Statistik:Jeden Tag vier Einbrüche in München

Illustration Einbrecher

"Schnell rein, schnell weg", sei die Devise der "hoch spezialisierten" Gangster aus Lateinamerika, sagt Präventionsexperte Heinrich Hauner.

(Foto: dpa)
  • Die Zahl der Taten sinkt stetig. 1220 Einbrüche gab es 2016 in der Stadt.
  • Die Aufklärungsquote liegt bei 14 Prozent. Der Polizei machen hochspezialisierte Kriminelle zu schaffen.

Von Martin Bernstein

Früher war alles schlimmer. Obwohl ja oft das Gegenteil behauptet wird. 190 Einbrüche pro Jahr bezogen auf je 100 000 Einwohner registrierte die Polizei in München vor 20 Jahren. Vergangenes Jahr waren es nicht einmal halb so viele - die sogenannte Häufigkeitszahl liegt inzwischen bei 84.

Das heißt: 1220 Einbrüche gab es 2016 in der Stadt. Die Einbrecher machen also derzeit einen großen Bogen um München und suchen lieber andere Großstädte heim. In Hamburg ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Einbruchs zu werden, fünf Mal so groß wie in München, in Köln oder Berlin vier Mal.

Eine Pressekonferenz zum Beginn der dunklen Jahreszeit, in der die Menschen unter dem Titel "K-Einbruch" sensibilisiert werden sollen, ist deshalb für den Leitenden Kriminaldirektor Stefan Kastner, wie er selbst einräumt, eine zwiespältige Sache. Das eine ist die - positive - Statistik. Das andere aber sind die individuellen Schicksale.

Nimmt man den gesamten Bereich des Polizeipräsidiums, zählt also den Landkreis München dazu, gab es im vergangenen Jahr 1540 Einbrüche, im Schnitt also vier pro Tag. Das kann bedeuten: Tag für Tag rund zehn Menschen, die durch diesen gewaltsamen Eingriff in ihre Intimsphäre traumatisiert sind, die möglicherweise nicht allein viel Geld und etliche Wertgegenstände verloren haben, sondern auch Erinnerungen und Erbstücke, die Angst haben, weil auf dem geklauten PC private Daten gespeichert waren.

Deshalb ist die Aufklärungsaktion, die von Infoständen begleitet wird (www.facebook.com/polizeimuenchen), eben doch wichtig für den Leiter der Verbrechensbekämpfung. Aufmerksame Nachbarn, die Alarm schlagen, Zeugen, die Täter und Fluchtwege genau beschreiben können, sind einer der Gründe für die Aufklärungsquote von 14 Prozent. Klingt zunächst nach nicht sehr viel. Doch es bedeutet, dass jeder Einbrecher statistisch damit rechnen muss, dass er bei seinem siebten Bruch in München geschnappt wird.

Und dann? Dann verurteilen ihn Münchner Gerichte zu zwei oder mehr Jahren Haft, ohne Bewährung. Wie etwa die drei blutjungen Einbrecherinnen, die im Januar 2016 im Lehel geschnappt wurden. 13 Taten werden ihnen nachgewiesen, vermutlich gehen fast 100 auf ihr Konto.

Die drei gehören zu einem europaweit agierenden Clan. Schließlich schlagen die deutschen Fahnder mit ihren kroatischen Kollegen bei Zagreb zu. Dort gehen ihnen die Auftraggeber ins Netz - vier Männer, eine Frau. Nach Angaben von Reinhold Bergmann, Vizechef des Fachdezernats 5, sitzen die Hintermänner jetzt in Deutschland in Haft. Die Anklage wegen schweren Bandendiebstahls sei in Vorbereitung.

Zu den reisenden Banden kommt laut Kastner die einheimische Beschaffungskriminalität. Und neuerdings auch Kriminelle aus Lateinamerika. Die laut Bergmann "hoch spezialisierten" Gangster aus Chile, Kolumbien oder Mexiko sind vor allem "im grobmotorischen Bereich" tätig: Sie sprengen Geldautomaten von Banken. Filigranes wie das Öffnen von nur ins Schloss gezogenen Wohnungstüren mittels Scheckkarten ist ihre Sache nicht. In der dunklen Jahreszeit häufen sich auch Attacken auf Terrassentüren und Parterre-Fenster. "Schnell rein, schnell weg", sei die Devise der Einbrecher, sagt Präventionsexperte Heinrich Hauner.

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