Suche nach einem Gemälde:"Das Bild gehört nach Schwabing"

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Hermann Geiselers Bild "Schwabing bei Nacht - Marietta in der Traumstadt" (hier ein Ausschnitt) ist verschollen. Wer weiß, wo es steckt?

(Foto: Galerie Roucka)

Seit über zehn Jahren ist dieses Gemälde von Hermann Geiseler verschwunden, das eine Art Markenzeichen des Seerosenkreises war.

Von Wolfgang Görl

Das Gemälde ist eine Schwabinger Ikone - und seit Jahren verschollen. Hermann Geiseler (1903-1978) hat es gemalt, vermutlich im Jahr 1962. Altschwabing, die Gegend um den Wedekindplatz, erscheint darin als Ideallandschaft der Nachtschwärmer und Bohemiens. Künstlerateliers, längst verschwunden, sind da zu sehen, Kneipen wie die Hängematte, Schwabinger 7, Badewanne, die Seerose oder Bei Gisela - eine nächtliche Szenerie, illuminiert von Mond- und Laternenlicht, welches das Künstlerviertel in eine Mythenwelt transzendiert, getreu den Traumstadt-Gedichten des wunderbaren Poeten und Seerosenkreis-Gründers Peter Paul Althaus (1892-1965).

"Das Bild gehört nach Schwabing, es muss wieder dorthin zurückkehren", sagt Wolfgang Roucka, dessen Galerie in der Feilitzschstraße seit Jahrzehnten eine Schwabinger Institution ist, so wie er selbst, Roucka, der Traumstadtbewohner. Er hat einige Anstrengungen unternommen, um das Gemälde aufzuspüren, das für ihn und viele andere Traumstädter mit zauberhaften Erinnerungen verbunden ist. Genützt hat es nichts.

Das 3,50 mal 1,60 Meter große Bild hing anfangs in einem Nebenraum der Seerose, dort, wo die im Seerosenkreis vereinten Künstler und Gefühlsschwabinger ihre Treffen abhielten. Der aus Hamburg stammende Maler Hermann Geiseler, den es zum Studium an der Kunstakademie nach München verschlagen hatte und der zu den Mitbegründern des Seerosenkreises gehörte, hatte seine Traumstadtszene quasi als inspirierende Dekoration für die Künstlertreffen zur Verfügung gestellt. "Bis 1976 hing es da", erzählt Roucka. "Es war eine Art Markenzeichen des Seerosenkreises". Als dann der Pächter wechselte, sei "das Bild nicht mehr erwünscht gewesen". Später habe es dann, so weiß Roucka vom Hörensagen, einen Gastraum der Max-Emanuel-Brauerei geziert, und zuletzt - es muss Ende der Neunzigerjahre gewesen sein - habe er es zufällig selbst im Regensburger Hof an der Gabelsbergerstraße entdeckt.

Das Bild ist weder vorhanden, noch bekannt, sagt die Brauerei

"Ich war wie elektrisiert", berichtet Roucka. Am folgenden Tag hat er seinen Fotoapparat eingepackt und Geiselers Gemälde abgelichtet. Der Wirt habe ihm erzählt, das Bild stamme aus dem Deko-Fundus der Löwenbrauerei, der die Gaststätte gehöre. Nach ungefähr einem Jahr wollte Roucka mal wieder das Traumstadtbildnis besichtigen. "Aber das Lokal gab es nicht mehr." Seither fehlt von der Schwabinger Ikone jede Spur. Auch die Recherche bei Löwenbräu verläuft im Sand. Die Münchner Traditionsbrauerei gehört mittlerweile zum belgischen Konzern Anheuser-Busch InBev. Dessen Unternehmenssprecher Oliver Bartelt hat sich auf die Suche begeben, das Ergebnis ist ernüchternd: "Wir haben in alle Richtungen recherchiert - das Bild ist weder vorhanden, noch bekannt."

Roucka vermutet, dass es in einem privaten Wohnzimmer hängt. Er hofft, dass der Kunstfreund ein Herz für die Traumstadtbewohner hat. "Es wäre ein Traum, wenn der Aufbewahrer des Bildes dafür sorgen könnte, dass es wieder nach Schwabing zurückkehrt."

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