SZ-Gefahrenatlas:Was sich für Radfahrer in München verbessert hat

SZ-Gefahrenatlas: Oberbürgermeister Dieter Reiter begutachtete 2014 eine der gefährlichen Stellen, die von SZ-Leser mit am häufigsten genannt wurde: die Strecke vom Marien- zum Odeonsplatz. Eine neue Radlroute über Sparkassen- und Alfons-Goppel-Straße soll die Situation irgendwann entschärfen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter begutachtete 2014 eine der gefährlichen Stellen, die von SZ-Leser mit am häufigsten genannt wurde: die Strecke vom Marien- zum Odeonsplatz. Eine neue Radlroute über Sparkassen- und Alfons-Goppel-Straße soll die Situation irgendwann entschärfen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Vor drei Jahren haben die SZ-Leser die aus ihrer Sicht gefährlichsten Stellen für Radfahrer in München gesammelt.
  • Oberbürgermeister Dieter Reiter versprach, die Verkehrspolitik zur Chefsache zu machen.
  • Getan hat sich allerdings bislang noch nicht allzu viel, wie sich bei einem Termin mit Münchens Stadtbaurätin zeigte.

Von Thomas Anlauf

Mehr als 5500 Hinweise auf gefährliche Stellen für Radfahrer und Fußgänger haben Leser der Süddeutschen Zeitung in den interaktiven SZ-Gefahrenatlas eingetragen. Das Ergebnis der vierwöchigen Aktion übergab die SZ der Stadtverwaltung, die versprach, die genannten Problemstellen genauer zu untersuchen und bei Bedarf zu entschärfen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter sagte daraufhin, die Verkehrspolitik wolle er zur Chefsache machen und das Thema "ganz nah" bei sich haben. Das war vor mehr als drei Jahren. An diesem Mittwoch, mehr als 1100 Tage nach der SZ-Aktion, stellte Stadtbaurätin Elisabeth Merk vor, was sich bei den 20 am häufigsten genannten Problemstellen getan hat. Eine Auswahl:

Marienplatz - Odeonsplatz: Hier trafen nicht nur Radfahrer und Fußgänger, sondern auch Taxis in der Dienerstraße sowie Linienbusse am Marienplatz aufeinander. OB Reiter versprach 2014, insbesondere das Problem der Nord-Süd-Querung der Altstadt für Radler noch im selben Jahr zu lösen. Seit Februar 2016 ist der Marienplatz zu einer reinen Fußgängerzone geworden, Radfahrer dürfen nicht mehr durchfahren. Gut für Fußgänger, schlecht für die Radler. Sie sollen seither über den Viktualienmarkt und die Sparkassenstraße zur Maximilianstraße und weiter durch die Alfons-Goppel-Straße radeln, die erst noch einen Fahrbahnbelag statt des Kopfsteinpflasters erhalten soll.

Odeonsplatz und Brienner Straße: Die unklare Verkehrsführung am Odeonsplatz ist laut Merk "leicht angepasst worden". In der Brienner Straße wird als Übergangslösung geprüft, sie in eine Einbahnstraße für Autos und gegenläufig den Radverkehr zuzulassen. Hauptkritikpunkt hier war, dass die Straße für Autos und Radler zu eng sei. Eine grundsätzliche Umgestaltung beider Problemstellen ist aber erst nach Ende des Umbaus des Altstadtringtunnels voraussichtlich 2020 zu erwarten.

Stachus und nördlich davon: Als "Ampel des Grauens" bezeichnete ein SZ-Leser die Querung des Stachus für Radler und Fußgänger. Durch die Menge an Menschen ist kaum ein Durchkommen für Radler, zudem ist die Ampelschaltung extrem kurz. Hier winkt das Planungsreferat ab, weil die Ampelschaltung auf die Trambahnen eingestellt ist. Erst wenn das Umfeld des Hauptbahnhofs neugestaltet wird, kann über eine bessere Furt diskutiert werden. Die Kreuzung Lenbachplatz, Stachus, Sophienstraße und Elisenstraße gilt als komplexer Knotenpunkt. Im April hat der Stadtrat beauftragt, die Einrichtung von "Radverkehrsanlagen" in der Elisenstraße zu prüfen. Immerhin, auch die angrenzenden Kreuzungen sollen jetzt nach Verbesserungsmöglichkeiten für Radler und Fußgänger untersucht werden.

Sendlinger-Tor-Platz: Hier passiert erst einmal lange nichts - bis die U-Bahn-Station umgebaut ist. Wenn der Platz 2022 wiederhergestellt ist, soll auch die Radverkehrsführung neu geregelt werden. In der Blumenstraße soll ein Radstreifen und für Radler eine Linksabbiegemöglichkeit in die Lindwurmstraße geschaffen werden.

Minimallösung an der Rosenheimer Straße

Schwanthalerstraße: Sie gilt als Unfallschwerpunkt, für Radler gibt es auf der breiten Autotrasse keine eigene Spur. Das Planungsreferat teilt nun mit, dass es grundsätzlich möglich wäre, stadteinwärts eine Fahrspur für einen Radstreifen zu opfern. Allerdings will die Stadt abwarten, bis bekannt ist, wie dort die Verkehrsprognose für 2030 aussieht.

Lindwurmstraße: Der Radweg sei in schlechtem Zustand und zu schmal, es gebe zu viele schlecht einsehbare Kreuzungen, kritisierten viele SZ-Leser. Der ADFC forderte deshalb eine Radspur auf der Fahrbahn. Zudem ist die Unterführung beim Kreisverwaltungsreferat gefährlich für Radler und Fußgänger. Im Rahmen eines Verkehrsversuchs ist nun während der Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke in der Unterführung ein Radstreifen. Sonst ist bislang nicht viel passiert, dabei gilt die Verbesserung der Situation für Radler dort wie in Kapuziner- und Rosenheimer Straße als "Leuchtturmprojekt". Irgend etwas wird also dort irgendwann geschehen.

Rosenheimer Straße: Bereits 2014 hätte die stark befahrene Straße, in der es bis heute keine Radspur gibt, umgestaltet werden sollen. Seit dem Sommer ist eine Minimallösung umgesetzt, nämlich als Verkehrsversuch Tempo 30 zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße. Das Ganze gilt aber zunächst nur für ein Jahr. Derzeit werden die besonderen Gefahrenstellen an der Balanstraße und der Orleansstraße, wo plötzlich die Radwege auf der Straße enden, etwas entschärft.

Berg-am-Laim-Straße - Innsbrucker Ring: Die Kreuzung galt als gefährlich, Autofahrer haben beim Einbiegen auf den Mittleren Ring oft Radler übersehen. 2016 wurde deshalb die Verkehrssteuerung, die Markierung und Beschilderung an der Kreuzung verbessert. Die Verkehrssituation wird aber von Mitarbeitern des Kreisverwaltungsreferats weiter beobachtet.

Rotkreuzplatz: Trotz des Umbaus 2013 kritisierten SZ-Leser im Gefahrenatlas, dass der Platz unübersichtlich sei, Radler würden von Autofahren oft abgedrängt. Die Stadt sieht hingegen "eine wesentliche Verbesserung für den Radverkehr im Vergleich zur Vorher-Situation", räumt aber ein, dass für Radler und Fußgänger nur wenig Raum auf ihren Trassen bleibt.

Laimer Unterführung: Hauptkritik war, dass die Röhre für Radler und Fußgänger zu eng sei. Auch die Stadt sagt nun, die Erweiterung der Unterführung für Fußgänger, Radler, aber auch für Busse beziehungsweise Trambahnen sei "zwingend erforderlich". Allerdings ist mit einer Umgestaltung erst mit oder nach den Bauarbeiten zur zweiten Stammstrecke zu rechnen.

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