Streit vor Gericht:Gewürzhändler am Viktualienmarkt will Stand zurück

Streit vor Gericht: Der Gewürzhändler klagt, weil die Stadt ihm seinen Stand am Viktualienmarkt weggenommen hat.

Der Gewürzhändler klagt, weil die Stadt ihm seinen Stand am Viktualienmarkt weggenommen hat.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Ein Gewürzverkäufer vom Viktualienmarkt klagt, weil die Stadt seinen Stand auf Grund von Hygienemängeln weggenommen hat.
  • Er sagt, dass die für den Viktualienmarkt zuständigen Markthallen an den Mängeln schuld seien.
  • Der bauliche Zustand der Markthallen seien "jenseits von Gut und Böse", kritisiert der Kläger.

Von Martin Bernstein

"Als ständiger, vorwiegend aus festen Buden bestehender Markt für Lebensmittel in der Altstadt von München verkörpert der Viktualienmarkt in besonderer Weise die urbane Markttradition." So begründet das Kultusministerium, warum der Viktualienmarkt auf der offiziellen Liste von Bayerns immateriellem Kulturerbe steht. Der marode materielle Zustand des Kulturerbes liefert allerdings seit Jahren Anlass zu Diskussionen. Jüngst beschloss der Stadtrat, den Markt von Grund auf zu sanieren.

Dass das vermutlich eine gute Idee ist, legt eine Verhandlung nahe, die am Mittwoch vorm Bayerischen Verwaltungsgericht begann. Die Stadt hat einem Gewürzverkäufer den Stand weggenommen und das mit Hygienemängeln begründet. Der will sich das nicht gefallen lassen, klagt dagegen und sagt: Schuld an den Hygienemängeln seien die für den Viktualienmarkt zuständigen Markthallen München, ein kommunaler Eigenbetrieb der Stadt.

Richtig neu ist der Streit nicht, der da vor der Vorsitzenden Verwaltungsrichterin Christine Gibbons ausgetragen wird. Seit 2002 betrieb Georg Fürmeier sein "Gewürzwerk". Nach seiner Darstellung gab es schon bald Ärger mit dem Stand 15/16 in Abteilung III des Viktualienmarkts. Der Lagerkeller sei "schwarz, feucht und verschimmelt" gewesen, durch die Lichtschächte kam Wasser herein. Er habe sogar eine Luftzirkulierungsanlage eingebaut. Geholfen habe alles nichts. Nicht sanierbar, hätten Fachleute ihm gesagt.

Vor drei Jahren bekam Fürmeier Ärger mit der Stadt. Kontrolleure bemängelten unter anderem, dass schlecht geputzt worden sei. Sogar eine Kakerlake krabbelte am Lebensmittelaufseher vorbei. Und Spinnen habe es auch gegeben. Spinnen seien keine Schädlinge, kontert Fürmeier vor Gericht. Doch, sagt der Kontrolleur: "Dutzende, Hunderte schon." Auch die Kontrolleure sind von der Stadt - allerdings gehören sie zum Kreisverwaltungsreferat, die Markthallen zum Kommunalreferat. Ein Hin und Her von Bescheiden, Widersprüchen und Klagen folgte.

Am 2. Mai musste Fürmeier sein Gewürzwerk endgültig räumen. Doch er will den Stand zurück, mit dem seine Frau in ihrem Online-Shop noch immer wirbt. Der Gewürzhändler legt dem Gericht Bilder vor. Vom Viktualienmarkt sollen sie stammen, aus anderen Kellern im Zuständigkeitsbereich der Markthallen. Die würden beweisen, dass der bauliche Zustand "jenseits von Gut und Böse" sei. Was denn darauf zu sehen sei, fragt die Richterin. Kakerlaken, Mäusekot, lebende und tote Mäuse, zählt Fürmeier auf. Dann vertagt sich das Gericht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: