SZ-Lesercafé:Beim Grün sieht mancher rot

Die von starken Betonwänden gesäumte Hochpromenade mitten in der Garmischer Straße gehört zu den zentralen Themen beim "SZ-Lesercafé". Auch der fehlende, separate Radweg wirft Fragen auf

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

In den Baumschulen in München und Umgebung müssen sich die Reihen stark gelichtet haben. Denn dort, wo sich früher die Autolawine des Mittleren Rings quer durch Sendling-Westpark wälzte, pflanzen die Gärtner schon seit Monaten Strauch um Strauch, Baum um Baum. Aber nicht alle Anwohner sind zufrieden damit, wie die Stadt die Oberflächen gestaltet, nachdem nun der Großteil des Autoverkehrs durch den Untergrund rollt.

Beim "SZ-Lesercafé" am Dienstag dieser Woche war vor allem die neue, 850 Meter lange, von starken Betonwänden gesäumte Hochpromenade mitten in der Garmischer Straße das große Thema. "Bei uns in der Nachbarschaft wird das schon der Elefantenzoo genannt", berichtete Cornelia Grütz, die in der Krüner Straße wohnt, "wo es jetzt viel ruhiger ist". Am Beton der Hochpromenade stört sie sich aber. In ihren Augen ist er so dunkel, dass er eine triste Wirkung entfaltet, wie eine Sperre abweisend wirkt und die beiden Seiten des Viertels fast so teilt, wie das früher die Autokolonnen getan haben.

Heckenstallerpark in München, 2017

Am Heckenstallerpark stehen schon die Bäume und Bänke.

(Foto: Catherina Hess)

Ähnliche Reaktionen hatte es auch im Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark gegeben, als der oberste Tunnelbauer, Johann Wittmann aus dem Baureferat, die neue Welt an der Oberfläche skizzierte. Vor allem die Grünen kritisierten die "massive Betonbarriere". Ein paar Wochen später, im März 2016, erklärte dann Architekt Tilman Latz, warum es den dicken Beton braucht. Er dient dem Schutz der Fußgänger auf der zehn Meter breiten Promenade vor den Autos, die noch die Garmischer Straße nutzen. Günter Keller (SPD), der BA-Vorsitzende in Sendling-Westpark, kennt diese Klagen, kann aber die Gründe der Planer nachvollziehen.

Eine Frage aber, die zum Beispiel auch den SZ-Leser Rainer Killi umtreibt, beschäftigt auch ihn: Genügt es, wenn es entlang der Garmischer Straße keinen gesonderten Radweg gibt, sondern nur einen auf der Straße eingezeichneten? Und was tun die Radler, wenn sie die Bushaltestellen passieren wollen, müssen sie dann hinter dem Bus warten oder ihn gar überholen? Er hat sich deshalb bereits an das Kreisverwaltungsreferat gewandt.

Alfred Nagel, der CSU-Fraktionssprecher im BA, sieht die Hochpromenade etwas positiver. Von den Sträuchern und Bäumen, die jetzt über der Tunneldecke erst einmal Wurzeln fassen müssen, erhofft er sich viel. Und er achtet darauf, dass auch wirklich alles Grün gepflanzt wird, was versprochen wurde. Insgesamt, so seine Rechnung, müssten vom Heckenstallerpark bis zur Garmischer Straße mindestens 1630 Bäume neu gepflanzt werden, um das Defizit auszugleichen, das durch die Fällungen für den Tunnelbau entstanden ist. Wie genau sie das bewerkstelligen wollen, werden die städtischen Experten den BA-Mitgliedern bei einer Führung Anfang Juli entlang der gesamten Route darlegen.

Bepflanzung der Garmischer Straße in München, 2017

Fertigstellung in Sicht: An der Garmischer Straße muss noch einiges erledigt werden.

(Foto: Catherina Hess)

Ein bestimmter Baum hat es dem Bezirksausschuss ohnehin angetan. Auf Antrag der Grünen - und auf Anregung des Seniorenbeirats Richard Stahnsdorf - setzte sich das Gremium bei seiner Sitzung in dieser Woche mehrheitlich dafür ein, dass vor dem Altenheim St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz wieder eine Kastanie gepflanzt wird. Der Baum, der früher dort stand, musste dem Tunnelbau weichen. Die Symmetrie, die mit der noch auf der Ostseite stehenden Kastanie bestand, war dahin. Nun habe man vor dem Altenheim andere Bäume gepflanzt. Im Sinne der historischen Symmetrie, die besonders die älteren Bewohner im Viertel gut in Erinnerung hätten, sei eine Korrektur unumgänglich - damit der markante einzelne Eckbaum wieder seinen Zwilling bekommt.

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