Strafprozess:Mutter hortet Kokain

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Die Mutter hortete Kokain auf der Fensterbank (Symbolbild). (Foto: dpa)
  • Eine ganze Familie steht vor Gericht: Murat U., Mitglied der Rockergang "Black Jackets", soll mit Kokain gedealt haben und dabei von Mutter und Bruder unterstützt worden sein.
  • Offenbar bewahrte die Mutter 300 Gramm Kokain in ihrer Wohnung auf.
  • Auch der zweite Sohn, Umut U., soll in die Geschäfte verwickelt gewesen sein, streitet dies vor Gericht jedoch ab.

Von Christian Rost

Mit einer Mutter und ihren beiden Söhnen beschäftigt sich derzeit die Münchner Justiz. Ein Sohn, Murat U., soll als Mitglied der Rockergang "Black Jackets" mit Kokain gedealt haben. Der Fall wird seit Freitag unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen vor der 9. Strafkammer am Landgericht München I verhandelt. Seine Mutter Leyla D. und sein Bruder Umut U. sollen ihm bei den Rauschgiftgeschäften geholfen haben - deswegen müssen sie sich seit Montag vor der 7. Strafkammer verantworten.

Laut Anklage hatte sich Murat U. 300 Gramm Kokain besorgt und seiner Mutter zur Aufbewahrung gegeben. Sie habe sich schon gedacht, dass es sich bei dem Pulver um Koks handle, räumte die 45-Jährige über ihren Verteidiger Michael Pösl ein. Sie habe das Rauschgift im Schlafzimmer aufs Fensterbrett gelegt und sich nicht weiter darum gekümmert. Murat habe angekündigt, ein "Bekannter" werde den Beutel abholen. Als am 26. Februar 2014 die Polizei die Wohnung stürmte, lagen noch 130 Gramm auf dem Platz am Fenster. Immerhin muss die Mutter nicht in Haft. Das Gericht sicherte ihr im Gegenzug für das Geständnis eine Bewährungsstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren zu.

Sohn Umut hat keine Aussicht auf Bewährung

Ihr Sohn Umut U. kann nicht mehr mit Bewährung rechnen - das stellte die Staatsanwaltschaft mit Blick auf eine offene Bewährung und eine zurückliegende Haftstrafe des Angeklagten klar. Der "Mama", wie er sie nannte, trieb diese Aussicht Tränen in die Augen. Dem 30-Jährigen wird ebenfalls vorgeworfen, seinen Bruder beim Dealen unterstützt zu haben. Dies wies Umut U. aber zurück.

Wie sein Verteidiger Thomas Pfister sagte, habe sich U. zehn Gramm von dem Kokain am Fensterbrett für den Eigengebrauch abgezweigt. Ansonsten habe er mit den Rauschgiftgeschäften nichts zu tun gehabt. Der Angeklagte gab noch zu, mit seinem Bruder einen Kleindealer angegangen zu haben, der nicht weiter Marihuana verkaufen wollte. Währen der Mann von Murat U. verprügelt worden sein soll, schwang Umut U. bedrohlich eine Machete. Dem Opfer will U. nun 1000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Angeklagter will sein altes Umfeld künftig meiden

Einen weiteren Anklagepunkt wies er zurück. Es geht um eine Prügelei am 5. Oktober 2013 im Crowns Club, wo auch die beiden Brüder kräftig mitgemischt haben sollen. Umut U. bestritt, einen Kontrahenten eine Treppe hinabgestoßen zu haben, und ein Überwachungsvideo aus der Disco scheint ihm Recht zu geben: Darauf ist der Angeklagte nicht zu sehen.

Dennoch reichen wohl schon die anderen Taten für eine neuerliche Haftstrafe aus. Das Gericht machte U. jedenfalls keine Zusagen hinsichtlich einer Bewährung. Der junge Vater sagte, ihm sei das alles eine Lehre. Sobald er wieder in Freiheit sei, werde er sein altes Umfeld meiden - auch seine Familie. Er werde einen Obst- und Gemüseladen eröffnen.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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