Straßenbau:Zäh wie Asphalt

Schäftlarn wartet auf die Umfahrung. Und wartet. Und wartet, obwohl seit Jahrzehnten unstrittig ist, dass eine Ortsumfahrung gebaut werden soll.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Verkehrsprojekte können sich ziehen wie halbfester Asphalt. Vor allem, wenn einerseits der Bedarf nicht ganz dringend ist und es andererseits Streit um die Realisierung gibt. Die Umfahrung für Hohenschäftlarn ist so ein Fall. Die Starnberger Straße ist die einzige Verbindung von Bundesstraße 11 und Garmischer Autobahn zwischen München und Wolfratshausen. Zugleich ist sie aber auch die Ortsdurchfahrt von Hohenschäftlarn, was dem Ort ein massives Verkehrsproblem beschert. Unstrittig ist deshalb seit Jahrzehnten, dass eine Ortsumfahrung gebaut werden soll. Ebenso lange ist strittig, wo die Trasse verlaufen soll.

Klar ist seit Jahren eines: Dass keine Einigkeit über die Trasse besteht

Als Schäftlarn im Straßenausbauplan des Bundes für die Jahre 2021 bis 2025 nur als Reserve aufgenommen wurde, war klar, dass die Gemeinde nicht länger warten wollte. Es gab Unterschriftensammlungen und eine Bürgerinitiative. Der Gemeinderat fasste 2012 den Beschluss, die Umfahrung selbst zu bauen. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) sagte damals, in fünf bis acht Jahren könnte die Umfahrung fertig sein. Bis heute ist aber nicht einmal klar, wo die Trasse verlaufen könnte.

Die einen lehnen den ortsnahen Verlauf ab, den die anderen für den einzig möglichen halten, und favorisieren dafür eine Trasse durch den Wald. Die wiederum wird von Experten für unmöglich zu realisieren gehalten. Nahe am Ort, auf der "Flur", haben die Bauern ihre Felder. Der Wald aber ist Bannwald und liegt zu Teilen gar nicht in Schäftlarn. Ins Spiel gebracht wurde auch wieder ein Südbündnis mit anderen Gemeinden südlich von München, das aber schon vor 20 Jahren nicht funktioniert hat. Viel wurde debattiert, in Bürger- und Wahlversammlungen, im Gemeinderat und zuletzt bei den Runden Tischen in den Jahren 2015 und 2016 im Rahmen einer moderierten Bürgerbeteiligung. Die zeigte vor allem, dass es in Schäftlarn keine Einigkeit über eine Trasse gibt, weshalb die Pläne auch nicht wirklich weiter sind als 2012. Dafür ist eine neue Idee aufgetaucht: Die Starnberger Straße von der Autobahn abzukoppeln, also den Schäftlarner Autobahnanschluss zu schließen und stattdessen beim Gewerbegebiet Schorn einen Vollanschluss zu bauen. Passiert ist bisher: nichts. Immerhin sind aber in den Haushalt 2017 Planungskosten für die Straße eingestellt. In fünf bis acht Jahren könnte die Straße fertig sein, heißt es wieder.

Da hatten es die Bichler besser. Sie haben westlich des Orts viel Platz, weshalb sie schon seit August 2000 eine schöne Ortsumgehung haben. Sie ersetzt die Bundesstraße 472, die früher mitten durch den Ort führte. Nur 13 Jahre dauerte die Realisierung durch das Straßenbauamt, die 19 Millionen Mark kostete. Die Umfahrung wandelte sich allerdings flugs zu einem Unfallschwerpunkt, der dann wieder entschärft werden musste.

Ebenso ein Dauerthema ist in Schäftlarn der behindertengerechte Umbau des Ebenhausener S-Bahnhofs, der aber so bald nicht kommen wird, weil die Bahn, man ahnt es, zuvor dringlichere Vorhaben abarbeiten wird. Vielleicht kann die Gemeinde ihn ja selbst umbauen, wenn sie denn endlich die Umfahrung gestemmt hat.

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