Studie:LMU weitet Untersuchung zu Vorwürfen gegen Klinik-Direktor aus

  • Der Direktor der Haunerschen Kinderklinik hat eine Studie vorangetrieben, bei der acht von neun behandelten Kindern an Leukämie erkrankten. Drei sind bis heute gestorben.
  • Die Universität will die Prüfung nun wesentlich länger und eingehender prüfen als bislang angekündigt.

Von Johannes Boie

Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) erweitert den Arbeitsauftrag der Kommission, die das Wirken ihres Professors Christoph Klein untersuchen soll. Klein ist der Direktor der Haunerschen Kinderklinik, die zur Universität gehört. Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung erklärte die LMU, die Prüfung solle nun mindestens sechs Monate andauern.

In einer Stellungnahme von Montag, die nach wie vor auf der Webseite der Klinik zu finden ist, war noch angekündigt worden, die Kommission würde lediglich in den "nächsten Wochen" eine Prüfung vornehmen, diese sollte sich zudem nur auf einen Teil einer von Klein durchgeführten, umstrittenen Studie "fokussieren". Dagegen betont die Pressestelle der Universität nun, die Kommission solle "alle relevanten Aspekte" untersuchen, außerdem würden "externe Stellen" eingebunden.

Christoph Klein steht in der Kritik, weil nach einer von ihm entwickelten und durchgeführten gentherapeutischen Studie von neun behandelten Jungen acht an Leukämie erkrankt sind. Bis heute sind drei dieser Kinder verstorben. Klein behandelte die Jungen wegen der lebensbedrohlichen Krankheit Wiskott-Aldrich-Syndrom. Andere Ärzte werfen dem Professor vor, nicht ausreichend geprüft zu haben, ob die Ursprungskrankheit der Kinder mit einer weniger experimentellen Methode hätte behandelt werden können.

Im Nachhinein erscheint dies für einige der Kinder als wahrscheinlich, vor allem deshalb, weil die Leukämien, unter denen die Kinder nach der Gentherapie litten, von Krebsärzten mit derselben Methode behandelt werden konnten, mit der man wohl auch ihre Ursprungskrankheit sehr gut hätte behandeln können - ohne Gentherapie.

Zudem hat Klein für seine Studie eine Technologie verwendet, sogenannte retrovirale Vektoren, von der schon bei Beginn der Studie bekannt war, dass sie in manchen anderen Studien Leukämie verursacht hatte; in manchen aber auch nicht - behandelt wurden außerdem in den verschiedenen Studien unterschiedliche Krankheiten. Viele der von Klein behandelten Kinder stammten aus ärmeren Ländern.

LMU will nun eventuell auch mit der Hochschule in Hannover Kontakt aufnehmen

Klein ist für seine Arbeit mit einigen Preisen ausgezeichnet worden, etwa dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er behandelte die Kinder mit einem Team an der Medizinischen Hochschule Hannover, später wechselte er zur Haunerschen Kinderklinik. In München wurden vor allem die Leukämien der Kinder behandelt.

Die Prüfungskommission der LMU wollte sich zunächst auf den Münchner Teil der Studie beschränken, jetzt aber werde "voraussichtlich" auch mit der Hochschule in Hannover Kontakt aufgenommen. Wie viele Mitglieder die Prüfkommission haben wird und welche Experten in sie berufen werden, wollte die Universität nicht beantworten, ebenso wenig wie die Frage, was genau mit "externen Stellen" gemeint sei. Eine Sprecherin kündigte an, dass die Universität für die Dauer der Prüfung keine weiteren Fragen beantworten werde.

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