Krass

Warum das Kennzeichen problematisch ist

Am 9. Oktober ist auf SZ.de unter dem Titel "M-AH 8888 ist durchgerutscht" ein Text über ein Auto mit jenem problematischen Kennzeichen erschienen. Problematisch ist das Kennzeichen deshalb, weil "AH" in der rechtsextremen Szene für "Adolf Hitler" steht und 88 für "Heil Hitler" - H ist der achte Buchstabe im Alphabet. Ein Kennzeichen, in dem nur AH oder nur 8888 vorkommt, wäre aus Sicht der Behörden unbedenklich. Es ist in diesem Fall die Kombination, die man als politische Botschaft verstehen kann - wenn man um die Symbolik weiß.

Dem Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR), das auch für die Autozulassung zuständig ist, war die Sache unangenehm: Eigentlich hätte das Kennzeichen gar nicht ausgegeben werden sollen. Man bitte den Halter um einen Tausch des Kennzeichens, natürlich kostenlos.

Behördenfehler
:M-AH 8888 ist durchgerutscht

Autokennzeichen mit Nazi-Bezug soll es nicht geben - trotzdem stand so ein Wagen vor einem Münchner Autohaus.

Von Sebastian Krass

Das Autohaus, auf dessen Parkplatz wir den Wagen gesehen hatten, reagierte abweisend und wollte sich gar nicht dazu äußern - obwohl es in diesem Fall wohl ein dummer Zufall war und das Kennzeichen keine politische Botschaft transportieren sollte. Es konnte eben nur so verstanden werden. Wir hielten das Thema für eine kleine berichtenswerte Kuriosität aus dem Stadtleben, nicht mehr und nicht weniger.

Welch unterschiedliche Reaktionen von Lesern es gab

Aus unserer Auswertung wissen wir, dass der Text online viele Leser gefunden hat. Aber inzwischen wissen wir auch, dass er anscheinend bei vielen einen Nerv getroffen hat. Noch immer erreichen uns mehrere Zuschriften pro Woche, und zwar mit völlig unterschiedlichen Intentionen. Es gab einige polemische bis beleidigende Leserbriefe, die der SZ übertriebene politische Korrektheit oder gar eine Hetzjagd vorhielten. Mehrmals kam die ironisch gemeinte Frage, warum dann noch die Autos aus Hamburg mit HH herumfahren - obwohl im Text darauf eingegangen wurde, dass HH für die Behörden nur in Kombination mit gewissen Zahlenkombinationen als problematisch gelte.

Ein Leser fragt auf Englisch, ob das Auto vielleicht auf einen Chinesen zugelassen gewesen sei. Denn in China sei die 8 ja eine Glückszahl, einmal sei dort die Telefonnummer 8888 8888 für 270 000 Dollar verkauft worden. Aber nein, diesen Hintergrund hatte das Kennzeichen nicht.

Andere Leser bedanken sich: Sie hätten vorher von diesen Symbolen der Rechtsextremen bis dahin gar nicht gewusst. Nun seien ihnen ähnlich verfängliche Nummernschilder aufgefallen, aus Altötting, Garmisch-Partenkirchen, Reutlingen - gleich zwei Zuschriften kamen aus dem Siegerland. Manche schicken auch gleich Fotos mit, verbunden mit der Bitte, wir sollten die Zulassungsbehörden darauf hinweisen. Das aber geht über unsere Aufgabe als Journalisten hinaus.

Inzwischen übrigens ist M-AH 8888 aus dem Verkehr gezogen. Das Nummernschild liege auf dem Schreibtisch einer Mitarbeiterin der Zulassungsstelle, hieß es kürzlich vom KVR.

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