Südwestlich von München:Bauplatz mit Landebahn

Zwei Immobilienentwickler kaufen den Flugplatz Oberpfaffenhofen und wollen Firmen ansiedeln - das weckt Ängste

Von Wolfgang Prochaska, Oberpfaffenhofen/München

Franz Josef Strauß ist hier öfters gelandet, hohe Fifa-Funktionäre nutzten die 2,1 Kilometer lange Piste gerne während der WM 2006. Doch seitdem ist es um den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen südwestlich von München ruhig geworden, auch wenn das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seine Forschungsfliegerflotte dort stationiert hat. Für die Anlieger im Landkreis Starnberg und die Bürger in den westlichen Stadtteilen Münchens schienen sich die Befürchtungen zerstreut zu haben, aus dem Flugplatz könnte eine Ersatz-Airport zum Großflughafen im Erdinger Moos werden.

Doch nun leben die Sorgen wieder auf. Denn der Eigentümer des Areals, die Airbus-Group, hat den 270 Hektar großen Landeplatz verkauft. Neuer Besitzer ist ein Konsortium aus den Immobilienentwicklern Triwo AG und Beos AG. Sie wollen ordentlich Geld in den Flughafen stecken, nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag. Die beiden Unternehmen sind keine Unbekannten in der Branche: Sie betreiben in ganz Deutschland Gewerbeparks, in der Münchner Region unter anderem in Maisach, Puchheim und Neufahrn. Die Triwo hat in ihrem Portfolio auch den Flughafen Zweibrücken. Was als weiterer Aufbruch für den Standort mit seinen knapp 5000 Mitarbeitern klingt, verunsichert die Anrainer und auch die Betroffenen. "Wir wissen noch nicht, wie der weitere Betrieb ausschaut", sagte ein DLR-Sprecher. Das DLR braucht den Airport. Auch der Starnberger Landrat Karl Roth (CSU) meldete sich schon zu Wort und zwar mit einer Warnung: "Wir werden ein Auge darauf haben, dass der festgezurrte Flugbetrieb nicht erweitert wird."

Seine Reaktion ist verständlich. Denn das Flughafenareal ist heikles Terrain - juristisch wie auch faktisch. Die große Angst heißt: allgemeine Luftfahrt. Also der Ausbau des Airports zu einem Verkehrsflughafen. Dagegen haben in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur die Bürgerinitiativen, sondern auch die Kreispolitiker geklagt und demonstriert. Die Gemeinde Weßling ist gar bis zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegangen, um sich eine Mitsprache bei den Bauplanungen auf dem Areal zu sichern. Die Sache ging schief. Geklagt wurde auch gegen die Erweiterung des Flugbetriebs durch Geschäftsreiseflugverkehr. An Starts- und Landungen legten die Verwaltungsrichter knappe 10 000 fest. Der damalige bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) ließ im Landesentwicklungsprogramm (LEP) den Landeplatz als Forschungsflughafen festlegen. Zeil, der im nahen Gauting wohnt, feierte das als großen Sieg, und tatsächlich wurde es danach ruhiger in Oberpfaffenhofen.

Wie groß die Verunsicherung ist, zeigt der Gilchinger Verein "Fluglärm". Er betonte sogleich, dass er seine "Wächterfunktion" besonders genau nehmen werde. Er hat zwei private Messstationen am Flughafen eingerichtet, die die Zahl der Starts und Landungen und den Lärm aufzeichnen. Geflogen wird allerdings wenig: etwa 2300 Flugbewegungen werden pro Jahr registriert.

Die neuen Eigentümer gaben erst einmal Entwarnung: Sie hätten nicht vor, den Flugbetrieb zu erweitern, heißt es bei Triwo: "Die Anzahl der Flüge soll auch zukünftig im Rahmen der aktuell genehmigten Kontingente liegen." Also keine Allgemeine Luftfahrt. Vielmehr gelte das Augenmerk der neuen Besitzer den bebaubaren Flächen. Das "eindeutige Interesse" liege auf der "Baureserve", wie ein Triwo-Manager die mehr als 400 000 Quadratmeter nennt, die noch bebaut werden dürfen. "Mit der Lage im Großraum München und der exzellenten Verkehrsanbindung hat das Areal in Oberpfaffenhofen eine ausgezeichnete Perspektive", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Wie man ein Flughafengelände für Gewerbeansiedlungen nutzt, zeigt derzeit sein Unternehmen besonders in Rheinland-Pfalz. In Zweibrücken hat sie den insolventen Flughafen übernommen. Vorgesehen ist die Ansiedlung von Firmen und der Bau einer Autoteststrecke.

Letztere wird in Oberpfaffenhofen nicht möglich sein. Dort dürfen sich nur Betriebe niederlassen, die etwas mit der Luftfahrt zu tun haben. Ob das die Anwohner beruhigt, ist eine andere Frage. Das DLR hofft jedenfalls, dass es baldige Gespräche mit den neuen Eigentümern geben wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: