Stimmen zum G8:Wunsch nach Reform

Die Frage wie lange Bayerns Gymnasiasten zur Schule gehen müssen bis sie ihr Abitur in der Tasche haben erhitzt die Gemüter. Derzeit läuft ein Volksbegehren zur Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. Schüler, Lehrer und Eltern wünschen sich Reformen.

Von Anne Kostrzewa, Andreas Schubert und Christopher Horn

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(Foto: Julian Schulz)

Eva Toussaint,15, Schülerin der 9. Klasse am Rupprecht-Gymnasium und Mitglied der Stadtschülervertretung: "Mir fällt die Schule relativ leicht, im G 8 habe ich bislang keine Probleme. Aber ich mache mir Gedanken, ob ich mir ein Auslandsjahr erlauben kann. Schaffe ich es dann, den verpassten Stoff aufzuholen? Schon jetzt sind die Lehrer mit ihren Lehrplänen am Anschlag. Für Kreatives bleibt da keine Zeit. Ob G 9 besser ist, hängt für mich davon ab, wie es organisiert wird. Das Extra-Jahr darf nicht dazu dienen, noch mehr Stoff unterzubringen. Es muss den Unterricht entzerren, damit wir Schüler mehr kreative Projekte umsetzen und Grundwissen festigen können." Foto: Julian Schulz / oh

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(Foto: N/A)

Angelika Loders, Direktorin des Münchner Michaeli-Gymnasiums: "Man sollte am achtjährigen Gymnasium festhalten, es aber weiter optimieren. Das G8 hat sich gut eingespielt. Es gilt nun auszuwerten, was gut und was schlecht gelaufen ist und gezielte Anpassungen durchzuführen. Die wichtigen Kernfächer Deutsch, Mathematik und die Fremdsprachen sollte man noch stärken und schon in der Mittelstufe jedes Jahr vier Stunden pro Woche anbieten. So werden die Schüler noch besser auf die späteren Anforderungen in der Oberstufe vorbereitet. Um die Schüler im Gegenzug zu entlasten und den vollen Stundenplan zu entzerren, wäre es sinnvoll, kreativ darüber nachzudenken, wo in der Mittelstufe entweder Unterrichtsstunden eingespart oder auf die Oberstufe verschoben werden könnten." Foto: oh

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(Foto: N/A)

Thomas Fockele, Institutsleiter von Abacus-Nachhilfe Fürstenfeldbruck: "Für die Schüler ist alles besser als das jetzige G8. Die Schule ist schon hart genug, sie sollte aber keine Qual sein. Durch das heutige G8 ist jedoch genau das eingetreten. In den ersten Jahren nach der Einführung des G8 gab es einen gewissen Anstieg des Bedarfs an Nachhilfeunterricht. Mittlerweile hat sich das allerdings wieder eingependelt. Sollte die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 kommen, werden wir anfangs wohl einen leichten Rückgang der Nachfrage spüren. Auch dieser Effekt wird sich aber schnell wieder ausgleichen. Klar ist: Viele Schüler brauchen so oder so Unterstützung von Nachhilfeanbietern." Foto: oh

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(Foto: Photographer: Rainer Hofmann Pho)

Bertram Brossert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft: "Eine längere Schulzeit ist kein Indikator für mehr Bildungserfolg. Der internationale Vergleich spricht für das G 8: Länder wie Finnland, Kanada oder Japan belegen im aktuellen schulischen Leistungsvergleich PISA (Mathematik, Naturwissenschaften, Lesen) Spitzenplätze. Eine Rolle rückwärts ins G 9 würde zudem finanzielle und organisatorische Ressourcen in der Schulfamilie binden, die an anderer Stelle fehlen, beispielsweise bei der Weiterentwicklung der Mittel- und Realschulen." Foto: Rainer Hofmann / oh

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Andreas Hofmann, Vorsitzender der Fachgruppe Gymnasien der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Bayern: "Das Gymnasium ist ebenso reformbedürftig, wie das ganze bayerische Schulsystem. Die Überarbeitung der pädagogischen und inhaltlichen Ausrichtung der gymnasialen Bildung ist von größerer Bedeutung als die Frage der Dauer. Nach Vorstellung der bayerischen GEW sollte es in der Regel auf 13 Jahre Schule bis zum Abitur hinauslaufen allerdings mit einer flexiblen Oberstufe am Gymnasium. Das Volksbegehren der Freien Wähler unterstützt die GEW als Organisation nicht, weil es sich nur auf die Dauer bezieht und damit nicht unbedingt eine Verbesserung bringt. Das Schweigen der CSU zur Weiterentwicklung des Gymnasiums hat allerdings meine persönliche Beteiligung am Volksbegehren provoziert." Foto: oh:

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Ulrike Köllner, Vorsitzende der Gymnasialeltern Bayern und Mutter einer Gymnasiastin: "Als Mutter, Elternvertreterin und Fachanwältin für Familienrecht halte ich eine Rückkehr zum G 9, auch wahlweise, für nicht vertretbar. Der Organisationsaufwand und Lehrerbedarf würde alle Ressourcen verschlingen, die dringend für einen Ausbau von Ganztagsgymnasien und eine qualifizierte Lern- und Hausaufgabenbetreuung benötigt werden. Das größere Übel aber ist, dass sich dadurch nichts an dem jetzigen, völlig überholten Lern- und Leistungssystem ändern würde. Was unsere Kinder brauchen, ist motiviertes, vernetztes Lernen in der Schule, anstatt die Hälfte der Arbeit in die Familien abzuschieben." Foto:Ulrike Köllner, oh

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