SZ-Adventskalender:Kein Geld für Weihnachtsgeschenke

SZ-Adventskalender: Keramikmalerin, Gastwirtin, Seminarhelferin - Helga T. hat immer gearbeitet, momentan aber reicht der Verdienst kaum zum Leben.

Keramikmalerin, Gastwirtin, Seminarhelferin - Helga T. hat immer gearbeitet, momentan aber reicht der Verdienst kaum zum Leben.

(Foto: Robert Haas)

Nach dem Tod ihres Mannes hat Helga T. Schulden. Sie sucht Arbeit - vergeblich

Von Monika Maier-Albang

Sie war schon beim Arbeitsamt, "schaun, ob die ned a bisserl Arbeit für mich haben". Sie ist die Hotels abgegangen, die in der Nähe ihrer Wohnung liegen, und auch die Supermärkte. Sie würde alles tun, sagt Helga T.: Regale einräumen, Bettzeug wechseln. Aber sie habe überall nur Absagen erhalten. Helga T. führt das auf ihr Alter zurück, sie ist Jahrgang 1955.

Ein bisschen Arbeit hat sie momentan noch, über ein Sozialprojekt ist sie als "Seminarhelferin" tätig. Sie richtet Kaffee und Geschirr an, räumt ab, räumt auf. Um sechs Uhr morgens ist Schichtbeginn, um vier Uhr steht Helga T. auf. "Das macht mir nichts. Ich bin hart im Nehmen", sagt sie. Und gewohnt ist sie kurze Nächte ohnehin. Helga T. betrieb früher zusammen mit ihrem Mann eine Wirtschaft in Laim. Auf ihren Wurstsalat ist sie heute noch stolz, "da sind die Leut' extra deswegen zu mir gekommen", erzählt sie. Doch irgendwann lief das Geschäft nicht mehr gut, ihr Mann nahm einen Kredit auf, sie hatte mit unterschrieben. Ihr Mann lebt heute nicht mehr, und Helga T. weiß nicht, wie sie das Geld zurückzahlen soll.

Die Arbeit, die sie jetzt bei einem sozialen Träger bekommen hat, ist ein Geschenk für sie, aber die Stelle ist befristet, und die 180 Euro, die sie verdient, sind ohnehin kaum mehr als eine Anerkennung ihres guten Willens. Den restlichen Lebensunterhalt für sie und ihre Tochter, die gerade eine Ausbildung zur Erzieherin macht, zahlt der Staat.

Als junge Frau wurde Helga T. als Keramikmalerin angelernt. Damals, in den Siebzigerjahren, habe sie als Frau offiziell keine Lehre machen dürfen, erzählt sie. "Aber ich habe mich trotzdem hochgearbeitet. Ich war so gut, dass ich in der Musterabteilung vorgemalt habe, was die anderen dann nachgemalt haben." Das ist lange her. In diesem Sommer hat T. Flaschen gesammelt, um sich vom Pfand Essen kaufen zu können. Aber jetzt, im Winter, muss sie zurechtkommen mit dem, was sie hat. Ihrer Tochter ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen, das könne sie sich nicht leisten, bedauert Helga T.. Sie selbst würde sich gern Winterschuhe und einen warmen Mantel anschaffen. Der Herd gibt gerade den Geist auf, das schmerzt sie besonders, denn die Leidenschaft fürs Kochen ist Helga T. geblieben. Am zweiten Weihnachtsfeiertag würde sie gerne Ente mit Blaukraut für sich und ihre Tochter zubereiten, "dazu rohe Klöße, das wäre schön". Die lägen dann in Töpfen, die schon ihre Oma benutzt hat.

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