SZ am Gardasee:Zelten war gestern

SZ am Gardasee: Zum ersten Mal "glampen" Carmen Stollberger und Maximilian Frosch, die bisher als "Normalzelter" unterwegs waren.

Zum ersten Mal "glampen" Carmen Stollberger und Maximilian Frosch, die bisher als "Normalzelter" unterwegs waren.

(Foto: David Costanzo)

Immer mehr Urlauber frönen dem Glamping, dem glamourösen Bruder des Campings. Ein Vergleich zeigt, dass im Zelt schlafen keine Frage des Preises ist.

Von Elisa Britzelmeier und David Costanzo

Wo ist die Bettwäsche? Auf der Matratze liegen weder Bezüge noch Decke. Sonst findet sich doch fast alles in der noblen Unterkunft - Käsereibe, Liegestühle, Ledersessel, aber keine Laken. Also zurück zur Rezeption, die im Del Garda Village in Peschiera am Südufer wie eine Poststation mit sechs Schaltern aufgebaut ist. Lenzuola, per favore! Gibt's, aber gegen Aufpreis.

So also beginnt der Urlaub, wenn man es mit Glamping versucht - dem glamourösen Camping. Rund um den Gardasee verändern sich die Campingplätze: Immer weniger Urlauber greifen zu Hammer und Hering, immer mehr buchen Mobile Homes, Lodges und Luxus-Zelte, wie dieses, namens "Coco Sweet Honeymoon", das erst seit Juli im Angebot ist. Den Trend kann man auch am Fuhrpark erkennen: gehobene Mittelklasse, meist aus den Niederlanden und aus Deutschland.

Auf dem "echten" Campingplatz, nur ein paar hundert Meter weiter, der Selbstversuch mit dem Zwei-Mann-Zelt. Hier gibt es immerhin noch Plätze ohne festinstallierte Unterkünfte. Erste Erkenntnis: Fast niemand zeltet mehr. Und wenn, dann in Zelten, in denen man stehen kann. Die kleineren Ausgaben dienen höchstens als Gepäckzelt, man schläft im Wohnwagen.

Zweite Erkenntnis: Ein Zelt allein aufzubauen, ist so gut wie unmöglich. Wie gut, dass die Nachbarn sofort Hilfe anbieten - auf Deutsch. Sie kommen aus Gemünden in Unterfranken und fahren seit zehn Jahren mit dem Wohnwagen an den Gardasee. "Wir sind Camper", sagt Andrea, 49, als werde man so geboren. Ähnlich sieht das Carmen Stollberger, die Nachbarin in der Glamour-Unterkunft. "Wir sind keine Hotelurlauber", sagt die 22-jährige Prozessingenieurin aus Würzburg. "Noch nicht", fügt ihr drei Jahre älterer Freund Maximilian Frosch hinzu, der in München studiert.

Campen mit Terrasse und kleiner Garage

Eigentlich seien sie "Normalzelter". Sie glampen das erste Mal. Maximilian kam mit dem Rad von Innsbruck aus, Carmen hatte keine Lust, allein das Campingzeug zusammenzupacken. Selbst die Spülschüssel hätten sie sich sparen können. Alles da. In der Küche ist Glamping nobel. Und auch die Größe passt. Zweieinhalb Meter Breite und fast fünf Meter Tiefe, wobei die Terrasse vor dem Eingang eingerechnet ist - das entspricht einer kleinen Garage. Unter dem Stoff verbirgt sich ein festes Kuppeldach. Das Zelt ist damit eher ein Planwagen, es steht auch auf Rädern.

Das Dach hält die Hitze ab und den Regen draußen. Der schüttet in der Nacht, im Zelt spürt man das. Ein Pulli wird nass, weil er zu nah an der Wand liegt. Und das Handtuch hängt noch draußen auf der selbstgebastelten Wäscheleine. Aber im Schlafsack ist es trotzdem gemütlich. Wer braucht schon Bettwäsche! Rund um das Zelt gibt es genug Platz, das Auto kann direkt daneben parken, trotzdem bleiben locker vier Meter Wiese frei zum Nachbarn.

Glamourös ist beim Glamping dann doch nicht alles

Beim Glamping stehen die Zeltwagen dagegen bis auf einen Meter dicht an dicht gedrängt, man kann es nebenan gut hören, als um sieben Uhr der Wecker klingelt. Carmen und Maximilian brechen zum Wandern auf dem Monte Baldo auf. Zum gemeinschaftlichen Klo- und Duschhäuschen sind es gut 150 Meter. Die Glamping-Zelte haben zwar Strom und Licht, aber nur einen Zehn-Liter-Kanister für Wasser. Die Atmosphäre ist auf beiden Plätzen ähnlich: man sitzt draußen, am Pool startet morgens um zehn die Kinderanimation.

Und der Preis? 69 Euro die Nacht kostet Glamping in der Hochsaison, in der Nebensaison geht es bei 39 Euro los, dazu womöglich 29 Euro für die Reinigung und neun Euro, wenn man Bettwäsche leihen muss. Der einfache Stellplatz für Zelt oder Camper kostet aber auch 28 Euro, dazu 15 Euro pro Person, macht für zwei Menschen 58 Euro in der Hochsaison. Die billigsten Hotels am See kosten auch nicht allzu viel mehr, sagen die Camper.

"Die Leute denken immer, man geht wegen der Preise campen", sagt Andrea vor ihrem Wohnwagen, "dabei geht es um das Gefühl". Und das ist dann recht ähnlich, egal ob Glamour oder nicht.

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