Strafprozess:Fahrschulautos gestohlen

Die fünf Angeklagten wollten Fahrzeuge in Budapest verkaufen

Von Christian Rost

Die Betreiber der Münchner Fahrschule M1 fielen aus allen Wolken, als am 2. August 2015, einem Sonntag, die österreichische Polizei anrief. Weshalb zwei Fahrschulfahrzeuge von M1 in einem Straßengraben in Niederösterreich lägen, wollten die Beamten wissen. Die Fahrlehrer konnten sich das nicht erklären - und mussten dann feststellen, dass fünf ihrer Autos gestohlen worden waren. Eine Woche zuvor hatten die Diebe bereits bei einer Fahrschule in Freimann zugeschlagen. Seit Mittwoch stehen die Täter nun vor Gericht.

Fünf Männer aus Rumänien im Alter von 19 bis 47 Jahren haben die Diebstähle vor der Jugendkammer am Landgericht München I gestanden. Dafür, dass sie reinen Tisch machen, wurden drei Angeklagten Bewährungsstrafen von bis zu zwei Jahren zugesichert. Die zwei Haupttäter, 24 und 33 Jahre alt, indes müssen sich auf einen Gefängnisaufenthalt einstellen. Die Kammer unter dem Vorsitz von Stephan Kirchinger stellte ihnen Haftstrafen von maximal zwei Jahren und zehn Monaten beziehungsweise drei Jahren und acht Monaten in Aussicht. Die Männer sind bereits vorbestraft und hatten die Taten noch in offener Bewährung begangen.

In die Filiale der Fahrschule M1 in der Truderinger Straße war der jüngste der Truppe, ein 19-Jähriger, über ein gekipptes Toilettenfenster eingestiegen. Im Büro fand er eine Box mit den Ersatzschlüsseln für die Fahrschulautos. 44 davon nahm er mit und probierte sie mit seinen Komplizen aus. Tatsächlich konnten die Männer fünf Fahrzeuge öffnen - drei BMW und zwei VW Golf im Gesamtwert von 111 000 Euro. Jeder Täter nahm sich einen Wagen und raste los. Drei von ihnen hatten keine Führerscheine und störten sich auch nicht an den großen Fahrschulwerbeaufklebern auf den Autos. Von München über Braunau wollten sie via Österreich nach Budapest, um die Fahrzeuge dort zu verkaufen. Für zwei Diebe endete die Fahrt allerdings schon rund 80 Kilometer vor Wien: Zwischen Melk und Loosdorf in Niederösterreich flogen sie mit vermutlich zu hohem Tempo auf einer Landstraße aus der Kurve und landeten im Straßengraben. Die zerstörten Fahrschulautos ließen die flüchtenden Diebe einfach zurück. Ein Golf konnte drei Wochen später in Ungarn sichergestellt werden, die beiden übrigen Fahrzeuge blieben verschwunden.

Bereits eine gute Woche zuvor hatten zwei Angeklagte in Freimann beim Fahrschulzentrum in der Burmesterstraße zwei Mercedes im Wert von knapp 80 000 Euro gestohlen. Hier stiegen sie über ein gekipptes Kellerfenster ein, knackten einen Tresor, aus dem sie 7800 Euro erbeuteten, und nahmen zehn Schlüssel für Fahrschulautos vom Schlüsselbrett. Die beiden Mercedes verkauften sie dann in Ungarn an unbekannte Abnehmer.

Einem der beiden Haupttäter warf Staatsanwalt Markus Michl überdies den Diebstahl eines Mercedes im Wert von rund 20 000 Euro vom Hof eines Autohändlers in München vor. Der Dieb hatte sich den Wagen zeigen lassen, woraufhin der Händler anschließend versehentlich Papiere und Originalschlüssel im Auto liegen ließ. Der Täter musste damit also nur noch verschwinden und ein gestohlenes Kennzeichen an dem Mercedes anbringen. So störte es ihn auch nicht, dass er bei seiner Flucht über die A 8 in Richtung Österreich mit 175 Stundenkilometern geblitzt wurde. Im österreichischen Gmunden bot er den Wagen einem Händler für 19 000 Euro an. Der Handel kam letztlich aber nicht zustande.

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