Studie:Das sind Münchens beliebteste Politiker

Alexander Dietrich, 2015

Unbekannt. Aber wer ihn kennt, mag ihn: Personalreferent Alexander Dietrich.

(Foto: Catherina Hess)
  • Eine repräsentative Studie eines Marktforschungsinstituts hat nach Bekanntheit und Beliebtheit von Münchens Rathaus-Politikern gefragt.
  • Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bekommt in beiden Kategorien Spitzenwerte - nur in der Beliebtheit wird er von einem Kollegen überholt.
  • Insgesamt sind 63,3 Prozent der Münchner zufrieden mit der Rathaus-Politik, nur beim Wohnungsbau sehen sie deutliche Mängel.

Von Dominik Hutter

Es ist die alljährliche Portion Lob für den Oberbürgermeister: die nach eigenen Angaben repräsentative Studie eines Marktforschungsinstituts, bei der es um die Rathaus-Politiker und deren Arbeit geht.

Mehr als 400 Münchner hat das "Rim"-Institut im Auftrag der Stadt befragt, und herauskam: Fast 81 Prozent kennen Dieter Reiter, gut 70 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden, nur 13 Prozent sind unzufrieden (der Rest hat keine Angaben gemacht).

Der Rathaus-Chef schneidet bei der Befragung traditionell gut ab, das war bereits bei Christian Ude so. Für Reiter gilt: 88 Prozent derer, die ihn kennen, mögen ihn auch; zwölf Prozent finden ihn unsympathisch. Die Studie hat sich aber auch mit kommunalpolitischen Themen und weiteren Rathauspolitikern befasst - eine Dokumentation der Ausrutscher nach oben und unten.

Sympathische und Unbeliebte

In der Kategorie Sympathie muss sich Reiter jemandem geschlagen geben, der in der Bekanntheitsskala am unteren Ende rangiert. Nicht einmal sieben Prozent kennen den städtischen Personalreferenten Alexander Dietrich - aber diesen lieben fast alle. 88,6 Prozent finden den CSU-Mann sympathisch, 11,4 Prozent unsympathisch.

Macht eine Differenz von 77,2 (Reiter kommt nur auf 76). Ebenfalls sehr beliebt sind die Referenten Hans-Georg Küppers (Kultur) und Ernst Wolowicz (Finanzen) sowie Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Kaum Freunde haben hingegen der CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl (mit einer Differenz von minus 8,4) und - noch ausgeprägter - sein FDP-Kollege Michael Mattar (minus 17,8).

Stars und Mauerblümchen

Neben Reiter kennen die Münchner vor allem die Riege der Bürgermeister: 62,2 Prozent können mit dem Namen von Josef Schmid (CSU) etwas anfangen, Christine Strobl (SPD) erreicht immerhin noch 50,2 Prozent. Danach kommt lange nichts. Im Stadtrat folgt die Fraktionschefin der Grünen, Gülseren Demirel, mit 19,4 Prozent. Von den Referenten liegt Stadtbaurätin Elisabeth Merk vorne (22,6).

Unerkannt im Biergarten sitzen kann neben Alexander Dietrich vor allem die Sozialreferentin Dorothee Schiwy, die nur 6,5 Prozent der Befragten ein Begriff ist (allerdings ist sie erst wenige Monate im Amt). Auch langjährige Fraktionschefs sind für viele Münchner unbeschriebene Blätter: Alexander Reissl (SPD) ebenso wie Michael Mattar (FDP), die beide unter zwölf Prozent Bekanntheit liegen.

Auf- und Absteiger

Wie beliebt Politiker sind, hängt sehr stark von aktuellen Ereignissen ab, die Werte schwanken erheblich. Bei Bürgermeister Schmid, der auf der Beliebtheitsskala nicht eben Traumwerte erreicht, ist über die Jahre immerhin ein stetiger Aufwärtstrend zu beobachten. Inzwischen liegt der durchaus leutselige CSU-Mann klar im Plus; vor einigen Jahren überwog noch der Anteil derer, die ihn unsympathisch fanden.

Ebenfalls im Aufwind befindet sich Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle, der in der Bekanntheitsskala zwar seinem Vorgänger Wilfried Blume-Beyerle nicht annähernd das Wasser reichen kann (15,2 Prozent im Vergleich zu 36,0 im April 2016). In puncto Beliebtheit aber hat er ihn bereits überholt (plus 60,4 zu plus 48,4). Noch extremer ist der Vergleich zwischen Stadtschulrätin Beatrix Zurek und ihrem Amtsvorgänger Rainer Schweppe. Die Differenz zwischen unbeliebt und beliebt beträgt bei Zurek plus 35, Schweppe musste sich im vergangenen Jahr mit minus zehn zufriedengeben.

Mancher Politiker muss im Laufe der Jahre gar ein Wechselbad der Gefühle ertragen: Demirel etwa, deren Sympathiewert vor einem Jahr bei plus 15,4 lag, im Herbst 2016 dann auf 77,8 emporschnellte und nun bei 50 liegt. SPD-Kollege Alexander Reissl kam damals übrigens noch auf plus 38,6 und erreicht jetzt nur noch plus 5,2. Auch der FDP-Politiker Michael Mattar hat umfragetechnisch schon bessere Zeiten erlebt. Vor einem Jahr lag er nicht bei minus 17,8, sondern "nur" bei minus 8,8.

Gute Arbeit, schlechte Arbeit

Mit der Rathauspolitik insgesamt sind 63,3 Prozent der Münchner zufrieden. Für 17,4 Prozent gilt das Gegenteil (der Rest hat keine Angaben gemacht). Lustigerweise sind Anhänger der Grünen mit der Politik der rot-schwarzen Koalition zufriedener als Münchner mit CSU-Präferenz: 71 Prozent der Grünen-Fans finden es gut, was hinter den neugotischen Mauern des Rathauses beschlossen wird. Das sind fast so viele wie in der SPD-Anhängerschaft (81,9 Prozent).

Im CSU-Umfeld sagen dies nur 58,8 Prozent der Befragten - was zwar eine Mehrheit ist, aber keine komfortable. Zwei Themen stechen in der parteiunabhängigen Beurteilung der Befragten negativ heraus: die Planungspolitik sowie der Wohnungsbau und dessen Förderung. Bei diesen Politikfeldern äußern sich nur 37,9 beziehungsweise 32,1 Prozent der Münchner zustimmend - eine klare Mehrheit ist also unzufrieden oder bestenfalls gleichgültig.

Anders sieht es bei der Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung, der Wirtschaftspolitik, der Gesundheits- und Krankenhausversorgung sowie den sozialen Leistungen aus: Die Zustimmung liegt hier bei jeweils über 70 Prozent. Der in Zeiten zahlreicher Betriebsstörungen überraschende Spitzenreiter ist das Angebot des MVV, mit dem fast 80 Prozent der Befragten zufrieden sind.

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