Statistik:Neuer Rekord bei Kirchenaustritten

Mariensäule und Liebfrauendom in München, 2013

So viele Kirchenaustritte wie im Jahr 2014 hat es in München noch nicht gegeben.

(Foto: Robert Haas)
  • Das hat es in der Stadt noch nicht gegeben: Im vergangenen Jahr sind 14 000 Münchner aus der Kirche ausgetreten.
  • Die Zahlen passen in einen langfristigen Trend: Die Münchner sind schon seit Jahren nicht mehr mehrheitlich christilich.

Von Dominik Hutter

So viele waren es noch nie: Fast 14 000 Münchner sind im Jahr 2014 aus der Kirche ausgetreten. Diese Zahl liegt nicht nur um 60 Prozent über dem Schnitt der zehn Jahre davor - sie übersteigt sogar den bisherigen Rekordwert von 2010, als die Missbrauchsskandale an die Öffentlichkeit kamen. Damals kehrten 12 305 Christen ihrer Kirche den Rücken. In den übrigen Jahren seit 2004 schwankt nach Angaben des Statistischen Amts der Stadt München der Wert zwischen 6216 (2005) und 11 514 (2013). Warum so viele Münchner dem institutionalisierten Christentum abschwören, wissen die städtischen Statistiker nicht - wie es auch keine Daten gibt, ob die Abtrünnigen zuvor katholisch oder evangelisch waren.

Keine Erklärung, aber eine Vermutung

Allerdings hat die Stadt eine Vermutung: Das neue Einzugsverfahren der Kirchensteuer auf Kapitalerträge könne eventuell eine Rolle gespielt haben. Viele Menschen hatten dies irrtümlich als Steuererhöhung gedeutet. Allerdings war auch schon zu Jahresbeginn absehbar gewesen, dass 2014 ein schwarzes Jahr für die christlichen Religionen sein könnte. Denn bereits im Januar waren mit 1521 um rund 77 Prozent mehr Leute ausgetreten als sonst in diesem Monat üblich. Hintergrund dafür dürfte nicht zuletzt der Skandal um den Luxusbau des früheren Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst gewesen sein. Am häufigsten frequentiert sind die Kirchenaustritts-Büros übrigens im Winter, im Juni und Juli ist weniger los.

800 000 Münchner sind weder christlich noch jüdisch

Die Zahlen passen in einen langfristigen Trend. Schon seit einigen Jahren sind die Münchner nicht mehr mehrheitlich christlich. Lediglich 46,2 Prozent bekennen sich noch zur Kirche: 33,9 zur katholischen und 12,3 zur evangelischen. Fast 800 000 der knapp 1,5 Millionen Münchner sind weder christlich noch jüdisch; die Statistik unterscheidet jedoch nicht zwischen Konfessionslosen, Muslimen oder Anhängern anderer Religionen.

Die Zahlen unterscheiden sich in den einzelnen Stadtvierteln: Lediglich in Allach-Untermenzing (54,4 Prozent), Pasing-Obermenzing (51,3), sowie Aubing-Lochhausen-Langwied (50,3) sind die Mitglieder christlicher Kirchen noch in der Mehrheit. In allen anderen Stadtbezirken überwiegen die "Sonstigen". So sind in Milbertshofen-Am Hart nur noch 38,5 Prozent der Einwohner katholisch oder evangelisch, auf der Schwanthalerhöhe sind es 41,1, in Ramersdorf-Perlach 42,3 Prozent.

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