Studentenwohnungen in München:Das verkaufte Wohnheim

Studienfach Münchner Immobilienmarkt: An der Knorrstraße müssen 110 Mieter von Studentenwohnungen ausziehen. Ähnliches dürfte die Studenten bald in der benachbarten Anlage in der Kantstraße erwarten.

Melanie Staudinger

Viele der 110 Studenten aus dem Wohnheim an der Knorrstraße sind schon überrascht gewesen, als sie diesen Brief bekommen haben. Darin teilte das Studentenwerk München ihnen mit, dass sie alle bis Ende Juni 2012 ausziehen müssen. Die neue Eigentümerin des Gebäudes, die Vicus AG aus Leipzig, hatte zuvor den Mietvertrag mit dem Studentenwerk gekündigt.

Die Studenten können sich nun entscheiden, ob sie in ein anderes Wohnheim umziehen oder sich selbst etwas suchen wollen. Ähnliches dürfte die Studenten in der benachbarten Anlage in der Kantstraße in knapp drei Jahren erwarten. Auch dieses Haus gehört jetzt der Vicus AG. Beide Häuser waren auch davor schon im Bestand von privaten Eigentümern.

"In der jetzigen zugespitzten Situation auf dem Wohnungsmarkt ist das natürlich ein Hammer", beschwerte sich der Vater eines BWL-Studenten, der derzeit in der Knorrstraße lebt. Doch Vicus-Chef Michael Klemmer gibt zumindest teilweise Entwarnung für die Studierenden: "Die Studentenwohnungen dort bleiben erhalten. Wir setzen auf bezahlbaren Wohnraum in München, keine Luxussanierungen."

Sie würden nun eben nur direkt von einem privaten Anbieter vermietet, ohne Zwischenschaltung des Studentenwerks, das bislang als eine Art Generalmieter auftrat. Die jetzigen Bewohner würden bei der Vergabe der Zimmer vorrangig behandelt. Die Vicus AG wolle im Januar Kontakt mit ihnen aufnehmen.

Für die Vicus AG ist das nicht die erste Aktivität im Bereich Studentenwohnungen. Sie besitzt über die Tochtergesellschaft "My Starthome" bereits gut 300 Einheiten in Nürnberg, die teilweise an Kapitalanleger veräußert würden. Warum man auch in München Wohnungen gekauft habe? "Die Nachfrage nach Studentenwohnungen ist immens groß", sagt Klemmer. In der Knorrstraße seien nur ein paar kleinere Renovierungen nötig. "Und die Lage nahe an der U-Bahn ist perfekt." Das Gebäude in der Kantstraße verbleibe hingegen bis 2014 beim Studentenwerk, werde dann saniert und neu vermietet.

Für die künftigen Mieter wird sich einiges ändern. Zum einen will Klemmer die Nebenkosten nicht mehr wie das Studentenwerk pauschal abrechnen - wer weniger Strom und Wasser verbrauche, spare mehr. Zudem bietet Vicus Zusatzleistungen wie eine Zimmerreinigung oder einen Waschservice für Kleidung an. Die Kriterien, die die Mieter erfüllen müssen, sind andere als im Studentenwerk, das Zimmer nur an Studenten und höchstens für sechs Semester vergibt. "Bei uns müssen nicht unbedingt Studenten wohnen. Und ob der eines oder fünf Jahre drin lebt, ist uns relativ egal", sagt Klemmer. Der Nachteil: Der Mietpreis wird wohl steigen, aber er werde "nicht viel höher sein als bisher".

Doch auch das Studentenwerk hat den jetzigen Bewohnern der Knorrstraße 29 Angebote gemacht. Sie können im Laufe des Wintersemesters in die renovierten Hochhäuser am Olympiapark umziehen. Deren Sanierung wird bald abgeschlossen sein, und die Miete in größeren Zimmern ist sogar günstiger als in der Knorrstraße. Wer dort nicht hinziehen will, dessen Bewerbung wird in den anderen Objekten des Studentenwerks bevorzugt behandelt. Auch die private Wohnraumvermittlung helfe.

Glücklich ist im Studentenwerk über den Verlust der beiden Mietshäuser in Knorr- und Kantstraße niemand. Günstiger Wohnraum für Studenten ist in der Landeshauptstadt knapp. Zum neuen Semester hat die Einrichtung ein neues Wohnheim an der Apianstraße eröffnet - die Warteliste ist dadurch nicht kürzer geworden, vor allem in diesem Jahr, als die Absolventen des doppelten Abiturjahrgangs in Bayern an die Universitäten drängten und zudem die Wehrpflicht ausgelaufen war.

Das Studentenwerk München verwaltet knapp 10 500 Zimmer in München, Rosenheim und Freising. Ende November werden wohl noch 1500 Studenten weiter auf der Warteliste stehen. Das entspricht in etwa den Werten der Vorjahre.

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