SZ-Adventskalender:Vom Pfarrhaus aus in die ganze Stadt

Die "Flexiblen Hilfen" der Katholischen Jugendfürsorge kümmert sich um die stetig wachsende Zahl minderjähriger Flüchtlinge und startet für sie, aber auch für bedürftige junge Münchner, neues Wohnprojekte

Von Birgit Lotze, Sendling

Bis vor einem Jahr kümmerten sie sich bei der Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge vor allem um junge Mütter und männliche Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Münchner Familien. Sie förderten deren soziale Fähigkeiten, bauten schulische oder berufliche Perspektiven auf und halfen auch sonst bei der Entwicklung einer Lebensperspektive. Doch mit der Ankunft der vielen jungen Flüchtlinge, die ohne Eltern oder andere Verwandte auf sich gestellt sind, hat sich die Kreis an Bedürftigen für das Sozialpädagogisch betreute Wohnen-Flexible Hilfen (SBW) nicht nur vergrößert, sondern auch und verändert.

Im Grunde verstehen sich die Flexiblen Hilfen mit Ulrich Pointner als Leiter und Koordinator als Sendlinger Einrichtung. Doch auf ein einziges Viertel ist der Dienst längst nicht mehr beschränkt. Nach und nach wurden auch in anderen Stadtteilen Wohngruppen und Anlaufstationen aufgemacht. In Neuhausen an der Landshuter Allee wohnen neun junge Mütter mit ihren Kindern zusammen in einer Wohnanlage, in Pasing unterhalten die Flexiblen Hilfen eine teilbetreute Wohngruppe für junge Frauen, eine für junge Männer in der Au. Seit vergangenen Winter sind fast sämtliche neue Klienten junge Flüchtlinge. Seitdem betreiben die Flexiblen Hilfen erstmals ein ganzes Haus an der Meindlstraße in Sendling, ein ehemaliges Pfarrhaus, das lange leer stand. 30 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge sind dort untergebracht. Kürzlich ist ein zweites Haus in Betrieb gegangen, ein Wohnprojekt für 50 Jugendliche von 14 Jahren an in der Theodolindenstraße in Harlaching. Zwei Gruppen sind bereits aufgemacht, zwei weitere Gruppen sollen in den nächsten Wochen einziehen. Um die Arbeit mit den jungen Flüchtlingen leisten zu können, wurde die Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren nach und nach von 45 auf 80 aufgestockt, es sollen bald noch mehr werden. Wer dort arbeitet, ist meist Sozialpädagoge. Es sind auch Psychologen dabei und Mitarbeiter in der Verwaltung.

Die Betreuer begleiten die jungen Flüchtlinge durch unterschiedliche Stadien. Das Haus an der Meindlstraße ist eine Durchgangsstation, eine Erstaufnahmeeinrichtung. Anfang des Jahres verbrachten die Neuankömmlinge dort oft ihre ersten drei Monate in Deutschland. Die Verweildauer werde laufend kürzer, sagt Pointner. Inzwischen wechseln die Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren manchmal bereits nach einer Woche in andere Unterkünfte, die oft in anderen Städten liegen.

In den Wohngruppen in Harlaching werden junge Flüchtlinge für zwei bis drei Jahre aufgenommen. Auch in den kleineren Wohngemeinschaften, die über die ganze Stadt verteilt sind, kommen die jungen Flüchtlinge unter. Meist wohnen sie dort in Dreier- oder Vierer-WGs und werden dann noch stundenweise betreut. Hier geht es darum, den jungen Männern als Schüler und Auszubildende einen guten Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, sagt Pointner. Bis vor einigen Monaten seien in den WGs die Flüchtlinge in der Minderheit gewesen. Das habe sich inzwischen geändert.

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Die Kirche als großer Geldgeber steht hinter den Flexiblen Hilfen, schließlich ist die Katholische Jugendfürsorge in Oberbayern mit 2500 Mitarbeitern vertreten. Als Träger des Hauses finanziert sie zusätzlichen Deutschunterricht, aber auch Spieleabende, Fußballturniere oder Ausflüge ins Deutsche Museum und zum Olympiaturm. Doch die Mittel reichten nie, gebraucht werde vor allem ein Verfügungstopf für Notsituationen, sagt Ulrich Pointner. Die meisten jungen Flüchtlinge seien laufend "hart am Sparen", um zumindest einen Teil der Anwaltskosten für das Asylbewerberverfahren zu finanzieren - die Flexible Hilfe stocke da manchmal um 200 Euro auf, erzählt Pointner. Anderen werde ein Buch für die Ausbildung finanziert, eine Winterjacke, auch ein Teil für die Wohnungsausstattung - meist für Heranwachsende, die die Obhut der Flexiblen Hilfen verlassen und nach und nach auf eigene Füße gestellt werden.

Bislang geht es nur um junge Männer. 85 Prozent der Flüchtlinge unter 18 Jahren, die in Deutschland ankommen, sind männlich. Die Flexiblen Hilfen wollen bald auch geflüchtete Mädchen erreichen, sagt Pointner. Vor allem an diejenigen denke man, die als junge Mutter oder Schwangere nach München kommen oder kurz darauf schwanger werden.

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