SZ-Serie: Raus aufs Rad, Folge 3:Abschleppen inklusive

SZ-Serie: Raus aufs Rad, Folge 3: Pech: Ohne Werkzeug, Ersatzteile und handwerkliches Geschick ist man bei einer Radpanne verloren. Doch nun gibt es dafür Abhilfe.

Pech: Ohne Werkzeug, Ersatzteile und handwerkliches Geschick ist man bei einer Radpanne verloren. Doch nun gibt es dafür Abhilfe.

(Foto: Steinach/Imago)

Seit Januar bietet Deutschlands größter Radklub einen kostenlosen Pannenservice. Dessen Einsätze sind bisher überschaubar

Von Gregor Schiegl

Hurtig geht's durch die Natur, über Stock und Stein, der Wind zupft am Haar, und wenn man gerade richtig schön in Schwung ist und noch fester in die Pedale Tritt ist - reißt die Kette. Dann steht man da, mutterseelenallein im Wald, und fragt sich, warum es seit Urgroßvaters Zeiten Pannendienste für Autofahrer gibt, aber der Radler selber schauen muss, wo er bleibt. Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) haben dieses Problem nicht, oder besser: nicht mehr. Seit Januar bietet Deutschlands größter Radklub seinen etwa 160 000 Mitgliedern einen kostenlosen Pannenservice. Wer mit seinem Rad liegen bleibt, wird im Notfall sogar abgeschleppt. Und das nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.

"Die Zeit war reif dafür", sagt die bayerische ADFC-Geschäftsführerin Petra Roew-Husemann. Radfahren ist in, immer mehr Leute schwingen sich in den Sattel, auch Ältere, weil elektrische Fahrräder mit weniger Anstrengung noch weiter tragen. Doch wehe das Technik-Wunderwerk bricht zusammen. Wer kann schon die Elektrik eines Pedelecs reparieren?

Noch steht der ADFC am Anfang mit seinem Pannenservice. Das Netz der beteiligten Radwerkstätten befindet sich im Aufbau. Aber es wächst kontinuierlich. "Wir bekommen täglich neue Anfragen", berichtet Ralf Pergande vom ADFC-Versicherungspartner Pergande & Pöhte in Hamburg. Wie viele Werkstätten schon mitmachen, kann er nicht genau sagen. Um die 1000 schätzt er, wobei das Versorgungsnetz in den Städten dichter sei als auf dem Land. Entsprechend kurz oder lang dauert es auch, bis Hilfe kommt. In entlegenen Gebieten könne es schon sein, dass man mal eine Dreiviertelstunde warten müsse. "Aber das ist bei Autopannen ja auch nicht anders", sagt Pergande. "Wir haben viele positive Rückmeldungen von denen, denen wir helfen konnten."

Da die Radsaison jetzt erst richtig beginnt, sind die Fallzahlen noch recht überschaubar. Bislang rückte der ADFC-Pannendienst etwa 50 mal aus, bundesweit. In München allerdings noch nie - was einerseits erfreulich ist. Andererseits aber doch wieder schade, weil man dann vielleicht einen Erfahrungsbericht aus erster Hand bekommen hätte, wie so etwas in der Praxis genau abläuft.

Herzstück des Pannenservices ist eine 24-Stunden-Hotline. Je nachdem, was kaputt ist, und wann und wo der Radler liegen geblieben ist, wird entweder ein mobiler Pannenhelfer losgeschickt, der das Rad an Ort und Stelle repariert. Oder es wird eine Wegbeschreibung zur nächsten Werkstatt durchgegeben. Bei schwereren Schäden wird das Vehikel samt Gepäck zur nächsten Fahrradwerkstatt oder nach Hause gebracht. Wer unterwegs feststellt, dass ein Reifen etwas mehr Luft vertragen könnte, ist beim Pannenservice allerdings falsch. Zum Aufpumpen rückt der Pannenservice nicht aus. Das würde das System zu teuer machen. Für einen Aufpreis gibt es ein Zusatzpaket mit weiteren Leistungen, die vor allem für Radurlauber interessant sein könnten: Kranken- und Fahrradrücktransport, und wenn alle Stricke reißen: ein Leihfahrrad.

Weitere Informationen im Internet unter www.adfc.de/pannenhilfe.

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