SZ-Serie: Schon gehört, Folge 13:Wie der Vater, so der Sohn

Josef und Richard Strixner sind mit dem Aubinger Vereinsleben eng verwoben. Dass ihre Autowerkstatt auch Nachrichtenbörse, Klubhaus des Burschenvereins und beliebter Platz zum Feiern ist, erscheint da selbstverständlich

Von Ellen Draxel, Aubing

Eigentlich sitzt die Kundin nur im Büro, weil sie darauf wartet, dass ihr Wagen fertig wird. Jetzt aber lauscht sie gespannt den "Strixner-Storys". Senior-Chef Josef Strixner erzählt von den steigenden Anforderungen an die Hygiene, denen er mit seiner Gaststätte "Aubinger Zwicklwirt" gerecht werden muss. Und lässt noch einfließen, wie er neue Pächter testet. Schließlich sei ja nicht jeder dem Stress des Wirte-Daseins gewachsen. Die Augen des 75-Jährigen blitzen, während er seine Geschichten zum Besten gibt. Und als er dann lacht, erfüllt der Klang das ganze Büro. Josef Strixner ist eine Institution in Aubing. Seine Eltern sind schon dort geboren, der Zwicklwirt ist seit 125 Jahren im Besitz der Familie. Als Strixner vor 48 Jahren als junger Kfz-Meister seine eigene Autowerkstatt an der Spieltränkergasse aufbaute, arbeitete er gleichzeitig nebenan in dem Lokal als Gastwirt. Der Zwicklwirt war der Treffpunkt der Vereine, der Bauern, der Aktiven. Dort versammelten sie sich, saßen beim Stammtisch zusammen, trafen sich zum Kegeln in einer Kegelbahn, die es inzwischen nicht mehr gibt. "Bis zehn Uhr abends war bei uns die Gaudi los", erinnert sich Josef Strixner.

Autohaus Strixner in Aubing, Spieltränkergasse 3

Alle beieinander: Mechaniker Marcel Buchner, Adolf Strixner junior, Junior-Chef Richard Strixner, Senior Josef Strixner, Zoran Miovcic, Wirt vom Zwicklwirt, und Adolf Strixner senior (von links).

(Foto: Florian Peljak)

Heute, da die Gaststätte vermietet ist, besuchen die Aubinger das Autohaus, wenn sie das Neueste erfahren wollen. "Sie kommen einfach rein zum Ratschen, weil sie wissen, ich bin da", sagt Strixner und schmunzelt, "sie wollen dann wissen, wann die nächsten Beerdigungen sind und ob alles stimmt, was in der Aubinger Zeitung steht."

Erkennbar ist diese Vernetzungsstelle für Ortsfremde nicht. Auf den ersten Blick hat das Büro der Werkstatt nichts Außergewöhnliches: Computer und Telefon stehen auf dem Schreibtisch, Papier stapelt sich in Ablageboxen. In Regalen neben der Tür stehen verschiedene Fläschchen mit Motorölen nebst diversen Angeboten zu Sommerreifen - Klassiker jeder Autowerkstätte. Stühle und ein kleines Tischchen sollen Kunden die Wartezeit so angenehm wie möglich machen, 95 Prozent der Kunden sind Stammgäste.

Auto Strixner

Feste feiern kann man in der Werkstatt von Josef und Richard Strixner auch bestens.

(Foto: privat)

Erst bei genauerem Hinsehen fällt ein Plakat für ein Judoturnier auf, das seitlich am Regal hängt. Und nur, wer am Tisch sitzt, entdeckt, dass die Prospekte dort nichts mit Lack, PS und Hubraum zu tun haben. Was dort liegt, sind Programme der Neuaubinger Volksbühne und Terminankündigungen des Aubinger Frühjahrssingens. Das Geheimnis ist: Josef Strixner und sein 39 Jahre alter Sohn Richard, der seit zehn Jahren die Geschäfte in der Werkstatt führt, sind beide Networker. Sie engagieren sich in zahlreichen Aubinger Vereinen, sind immer wieder auch als Vorstände aktiv. Der Junior mischt bei den Burschen und den Schützen mit. Der Senior war anfangs ebenfalls beim Burschenverein dabei, dann beim Gesangsverein, "wo ich aber nie gesungen habe". Außerdem bei der Freiwilligen Feuerwehr, bei den Fußballern, beim Motor-Sport-Klub, beim Freiflächenverein und Würfel-Klub - nur um einige "seiner" Vereine zu nennen.

Autohaus Strixner in Aubing, Spieltränkergasse 3

Die Autowerkstatt ist bei den Aubingern beliebt.

(Foto: Florian Peljak)

Vor 40 Jahren gründete Josef Strixner in Aubing zusätzlich eine Zweigstelle des TSV Großhadern für seine Lieblingssportart Judo. "Unsere jugendlichen Sportler sind sehr erfolgreich, wir haben schon Süddeutsche, Bayerische und Deutsche Meister gestellt", erzählt der 75-Jährige nicht ohne Stolz. An die tausend Kinder hätten mittlerweile in Aubing diese Kampfsportdisziplin erlernt. Josef Strixner selbst ist dreimal mit seiner Mannschaft Deutscher Meister im Judo geworden: 1968, 1969 und 1970.

Dass die Autowerkstatt bei dieser engen Verflechtung ihrer Chefs mit dem Aubinger Vereinsleben Jahr für Jahr auch den Kartenverkauf für die Vereins-Events übernimmt, ist da nur folgerichtig. Zumal Richard Strixner vor 18 Jahren als damaliger Vorsitzender des Burschenvereins das inzwischen traditionelle Weinfest mit 4000 Besuchern erstmals ins Leben rief.

Gefeiert wird aber auch so immer wieder auf dem Gelände des Autohauses. Die meisten internen Versammlungen des Burschenvereins finden bei den Strixners statt, im Sommer gibt es Grillfeste unter dem Vordach und im Winter Weihnachtsfeiern in der Reparaturwerkstatt. Die Werkstatt war früher ein Bauernhof: Dort, wo jetzt die Hebebühnen bis zu drei Fahrzeuge hochbocken, wurde noch vor 50 Jahren Getreide gedroschen. Und im heutigen Büro standen damals die Kühe.

Ein Highlight ist der Schäfflertanz auf dem Hof. Alle sieben Jahre sorgen die Strixners dafür, dass die Zunft der Fassmacher nach Aubing kommt und ihre Figuren direkt vor der Autowerkstatt vorführt. Gegessen und getrunken wird anschließend in der Werkstatt. 2019 ist es wieder so weit.

Am Mittwoch lesen Sie: der "Stemmerhof" in Sendling.

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