Zugang zum See:Wie soll das Gesicht Starnbergs in Zukunft aussehen?

Zugang zum See: Die Stadt, die Bahn als Barriere und der See: Es gibt viele Pläne, diesen historischen Missstand zu beheben, doch bislang gibt es keinen, der in Starnberg auf Wohlgefallen getroffen ist.

Die Stadt, die Bahn als Barriere und der See: Es gibt viele Pläne, diesen historischen Missstand zu beheben, doch bislang gibt es keinen, der in Starnberg auf Wohlgefallen getroffen ist.

(Foto: Luftbild Bertram/Vega-Janssen)

Die Gleise sollen die Stadt nicht mehr vom Ufer abschneiden, der Bahnhof muss saniert werden. Das sind die Entwürfe einer künftigen Anbindung an den See.

Von Peter Haacke

Wie soll das Gesicht der Stadt in Zukunft aussehen? Sollen Bahnhof und Gleise im Tunnel verschwinden, um den Blick auf den See freizugeben? Sollen sie nur verlegt werden? Oder soll die Stadt den Bahnhof sanieren? In der ersten Sondersitzung des Jahres hat sich der Starnberger Stadtrat am Montag ausführlich mit dem Thema "Seeanbindung" befasst.

Im Fokus standen Vorträge des Ingenieurs Lutz J. Janssen, der die neueste Version seines "Kompakttunnels" präsentierte, sowie ein Referat von Vertretern des Vereins "Schöner zum See", die ihr Konzept "Erneuern und Bewahren" vorstellten.

Wer auf die in der Tagesordnung angekündigte "Darstellung des Ergebnisses des Arbeitskreises Seeanbindung von 2012 bis 2014" gehofft hatte, wurde enttäuscht: Bürgermeisterin Eva John beschränkte sich in ihrem Kurzreferat zunächst auf die Darstellung der Ereignisse im Stadtrat seit April 2014. Beschlüsse wurden nicht getroffen.

Stadtbaumeister Stephan Weinl, der sich seit 2002 tief in das komplexe Thema "Seeanbindung" eingearbeitet hat, verließ unmittelbar vor der Sitzung überraschend den Saal. Statt einer Präsentation der Ergebnisse aus dem "Arbeitskreis Seeanbindung" referierte Bürgermeisterin John über die Ergebnisse der Sitzungen seit 2015 und eine Kostenschätzung in Höhe von 110 bis 115 Millionen Euro, von denen 50 bis 83 Millionen nicht gegenfinanziert sein sollen. Die jeweiligen Protokolle dazu seien ebenso wie der Abschlussbericht des Arbeitskreises im internen Infosystem des Rathauses hinterlegt und damit für alle Stadträte abrufbar, sagte John.

Das provozierte den Unmut von Martina Neubauer (Grüne): Sie hatte ebenso wie viele der knapp 50 Zuhörer ein ausführliches Referat erwartet. Das Thema sei "als Grundlage für die anstehende Schlichtung mit der Deutschen Bahn extrem wichtig". Neubauer sagte, sie sei "nicht einverstanden, wie dieser Antrag behandelt wird" und beharrte auf eine Darstellung der in jahrelanger Arbeit gewonnenen Erkenntnisse des Arbeitskreises. Sie hatte einen Vergleich der Entwürfe erwartet.

Unterstützung kam von Otto Gaßner (UWG), der gern gehört hätte, "was Stadtbaumeister Weinl heute dazu sagen darf". Er befürchtete, dass "wir möglicherweise Projekte favorisieren, die ein Mehrfaches der bereits vorliegenden Planung kosten oder nur eine Minimallösung darstellen". Neubauer kündigte eine Beanstandung bei der Kommunalen Rechtsaufsicht an. In der Diskussion regte Gerd Weger (CSU) eine Klausurtagung an, um im Stadtrat "einen gemeinsamen Nenner" finden zu können.

Vize-Bürgermeister Klaus Rieskamp (BLS) verwies darauf, dass nicht allen derzeitigen Stadträte das Arbeitskreis-Papier vom April 2014 bekannt sei "und vielen Zuhörern auch nicht". Winfried Wobbe (UWG) machte auf eine wichtige Änderung aufmerksam: Inzwischen sei der "Schienenbonus" beim Lärm entfallen - das könnte bei einer Veränderung der Gleisführung Lärmschutzwände bedeuten.

Janssen präsentierte mit Unterstützung seines Sohnes in einem einstündigen Vortrag die 15. Überarbeitung seines "Kompakttunnels" - ein detailliertes und sehr sorgfältig ausgearbeitetes Referat, das von den meisten Stadträten gelobt wurde. Janssen möchte Gleise und Bahnhof in einen Tunnel am Seeufer verlegen.

Gleichwohl gab es kritische Fragen aus dem Plenum zur Gründung des Tunnels auf schwierigem, bislang unbekanntem Untergrund, zum vermuteten Bedarf von Bahn und S-Bahn, zur Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs während der Bauzeit sowie zu städtebaulichen Aspekten.

In Kontrast zu Janssens Referat präsentierten Günther Krawitz und Architekt André Perret den Entwurf des Vereins "Schöner zum See". Krawitz bezeichnete die Arbeit als "Masterplan, der noch offen ist für Optimierungen". Ziel sei ein Zugang zum See mit freier Sicht und "hoher Aufenthaltsqualität" rund um den Bahnhof. Zur Illustration stützten sich die Referenten auf eine Animation sowie eine Skizze. "Da ist viel Potenzial", sagte Krawitz über den "sorgfältig diskutierten Entwurf".

Dieser fiel nur bei einzelnen Stadträten aus FDP und BMS auf Zustimmung. Eine Vielzahl vor allem aus Grüne, SPD, CSU und Bürgerliste kritisierte jedoch die Grafik etwa als "Wunschvorstellung", die das Areal nicht realistisch darstelle und viele Fragen unbeantwortet lasse.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: