Stau:In München sind Fußgänger derzeit schneller als Autofahrer

  • Bauarbeiten am Verkehrsnetz finden häufig geballt in den Sommerferien statt, weil in der Zeit auf den Straßen weniger los ist.
  • Deshalb stehen Autofahrer in München derzeit häufiger und noch länger im Stau.
  • Trambaustellen am Stachus und der Einsteinstraße oder die Arbeiten am Isarring verschärfen die Situation besonders.

Von Marco Völklein

Auf Spaziergänger entlang der Isar im Münchner Norden übt der Mittlere Ring derzeit eine Anziehungskraft aus. Hundebesitzer treffen sich zum Beispiel regelmäßig bei einem Abstecher an die Oberföhringer Straße. Von der dortigen Brücke über den Isarring "hat man einen wunderschönen Blick auf den ganzen Stau", sagt einer sarkastisch.

Am Mittwochabend war der Stau dort besonders heftig: Auf dem Isarring selbst, rund um den Effnerplatz, auf der Ifflandstraße, ja selbst auf dem Mittleren Ring in Sendling - überall lange Staus. Auf der Prinzregentenstraße summierten sich die Zeitverluste der Autofahrer nach Angaben des Navigationsgeräteherstellers Tomtom auf 90 Minuten. "Zu Fuß war man schneller unterwegs", hieß es bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Deren Busse standen auch im Stau.

Tatsächlich müssen sich Bus- wie Autofahrer derzeit mit zahlreichen Baustellen herumschlagen. Am Stachus in der Innenstadt bremst eine Trambaustelle den Verkehr aus, im Münchner Osten ist es die dritte Spur, die an den Isarring angestückelt wird. Zudem wird in der Einsteinstraße die Tram-Neubaustrecke zum S-Bahnhof Berg am Laim an die Bestandsstrecke angeschlossen. "Das alles wirkt sich schon äußerst negativ aus", sagt Thomas Hüffer von Tomtom. Normalerweise schwinge sich der Verkehr rund um eine Baustelle nach ein paar Tagen ein. "Bislang ist das bei den aktuellen Maßnahmen nicht so."

Aber woran liegt's? Am Mittwochabend zumindest kam hinzu, dass die Autobahndirektion Südbayern auf der A 99-Ost kurzfristig eine Baustelle einschieben musste. Dort wölbte sich an der Brücke über die Isar der Asphalt nach oben. "Die Lkw sind fast aufgesessen", sagt Josef Seebacher von der Autobahndirektion. Der beschädigte Asphalt wurde weggefräst und ersetzt; über Stunden waren zwei Streifen blockiert. Erst Donnerstagfrüh um 5 Uhr war die Strecke wieder frei.

"Das hat Ausweichverkehr in die Stadt gedrückt", sagt Dieter Glatz von der städtischen Baustellenkoordination. Zwei Unfälle - einer am Prinzregentenplatz, einer auf der A 99-Ost - hätten die Lage zusätzlich verschärft. Die Autobahndirektion sei über die Isarring-Baustelle informiert gewesen, sagt Glatz und ist "ziemlich sauer" auf die Kollegen. Die entgegnen, sie hätten keine Wahl gehabt: Die Brücke habe repariert werden müssen.

Viele Autofahrer sind dennoch angefressen angesichts der vielen Baustellen. "Warum muss das so geballt stattfinden?", fragt einer, der am Donnerstag am Stachus im Stau stand. Einschneidende Maßnahmen wie die am Isarring oder am Karlsplatz legen die Planer der Stadt möglichst in die Sommerferien, weil da erfahrungsgemäß zehn bis 15 Prozent weniger los ist auf den Straßen. Auch der ADAC begrüßt es, wenn große Baustellen in der Urlaubszeit abgewickelt werden.

Die nächste Staustelle kündigt sich übrigens schon an - diesmal im Münchner Westen: Vom 29. August an werden am Romanplatz Tramgleise getauscht. In Richtung stadtauswärts ist dann nur noch eine von zwei Spuren frei. "Auch das wird heftig", warnt Glatz. Schließlich fließt dort ziemlich viel Verkehr raus zur A 8.

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