SZ-Serie: Mensch und Tier, Folge 3:"Das ist so cool!"

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Nicole Baumgartner kümmert sich in Hellabrunn um die Tiere im Streichelzoo. Sie hat es mit Zicken und pummeligen Ratten zu tun und mit Elvis

Von Philipp Crone, München

Nicole Baumgartner darf das eigentlich nicht zugeben, Pfleger sollen neutral sein, aber: Sie hat schon ein paar Lieblingstiere. Die 21-Jährige hat die meisten verschiedenen Tiere unter ihrer Aufsicht, sie arbeitet im Kindertierpark. Elvis ist einer der Lieblinge, was allerdings weniger an Baumgartner als vielmehr an dem Ziegenbock mit seiner beeindruckenden Fell-Tolle liegt und dass er der jungen Frau keine Ruhe lässt, sobald sie morgens das erste Mal in das Gehege kommt. "Wenn wir um sieben reinkommen, dann schlafen die meistens noch und liegen auf dem Boden", sagt Baumgartner. Der zweite Liebling kommt dann ein wenig später dran.

Nicole Baumgartner hat mit 16 im Zoo angefangen, nach ihrer Ausbildung ging es gleich in Hellabrunn weiter. Im Streichelzoo sind die Pfleger für sehr unterschiedliche Tierarten zuständig. Zunächst ist Baumgartner morgens beim Gehege der fünf bedrohten Ziegenarten. Sie füttert und sieht nach, ob ein Tier humpelt. Denn den sprichwörtlichen Sündenbock gibt es bei Ziegen wirklich. "Ein rangniedrigstes Tier gibt es immer, das bekommt was ab, wir müssen aufpassen, dass es nicht zu extrem wird." Elvis, der achtjährige Bock, stellt sich neben ihr an den hüfthohen Zaun und würgt, als er seinen Hals abklemmt. Baumgartner schiebt ihn zurück. Der Zaun ist kein Hindernis für die Tiere. Sie könnten darüber springen. "Es gab oft die Situation, dass Besucher beim Fotoautomaten anstanden und die Tiere dann in der Hoffnung auf Futter über den Zaun gesprungen sind und zum Automaten und den Besuchern liefen."

Die 21-jährige Nicole Baumgartner mit dem Bock Elvis. (Foto: Robert Haas)

Elvis, der anhängliche Bock, lässt immer wieder Kotkugeln fallen. "Man kann sagen: Je größer die Tiere, desto mehr Dreck machen sie. Und Ziegen machen den meisten, weil die im Gehen kötteln. Die können den ganzen Tag."

Henriette hingegen ist ziemlich entspannt und pflegeleicht. Die Fette Sandratte, heimisch in den Wüsten Afrikas, sitzt in ihrem Terrarium und lässt sich auf die Hand nehmen. Sie ist zahm und wird bei den kleinen Shows im Streichelzoo eingesetzt, bei denen die Tiere zum Beispiel durch Parcours laufen oder Alpakas von Kindern geführt werden dürfen.

"Die Sandratten sind aber echt nicht fett", sagt Baumgartner, "höchstens ein bisschen pummelig." Die 21-Jährige wollte unbedingt in den Bereich des Streichelzoos, "nicht nur die Tiere von außen anschauen". Baumgartner kommt oft auch privat in den Zoo, was Elvis selbstverständlich nicht entgeht. Aber die junge Frau weiß natürlich, dass es bei dieser scheinbaren Zuneigung nicht um sie geht. "Bei den Tieren geht alles über das Futter." Neben Henrikes Terrarium stehen Stapel mit leeren Eimern, ein Kollege bereitet für den Nachmittag schon die verschiedenen Futtersorten vor. Die Ziegen bekommen Gras im Sommer, Heu im Winter, Salat gibt es für die Nager, dazu jeweils Kraftfutter in Pellets, die aus Getreide und Mineralien bestehen, oder sogenannten Cobs, gepresstem Heu. Alles wird in einer Menge ausgeteilt, die mit den Tierärzten in Hellabrunn abgesprochen wird und die auf Tafeln in den Räumen aushängt.

Nach Ratte Henrike kommt Lea, ein Pony. Baumgartner geht über das Kopfsteinpflaster des kleinen Streichelzoo-Dorfes rüber zu den Ponys und Alpakas. "Lea ist fünf Jahre alt und unglaublich zickig." Das Tier will permanent Aufmerksamkeit, sagt die Pflegerin, auch Lea sei eines ihrer Lieblingstiere. "Ein Shetlandpony wird bis zu 40 Jahre alt." Also ist noch genug Zeit für Zickereien, von denen Baumgartner dann auch im Freundeskreis erzählen kann. Denn eines ist für die junge Frau auch sehr schön an ihrem Beruf. "Wenn ich erzähle, was ich mache, oder von einem Tag im Zoo berichte, heißt es fast immer: Das ist sooo cool!"

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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