Strafzahlungen für die S-Bahn:Verspätungen kosten viel Geld

S-Bahn München, Stammstrecke, Öffentlicher Nahverkehr, S-Bahn-Tunnel

Verspätet und verschmutzt: Die Deutsche Bahn muss eine hohe Strafe an den Freistaat zahlen.

(Foto: Frank Leonhardt/dpa)

Die S-Bahn fährt 2013 in München pünktlicher als im Vorjahr. Dennoch muss die Deutsche Bahn Strafzahlungen in Höhe von 1,61 Millionen Euro an den Freistaat leisten - allerdings nicht nur wegen der Verspätungen.

Von Marco Völklein

Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr Strafzahlungen in Höhe von 1,61 Millionen Euro an den Freistaat leisten müssen, weil die Münchner S-Bahnen verspätet oder mit anderen Qualitätsmängeln unterwegs waren. Das geht aus einer Übersicht der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) hervor. Die BEG bestellt und bezahlt im Auftrag des Freistaats bei der Bahn und deren Konkurrenten die Leistungen im Schienennahverkehr. Fahren die Züge verspätet, verdreckt oder mit weniger Waggons als bestellt, behält die BEG Abschläge ein, sogenannte "Pönale".

Im Vergleich zum Vorjahr schnitt die S-Bahn dabei leicht besser ab:2012 hatte die Bahn als Betreiberin des Münchner S-Bahn-Netzes noch 1,77 Millionen Euro an Strafen abführen müssen. Auch wenn viele Fahrgäste einen anderen Eindruck haben, S-Bahn-Chef Bernhard Weisser kann sich im vergangenen Jahr über relativ gute Werte bei der Pünktlichkeit freuen. Das zahlt sich nun in gesunkenen Strafzahlungen aus. Nach wie vor allerdings machen Notarzteinsätze und Vorfälle wie "Personen im Gleis" Weisser zu schaffen. In diesen beiden Kategorien stieg die Zahl der Zwischenfälle zuletzt. Bislang haben weder Weisser noch die Verantwortlichen bei der Bundespolizei eine Idee, wie sie die Zahl der Zwischenfälle senken könnten.

BEG behält mehr Geld ein

Bayernweit floss der BEG im vergangenen Jahr eine höhere Summe aus Strafzahlungen zu als 2012: 11,9 Millionen Euro behielten BEG-Chef Johann Niggl und seine Leute 2013 ein - das waren zwei Millionen Euro mehr als im Vorjahr. In der Summe sind sämtliche Anbieter enthalten, die die BEG in Bayern mit Zugstrecken betraut hat - also auch Konkurrenten der Deutschen Bahn wie etwa die Bayerische Oberlandbahn (BOB) oder der Anbieter Agilis, der das Schienennetz rund um Regensburg betreibt. Laut einer Sprecherin musste die BEG 2013 mehr Geld von den Verkehrsunternehmen einbehalten, weil man vor allem bei den Regionalzügen eine "insgesamt leicht rückläufige Pünktlichkeit" festgestellt habe. Deshalb musste allein die Deutsche Bahn als Betreiberin der Regionalzugstrecken im Freistaat etwa 8,3 Millionen Euro Strafen in die BEG-Kasse abführen - also mehr als zwei Drittel der gesamten Strafzahlungssumme.

Aus Sicht vieler Bahn-Kritiker allerdings reichen die Strafen noch lange nicht aus, um genügend Druck auf die Anbieter auszuüben. Wolfram Liebscher vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum Beispiel fordert von der BEG, weit höhere Summen bei Verspätungen oder anderen Qualitätsmängeln einzubehalten. Nur so könne der Freistaat genügend Druck auf die Deutsche Bahn ausüben, um Verbesserungen insbesondere bei der S-Bahn zu erreichen. Aus seiner Sicht ist die bisherige Regelung "wirkungslos". Vielmehr lasse die BEG die kassierten Strafzahlungen über Umwege am Ende den belasteten Verkehrsunternehmen wieder zukommen - dann nämlich, wenn das Geld zum Beispiel, wie zuletzt geschehen, in neue Kundeninformationssysteme oder zusätzliche Signaltechnik investiert wird. "Wo ist da bitte die erzieherische Wirkung?", fragt Liebscher.

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