SZ-Adventskalender:"Uns hat das alles sehr geholfen"

SZ-Adventskalender: So viele Spenden erreichten Menschen durch Ihre Hilfe.

So viele Spenden erreichten Menschen durch Ihre Hilfe.

(Foto: SZ-Grafik)

Ein Schreibtisch, eine Kücheneinrichtung, eine Nähmaschine oder Spezialschuhe: Was sich Menschen mit wenig Geld durch die Spenden der SZ-Leser leisten konnten.

Von Florian Fuchs, Bernd Kastner, Inga Rahmsdorf, Monika Maier-Albang

Kranke und behinderte Kinder, traumatisierte Flüchtlinge, Familien in Not und alte Menschen, die pflegebedürftig sind: Sie standen im Mittelpunkt der 66. Spendenaktion des "Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung". Vier von ihnen berichten stellvertretend, was die Zuwendung der SZ-Leser Menschen in schwierigen Lebenslagen bedeutet.

Platz für Hausaufgaben

Die Hausaufgaben macht er jetzt noch viel lieber. Rechnen zum Beispiel, das hat Michael schon immer viel Spaß gemacht. An seinem alten Schreibtisch hatte er aber Probleme, wenn er die Schul-Hefte herausholte. Der alte Schreibtisch in seinem Kinderzimmer war klapprig, er hat gewackelt, an ordentliches Arbeiten war kaum zu denken.

Der damals 13-Jährige hat sich also vor einem Jahr einen neuen Schreibtisch gewünscht, damit er die Hausaufgaben nicht mehr auf diesem klapprigen alten Teil machen oder an den Esstisch ins Wohnzimmer ausweichen muss. Mit den Spenden der SZ-Leser hat es nun endlich geklappt. Mutter Rita S. und Michael sind in ein Möbelhaus gegangen, der Schüler hat sich einen Tisch aus dunklem Holz mit genügend Platz und Schubladen ausgesucht, in denen er seine Hefte und Stifte aufbewahren kann. "Der Tisch", sagt er, "gefällt mir super. Vielen Dank, ich freue mich total."

Michael leidet an Epilepsie, sein linker Arm ist motorisch gestört. Trotzdem treibt er viel Sport, gerne spielt er Basketball, oft geht er mit seiner Mutter schwimmen. Früher hatte er häufig Anfälle, dann ist er einfach umgekippt, die Muskeln verkrampften. 2009 starb sein Vater an Lungenkrebs, wenige Monate später fuhr Rita S. mit ihrem Sohn nach Paris, für eine spezielle Operation. Die Ärzte zerstachen einen gutartigen Tumor im Gehirn des Buben, seitdem geht es Michael besser. Er nimmt Medikamente, seine Anfälle sind so gut wie weg, stattdessen starrt er jetzt manchmal vor sich hin. "Aber das ist lange nicht so schlimm", sagt seine Mutter.

Die Spenden der SZ-Leser benutzte S. auch, um einen Teil der Küche neu einzurichten. Der Ofen war kaputt, manche Schränke hatten gar keine Türen mehr. S. arbeitet neben der Pflege ihres Sohnes im Einzelhandel, das Geld ist stets knapp. Jetzt, mit der neuen Küche, kann sie ihren Sohn auch wieder besser verpflegen, der Alltag insgesamt ist ein wenig einfacher geworden. Und Michael hat plötzlich auch Spaß, in der Küche zu helfen und zusammen mit seiner Mutter etwas zu kochen. "Uns hat das alles sehr geholfen", sagt S. "Es hat Spaß gemacht, mit Michael ins Möbelhaus zu gehen und etwas aussuchen zu können."

SZ-Adventskalender: Michael an seinem neuen Schreibtisch.

Michael an seinem neuen Schreibtisch.

(Foto: Catherina Hess)

Positiv in die Zukunft blicken

Dieses Lächeln! Diese Kraft! Beides ist in Erinnerung geblieben vom Besuch bei Familie M. vor einem Jahr. Die Eltern sind nicht verbittert, nicht verzagt, sie blicken positiv in die Zukunft, trotz allem. Ein wenig hilft dabei, was sie sich vom Geld der SZ-Leser geleistet haben: einen Wäschetrockner und eine Nähmaschine. Aber was heißt schon "geleistet". Die Geräte sind kein Luxus, sie helfen, das Leben ein bisschen einfacher zu machen und Geld zu sparen.

Aus Afghanistan sind die Eltern mit ihren fünf Kindern geflohen, 2011 war das, der Weg führte sie über Moskau und die Ukraine, mal mit dem Auto, mal zu Fuß, die Reise dauerte Wochen. Nächtelang hat der Vater einen der Söhne getragen, weil er so stark behindert ist, dass er kaum laufen kann. In der Heimat hatte es für ihn und seine beiden anderen behinderten Brüder nichts gegeben, keine Förderung, kaum medizinische Hilfe.

Rostam, einer der Söhne, braucht weiterhin rund um die Uhr Betreuung, er kann nicht sprechen, muss sich immer wieder erbrechen. Deshalb muss die Mutter so viel waschen, deshalb wurde die Kleidung kaum trocken, deshalb ist der Wäschetrockner so hilfreich.

So können Sie spenden

Wer helfen will, wird um ein Geldgeschenk gebeten, Sachspenden können leider nicht entgegengenommen werden. Bareinzahlungen sind von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 18 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9.30 bis 16 Uhr im SZ-Servicezentrum, Fürstenfelder Straße 7, möglich. Sicher online spenden können Leser im Internet unter www.sz-adventskalender.de. Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich.

"Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V." Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00

BIC: SSKMDEMM

Spenden sind steuerlich abzugsfähig; bis zu einem Betrag in Höhe von 200 Euro reicht der vereinfachte Nachweis. Bei Spenden in Höhe von mehr als 200 Euro senden wir Ihnen die Spendenbestätigung zu, sofern auf der Überweisung der Absender vollständig angegeben ist. Jede Spende wird ohne Abzug dem guten Zweck zugeführt. Alle Sach- und Verwaltungskosten, die entstehen, trägt der Süddeutsche Verlag.

www.facebook.com/szadventskalender

Und Dank der Nähmaschine lassen sich Kleidungsstücke flicken, man kann ja nicht immer neue Anziehsachen kaufen, erzählt Shaiera, die Tochter. Sie ist 20 und eine große Stütze für die Eltern und die Brüder. Sie besucht die 11. Klasse der Fachoberschule, und ihr großes Ziel ist es, einmal Medizin zu studieren. Vom Spendengeld hat sie sich einen eigenen Schreibtisch gekauft und einen Computer. Was für eine Erleichterung! Kürzlich hat eine Münchner Bürgerin der Tochter den Führerschein finanziert, einfach so, weil sie von der Not der Familie erfahren hatte. Und eine andere Frau hat der Familie ein kleines Auto geschenkt, das macht die Fahrten ins Krankenhaus einfacher. Das Problem ist jetzt aber das Geld für die Versicherung.

Shaiera spricht gut Deutsch und hilft als Dolmetscherin den Eltern. Die lernen zwar auch die fremde Sprache im neuen Land, tun sich aber schwerer dabei. Die Mutter hat schon ein erstes Zertifikat, würde auch gerne den nächsten Kurs besuchen, aber das Jobcenter wolle ihn nur dann finanzieren, berichtet die Tochter, wenn die Mutter hinterher arbeitet. Das aber geht nicht, denn sie kümmert sich tagein, tagaus um die drei behinderten Söhne. Die sollen und wollen auf gar keinen Fall ins Heim umziehen, die Familie will zusammen bleiben. Für ihre drei behinderten Brüder ist auch Shaiera immer da. "Ich lebe für meine Brüder. Sie sind mir sehr wichtig."

SZ-Adventskalender: Vater und Söhne der Familie M. aus Afghanistan.

Vater und Söhne der Familie M. aus Afghanistan.

(Foto: Natalie Neomi Isser)

Wie einem 15-Jährigen eine Gitarre geschenkt wurde

Service

Bareinzahlungen sind von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 18 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9.30 bis 16 Uhr im SZ-Servicezentrum, Fürstenfelder Straße 7, möglich. SZ-Grafik

Spüle repariert

Begeistert spielt Wiliam auf seiner Gitarre und singt dazu, der 15-Jährige liebt Musik. Das Instrument hat ihm jemand geschenkt, der im SZ-Adventskalender gelesen hatte, dass Wiliam sich eine Gitarre wünscht. "Viele Leute haben uns auf dem Foto in der Zeitung gesehen und sind auf uns zugegangen, um uns ihre Hilfe anzubieten", sagt Wiliams Mutter Justina M. Das habe ihr viel Kraft gegeben.

Der alleinerziehenden Mutter ist vor einem halben Jahr wieder einmal gekündigt worden. Sie konnte sich in den Osterferien keinen Urlaub nehmen und hat keine Betreuung für ihren Sohn gefunden. Alleine zu Hause lassen kann sie Wiliam aber auch nicht. Sie kann ihn noch nicht einmal alleine im Zimmer lassen, er könnte die Shampoo-Flaschen austrinken oder das Geschirr aus dem Fenster werfen.

Ihr Sohn hat das Down-Syndrom und weist autistische Verhaltensweisen auf. Das mache es so schwierig, dass er Beziehungen zu anderen Menschen aufbaut, sagt Justina M. Und das macht auch seine Betreuung so schwierig. Also verlor sie ihren Job, als Reinigungskraft in Starnberg.

Trotzdem geht es ihnen besser als vor einem Jahr, sagt Justina M.. Denn Wiliam geht nicht mehr in Starnberg zur Schule, er hat nun einen Platz in einer heilpädagogischen Tagesstätte in München bekommen. Jetzt müssen Justina M. und ihr Sohn nicht mehr jeden Morgen um halb fünf Uhr aufstehen, um sich mit Bussen und S-Bahn auf den langen Weg zu machen.

Anfangs sei es ihm in der neuen Schule schwer gefallen, er brauche lange, um sich an Veränderungen in seinem Alltag zu gewöhnen. Er habe aufgehört zu sprechen, sagt Justina M. Doch nun geht es besser, es gefalle ihm in der neuen Schule, die Lehrer würden sich toll kümmern. Und Justina M. sucht nun wieder nach einem neuen Job in München, sie will arbeiten und nicht abhängig vom Staat sein.

Mutter und Sohn wohnen in einer kleinen Wohnung. Mit den Spenden der SZ-Leser konnte Justina M. endlich die alte Küche mit den undichten Wasserrohren und der Spüle reparieren und den Fußboden erneuern lassen. "Wir sind sehr glücklich und dankbar für die Hilfe", sagt sie immer wieder. Und bevor sie hoffentlich einen neuen Job im Januar beginnen wird, möchte sie im Dezember noch zu ihrer kranken Mutter nach Peru fahren. Justina M. sucht gerade nach zwei günstigen Flügen.

SZ-Adventskalender: Justina M. und Sohn William mit der neuen Gitarre.

Justina M. und Sohn William mit der neuen Gitarre.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Obst und Gemüse

Wie es ihm geht? "Ja mei", antwortet Sebastian W., zögert etwas, weil er seinem Gegenüber doch gern das Gefühl geben würde, dass alles irgendwie gut wird. "Schon schlechter", sagt er dann.

Er musste übers Jahr ins Krankenhaus, war in Reha, und noch immer fällt ihm das Laufen so schwer wie im Winter vor einem Jahr, bei der letzten Begegnung. Ohne Hilfe vom Besuchsdienst könnte der 84-Jährige seinen Alltag längst nicht mehr meistern. Aber so kann er in seiner Wohnung bleiben. Nur das Geld, das ist nach wie vor knapp. 80 Euro blieben ihm im Monat zum Leben, sagt W., der früher eine Chemische Reinigung betrieben hat. "Da war euer Geld wirklich eine große Hilfe."

Von den Spenden der SZ-Leser hat Sebastian W. sich neue Schuhe gekauft. Das hilft, wenn man so schlecht zu Fuß ist wie er. Er habe in den Spezialschuhen jetzt mehr Halt, sagt W.. Ansonsten hat er sich nichts Großes gegönnt, hat stattdessen, sparsam wie er ist, jede Woche einen kleinen Betrag dafür verwendet, sich ein paar gesunde Sachen zu kaufen: Vitaminpräparate, Obst, Salat. Und Getreide.

Sebastian W. macht sich gern am Morgen ein Müsli. "Wenn ich das gegessen habe, dann geht's mir gut. Dann fühl ich mich unbändig und bin ganz lang über den Tag satt." Er besitzt eine Getreidemühle, den Hafer hat er sich jetzt aus dem Reformhaus holen können.

SZ-Adventskalender: Sebastian W. kann sich nun auch gesundes Essen leisten.

Sebastian W. kann sich nun auch gesundes Essen leisten.

(Foto: Robert Haas)
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