Stuttgart:Bündnis für Wohnungsbau

Erster Schnee in Stuttgart

Blick in den Kessel: Stadtplanung in Stuttgart muss dem Mangel an verfügbarer Fläche begegnen.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Stadt nimmt Bauträger in die Pflicht und fördert Familien mit mittleren Einkommen

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Die Einwohnerzahl Stuttgarts ist seit dem Jahr 2000 um zehn Prozent gewachsen, derzeit leben etwa 610 000 Menschen in der Landeshautstadt Baden-Württembergs. Die Preise für Wohnraum sind entsprechend mitgestiegen, der Markt ist ähnlich angespannt wie in München.

Im Jahr 2016 hat die Stadt mit zahlreichen Bauträgern ein Bündnis für Wohnungsbau geschlossen. Darin haben sich die Beteiligten verpflichtet, die Ziele beim geförderten Wohnraum zu erreichen. Vor allem sollen keine Sozialwohnungen aus der Belegung fallen und zu höheren Preisen vermietet werden. Zudem hat die Stadt mehrere Förderprogramme aufgelegt, die auch Familien mit mittleren Einkommen zugutekommen sollen. Dabei geht es nicht nur um günstigere Mieten, sondern auch um billigere Eigentumswohnungen oder gar Doppelhaushälften, die sich Normalverdiener in der Regel nicht mehr kaufen können.

Im Gegensatz zu München verkauft Stuttgart sehr wohl Grundstücke aus städtischem Besitz. Diese Flächen werden allerdings verbilligt abgegeben - mit der Auflage, dass der Bauherr diesen Preisvorteil an die Käufer und Mieter der Wohnungen weitergibt. Zudem sieht das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) vor, dass städtische Grundstücke nicht an den höchstbietenden Bauinteressenten verkauft werden, sondern an jenen mit dem besten Konzept. Bei größeren Neubauprojekten ist vorgeschrieben, dass 20 Prozent der Fläche für den geförderten Wohnungsbau vorgesehen sind. Das sind zehn Prozent weniger als in München.

Für alle Familien, die zwar keine Chance auf eine Sozialwohnung, aber Probleme haben, auf dem freien Markt erschwinglichen Wohnraum zu finden, gibt es das Programm "Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher": Für sie gibt es - sofern vorhanden - Wohnungen für neun bis 10,50 Euro pro Quadratmeter. (Sozialhilfe-Wohnungen kosten 7,50 bis neun Euro Miete, auf dem freien Markt zahlt man knapp 15 Euro.)

Für kaufwillige Familien, die sich die rasant gestiegenen Preise nicht leisten können, gibt es das Programm "Preiswertes Wohneigentum": Hier stellt die Stadt Grundstücke zur Verfügung, auf denen preisgünstige Reihenhäuser, Doppelhaushälften und Eigentumswohnungen gebaut werden. Für eine Familie mit zwei Kindern beträgt die städtische Verbilligung bis zu 54 000 Euro. Somit könne eine Familie ein Reihenhaus oder eine Eigentumswohnung erwerben, "ohne dass erhebliche Mehrbelastungen gegenüber einer vergleichbaren Mietwohnung entstehen", schreibt die Stadt auf ihrer Internetseite. Das klingt gut. Allerdings: Wer sich für dieses Programm interessiert, muss sich gedulden. Bis auf weiteres sind keine derartigen Objekte im Angebot. "Sie können sich aber auf die Anwärterliste setzen lassen", sagt eine freundliche Dame von der Stadt. Zusätzlich bleibt noch die Chance, etwas auf dem freien Markt zu finden - und sich den Kauf von der Stadt mit bis zu 30 000 Euro bezuschussen zu lassen.

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