Wann sind Kinder in München wirklich arm? Erst wenn sie zu wenig zu essen und anzuziehen haben? Oder beginnt Armut gerade in dieser reichen Stadt nicht schon viel früher: Wenn das Geld fehlt, damit Kinder Sport im Verein treiben können? Wenn Musikunterricht oder gar ein eigenes Instrument zum unerschwinglichen Luxus werden? "Armut bei Münchner Kindern herrscht auch dort, wo soziale Ausgrenzung beginnt, wo kulturelle Teilhabe nicht mehr möglich ist", sagt Anita Niedermeier, Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders.
Diese Überzeugung war auch Ausgangspunkt für das Projekt, welches das BR-Symphonieorchester (BRSO) und das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung und ihrer Leser im Jahr 2009 starteten: "Musik für alle Kinder" - der simple Gedanke dahinter: Mit den Spenden der SZ-Leser soll Kindern ärmerer Familien die Freude am Musizieren ermöglicht werden.
Und das Orchester gibt dazu jährlich den Erlös eines Benefizkonzertes mit besonderen Künstlern, die allesamt auf ihre Gage verzichten. So auch in diesem Jahr: Der amerikanische Violinist Gil Shaham spielt mit dem BR-Symphonieorchester am Donnerstag, 17. November, um 20 Uhr Beethovens Violinkonzert. Im zweiten Teil des Abends führen die Symphoniker Strawinskys "Feuervogel"-Suite in der Fassung von 1945 auf. BRSO-Chefdirigent Mariss Jansons wird das Benefizkonzert leiten.
"Musik für alle Kinder" ist ein soziales Projekt ganz in seinem Sinne: "Wir müssen jungen Leuten den Weg zur Kunst zeigen", formulierte es der Maestro in einem SZ-Interview. Inzwischen konnten viele Mädchen und Buben in und um München diesen Weg dank der Aktion beschreiten, sei es, dass der SZ-Adventskalender Unterrichtsstunden bezahlte, beim Kauf von eigenen Instrumenten half, die erste Konzertreise kleiner Orchestermusiker mitfinanzierte oder Fahrtkosten für Pädagogen übernahm.
Ja mehr noch: Dank der Einnahmen aus den vergangen Benefizkonzerten dehnte das Hilfswerk die Aktion auf viele weitere soziale Projekte aus. So unterstützt der SZ-Adventskalender etwa "Musik hinter Gitter", eine Aktion für Strafgefangene. Er finanziert musikalische Projekte in Seniorenheimen, fördert die Arbeit mehrerer Chöre mit Asylbewerbern und half dabei, dass auch heuer wieder in ganz München Klaviere an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden konnten bei "Play me, I'm yours". Erstmals vergab das Hilfswerk 2016 auch einen Kultur-Sozialpreis: Ausgezeichnet wurde der Verein "Sovie", der Kunstprojekte mit Psychiatrie-Patienten in Taufkirchen/Vils realisiert.
Benefizkonzert mit Gil Shaham und dem BR-Symphonieorchester unter Mariss Jansons. Werke von Beethoven und Strawinsky, Donnerstag, 17. November, 20 Uhr, Herkulessaal. Karten bei SZ-Tickets (089/21 83 73 00) und BR-Ticket (0800/ 59 00 59 40)