Strafprozess:Mit Drucker und Laptop

Weil er gefälschte MVV-Fahrkarten verkaufte, steht Askin B. nun vor Gericht

Von Andreas Salch

Isar Cards zu fälschen ist gar nicht so leicht. Der Schlosser Askin B. probierte es erst mit einem Tintenstrahldrucker, dann mit einem Laserdrucker. Mit einem Thermo-Etiketten-Drucker, Scanner und Laptop erzielte er schließlich den erwünschten Erfolg. Es habe schon einiges an Übung bedurft, bis ihm ein "sauberer Druck" gelungen sei, räumte der 38-Jährige an diesem Donnerstag kleinlaut vor der 3. Strafkammer am Landgericht München I ein. Das Ergebnis "ist ja ganz gut gelungen", stellte der Vorsitzende Richter Anton Winkler fest. Askin B. nickte. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen banden- und gewerbsmäßiger Urkundenfälschung erhoben.

Die Komplizen von Askin B. gingen den Ermittlerin bereits Ende Juni 2011 ins Netz und wurden zu Haftstrafen zwischen drei Jahren und zwei Monaten sowie drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Fahnder hatten im Mai 2011 über Zeugen und V-Männer Wind davon bekommen, dass drei Gruppierungen "im großen Umfang" Isar Cards fälschen würden, berichtete ein Kriminaloberkommissar, der als Zeuge vor Gericht auftrat. Askin B. machte mit dem verurteilten Hasan B. und zeitweise einem weiteren Mann gemeinsame Sache. Hasan B., der seine Strafe inzwischen verbüßt hat, hatte Kontakt zu einem Busfahrer des MVV. Dieser besorgte ihm unbedrucktes Originalwertmarkenpapier, das Askin B. für seine Fälschungen verwendete.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 38-Jährige von Januar 2011 an mit der Produktion von 125 Isar Cards für den Innenraum begann und seinen Ausstoß in den folgenden Monaten bis zum Auffliegen der Bande kontinuierlich steigerte. Im Mai 2011 sollen es laut Anklage mindestens 1750 Isar Cards gewesen sein. Als Vorlage diente eine Originalkarte, die damals regulär 64 Euro kostete. Hasan B verkaufte die gefälschten Tickets für zwanzig bis dreißig Euro. Askin B. sollte pro Fahrkarte zehn Euro erhalten. Doch Hasan B. soll ihn nur unregelmäßig ausgezahlt haben. Alles in allem will Askin B. zwischen 2000 und 2500 Euro mit dem Druck der gefälschten Fahrkarten verdient haben. In einer Erklärung seines Verteidigers Berthold Braunger räumte er die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft ein, mit der Ausnahme, dass er weitaus weniger Isar Cards gefälscht habe, als die Anklage behauptet. Sie geht von insgesamt 2125 Isar Cards im Wert von 104 000 Euro aus. Die wenigsten davon sollen in den Handel gegangen sein.

Als die Fahnder Ende Juni 2011 zuschlugen und die Wohnungen von Hasan B. und Askin B. durchsuchten, war dieser bereits in die Türkei zu seinen Großeltern geflohen. Als er Anfang 2014 wieder in die Bundesrepublik reisen wollte, wurde er an der Grenze zu Griechenland festgenommen und kam in Auslieferungshaft.

Das Gericht stellte B. im Falle eines Geständnisses eine Strafe zwischen zweieinhalb und zwei Jahren und zehn Monaten in Aussicht. Die Staatsanwaltschaft fordert jedoch eine Strafe von mehr als drei Jahren. Askin B.s Verteidiger Berthold Braunger sagte, dass dieses Angebot "keinesfalls akzeptiert werden könne". Der Prozess dauert an.

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