Ostern im Fünfseenland:Klösterlich einstimmen

Gemeinsames Abendmahl, Fußwaschung und Schweigen: So lassen sich die Kar- und Ostertage in der christlichen Keimzelle erleben.

1 / 7
(Foto: Georgine Treybal)

Breitbrunn: Stille und ein Schluck Essig am Karfreitag Die Sankt Josefskongregation in Breitbrunn ist ein Konvent, eine Art Filiale des Klosters in Ursberg. Sechs Franziskanerinnen leben hier im Gebet und dem Dienst an den Mitschwestern, die altersbedingt gepflegt werden oder hier ihren Urlaub verbringen. Ihren Besitz teilen die Schwestern schon lange mit Bedürftigen. In der Klosteranlage direkt am Ammersee werden im Dominikus-Ringeisen-Werk etwa 80 schwerstbehinderte Menschen betreut. Das Osterfest feiern die Schwestern im Franz-Utz-Saal zusammen mit den Betreuten des Dominikus-Ringeisen-Werks. Am Gründonnerstag trifft man sich hier um 17 Uhr zum Abendmahl. Die Osternacht wird am Karsamstag um 18 Uhr gefeiert, die Ostergottesdienste am Sonntag und Montag jeweils um 10.30 Uhr. Am Karfreitag schweigen die Frauen und trinken aus Solidarität zu Jesus Christus einen Schluck Essig. Die Sankt Josefskongregation in Breitbrunn hier oder unter Telefon 08152/9230100.

2 / 7
(Foto: Missionsbeneditkinnerinnen von Bernried)

Bernried: Beten vor leerem Altar In der Regel ist das Haus der Missions-Benediktinerinnen gut gefüllt. Seminargruppen und Einzelgäste buchen sich regelmäßig im Bildungshaus Sankt Martin in Bernried ein, das die Hauptaufgabe der Schwestern in Bernried darstellt und mit dem sie ihren Lebensunterhalt sichern. So leben die 17 Schwestern nach dem benediktinischen Grundsatz "Ora et labora et lege" im Zentrum des alten Dorfs Bernried. Die Anlage mit weitläufigem Garten liegt direkt am Starnberger See. Sie wurde 1949 vom Tutzinger Mutterhaus der Missions-Benediktinerinnen neu besiedelt. Das Bildungshaus wurde vor guten 40 Jahren eingerichtet. Dort bieten die Schwestern neben den Beleggruppen und Einzelgästen auch ein eigenes Bildungsprogramm an. Es reicht von spirituellen Wanderungen über meditatives Tanzen, Bibelangeboten, Familienferien hin zu verschiedenen Exerzitien Angeboten. Auch die christlichen Hochfeste, wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten können Gäste mit den Ordensschwestern begehen. Drei Kurse finden in diesem Jahr über die Kar- und Osterfeiertage statt, etwa 70 Gäste werden erwartet, wenige Restplätze können auf Nachfrage noch belegt werden. Am Gründonnerstag steht nach einem gemeinsamen Abendessen mit allen Gästen und Schwestern ein Gottesdienst zur Erinnerung an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern und mit Fußwaschung als Zeichen des Füreinander Daseins im Mittelpunkt. Nach dem Gottesdienst wird der Altar leer geräumt und es wird still im Kloster. "Dann heißt es bei uns wachet und betet", erklärt Schwester Helga Gabriela Haack. Am Karfreitag wird dann gemeinsam geschwiegen, lediglich während der Impulsarbeit wird gesprochen. Das Kreuz steht am Sterbetag Jesu im Mittelpunkt, vor allem in der Liturgie am Nachmittag. Ruhig und besinnlich beginnt schließlich auch der Karsamstag, bevor mit dem frühmorgendlichen Osterfeuer am Ostersonntag das große Halleluja zur Feier der Auferstehung Jesu Christi angestimmt wird, wie die Ordensschwester zusammenfasst. Das gemeinsame Erleben der Liturgie sei immer wieder für alle Gäste und Schwestern ein Höhepunkt. Stundengebet und Eucharistiefeier sind wichtige Elemente des Lebens der Ordensfrauen. Daraus schöpfen sie Kraft und finden Orientierung für ihr Leben. Auch könnten sie hier "alle Sorgen und Nöte der Menschen mit hinnehmen und sie Gott anvertrauen", sagt Schwester Helga Gabriela Haack. Deshalb beginnen die Ordensfrauen den Tag gemeinsam und versammeln sich um 6.30 Uhr zum gemeinsamen Gotteslob in der Klosterkapelle. Auch während des weiteren Tages beten sie gemeinsam mittags, am späten Nachmittag und zum Abschluss des Tages. Die Gäste sind dazu jederzeit herzlich willkommen. Mehr über das Kloster der Missions-Benediktinerinnen in Bernried und ihr Seminarprogramm gibt es hier. Als persönliche Ansprechpartnerin steht Schwester Helga Gabriela Haack zur Verfügung, Telefon 08158/255-29.

3 / 7
(Foto: STA)

Andechs: Künstlerische Eier vom Heiligen Berg Wallfahrer und Pilger gehören zum Kloster Andechs wie das selbstgebraute Bier. Der Heilige Berg ist der älteste, und nach Altötting der zweitgrößte Pilgerort Bayerns. Bis zu 30 000 Trostsuchende kommen jedes Jahr. Auch in der Osterzeit machen sie sich auf Weg, verbringen eine Nacht in den Pilgerzimmern und ziehen weiter. Hinzu kommen die Wallfahrer und Gäste, die Wallfahrtskirche und Bräustüberl aufsuchen oder sich als Seminargäste im Kloster eingemietet haben. Ruhe finden die Benediktiner-Mönche in Andechs vor allem im Gebet. Als Einstimmung auf die Ostertage finden vom 29. März. bis 1. April "Tage für Männer im Kloster" statt. Ein Besuchermagnet ist der Ostereiermarkt: Von Freitag, 24. März, bis Sonntag, 26. März, zeigen und verkaufen Kunsthandwerker aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz ihre Kunstwerke. Mehr Infos zum Kloster Andechs hier oder unter Telefon 08152/376-0.

4 / 7
(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Dießen: Kinderkreuzweg durch den Park Im Kloster Sankt Alban ist es selten still. Meist wuseln hier Kinder und Jugendliche herum. Sie sind die Hauptaufgabe der 23 Benediktinerinnen in Dießen. Seit 1923 wird hier benachteiligten Kindern Zuflucht geboten. Zunächst wurde das Heim lediglich von einer "Vereinigung der Schutzengelschwestern" geleitet, 1959 erfolgte die offizielle Anerkennung als Kongregation vom Vatikan. Aus der Historie des Ordens folgt auch, dass die Benediktinerinnen von Sankt Alban keinem Mutterhaus unterstellt, also in jeder Hinsicht selbständig sind. 63 Kinder sind den Schwestern derzeit von den Jugendämtern des südöstlichen Oberbayerns zugewiesen worden. Sie stammen aus Familien, die etwa wegen Alkohols, Drogen oder psychischen Problemen mit der Erziehung überfordert sind. Nicht selten waren die Kinder Opfer von Missbrauch oder Gewalt. Erstes Ziel der Schwestern ist es, die Kinder in die eigene Familie zurückzuführen, alternativ wird nach einer Pflegefamilie gesucht. Priorin Ingeborg Ott schätzt vorsichtig, dass etwa die Hälfte der Kinder wieder in eine Familie zurückfinden. Die Schwestern versuchen, Arbeit und Gebet zu verschränken. Es gibt Rückzugsorte wie etwa die schlichte Klosterkapelle. Überhaupt bietet das etwa fünf Hektar große Gelände in Traumlage direkt am See die Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen. Immer wieder einmal kommen Gäste, um in der klösterlichen Atmosphäre aus dem Treiben der Welt auszusteigen und sich intensiv dem Gebet hinzugeben. Viele sind es nicht, nur wenige Zimmer stehen bereit, weshalb sich eine frühe Anfrage lohnt. Doch die Gastfreundschaft ist den Schwestern wichtig. Über die Osterfeiertage ist die Stimmung ganz besonders festlich. Die Zimmer sind über die Feiertage schon ausgebucht, aber die Teilnahme an den Gottesdiensten in der Klosterkapelle ist möglich. Am Gründonnerstag findet hier um 18 Uhr die Feier des Abendmahls statt, am Karfreitag um 15 Uhr die Liturgie vom Leiden Jesu Christi. Für die Kinder ist um 10 Uhr ein Kinderkreuzweg durch den Park des Klosters geplant. Die Osternacht wird am Sonntagmorgen um 5 Uhr in der Klosterkapelle gefeiert, um 10 Uhr dann das Hochamt. Das Benediktinerinnen-Kloster Sankt Alban in Dießen ist telefonisch unter 08807/5001 zu erreichen, mehr Infos hier.

5 / 7
(Foto: Sabine Bader)

Aufkirchen: Schweigen hinter Gittern Die Tage im Karmelitinnenkloster Sankt Josef in Aufkirchen sind das, was man wohl strukturiert nennt: Um 6 Uhr geht es mit dem Morgenlob los, es folgt die Heilige Messe, erst dann gibt es Frühstück. Die Nachtruhe beginnt um 21.30 Uhr, in der Zwischenzeit wird gearbeitet, gebetet und gemeinsam gegessen. Gesprochen wird dabei so wenig wie möglich. "In Stille und Vertrauen liegt eure Kraft", besagt eine Ordensregel. Die 19 Schwestern leben bewusst in Einsamkeit und Verborgenheit, Besucher werden lediglich im Sprechzimmer empfangen, welches über ein vergittertes Fenster samt Vorhang zum Nachbarzimmer verfügt. Es ist für die Karmelitinnen die Schnittstelle zur Außenwelt. Das Kloster verlassen sie so gut wie nie, lediglich für dringende Termine wie beispielsweise Arztbesuche. Was außerhalb der Klostermauern passiert, erfahren sie aus der Zeitung. Es gibt weder Internet noch Handys, "das geistige Leben ist unser Abenteuer", sagt Priorin Schwester Veronika. Ihre Mitschwestern nennen sie "ehrwürdige Mutter". Das Verhältnis untereinander ist aber nicht autoritär geprägt, "in diesem Hause sollen alle Freundinnen sein", sprach die Heilige Mutter Theresa von Avila. Obwohl sie täglich arbeiten, im Garten oder aber im klösterlichen Mangelbetrieb, können sie von ihrer Hände Arbeit nicht leben und sind auf Spenden und Zuwendungen angewiesen. Doch sind sie nicht nur Beschenkte, sondern auch Schenkende: "Unser Beten und Wirken im Verborgenen hat eine tiefe apostolische Dimension: Es dient dem Wachstum des Reiches Gottes in den Herzen der Menschen", sagt Schwester Veronika. Jede der Schwestern zwischen 27 und 93 Jahren hat ihre eigene Geschichte, die sie ins Kloster nach Aufkirchen geführt hat. Gleich ist ihnen allen nur, dass der endgültige Eintritt ins Kloster nicht von heute auf morgen passierte. Erst nach sechs Jahren erfolgt die ewige Profess. "Der Weg in den Karmel ist eine je ganz persönliche Antwort auf das Angerufen sein von der Liebe Gottes", heißt es im Flyer des Klosters. Es geht um Anbetung und Hingabe, das innere Gebet schenke die Fähigkeit, Gott im Herzen zu entdecken. Schwester Veronika formuliert das auf einer Postkarte, die sie als Antwort auf eine telefonische Gesprächsanfrage schickt, in wenigen Worten: "Immer noch sehr glücklich in Jesus Christus verliebt!" Zur Feier der Heiligen Messe in der stets herrlich geschmückten Klosterkapelle sind Besucher werktags um 7 Uhr sowie sonn- und feiertags um 7.30 Uhr zugelassen, allerdings beten die Schwestern im hinteren, durch Gitter abgetrennten Bereich. Am Gründonnerstag beginnt die Feier des Abendmahls um 17 Uhr, die Karfreitagsliturgie um 15 Uhr und das Ostervegil am Karsamstag um 21 Uhr. Ostersonntag und Ostermontag beginnt die Heilige Messe um 7.30 Uhr. Der Karmel Sankt Josef in Berg ist telefonisch unter 08151/5331.

6 / 7
(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Buchendorf: Osterkuchen am Lazarussamstag In der orthodoxen Kirche werden die beweglichen Feste nach dem alten Julianischen Kalender berechnet. Damit fallen sie nur manchmal mit dem westlichen Ostern zusammen, das nach dem Gregorianischen Kalender berechnet wird. In diesem Jahr fallen beide Termine auf den 16. April. Im russisch-orthodoxen Skit der heiligen Großfürstin Elisabeth in Buchendorf bei Gauting wird zu Ostern die Ikonostase - eine schön geschnitzte Holzwand, die den Altar in der Kapelle umschließt - geöffnet. Dann feiern die Frauen nach Wochen strengen Fastens zusammen mit Pilgern die Auferstehung. Am Lazarussamstag, 8. April, wird traditionell ein Ostermarkt veranstaltet, auf dem Kuliči (Osterkuchen), gefärbte Eier und andere kleine Geschenke zu Ostern verkauft werden. Informationen zum Skit der heiligen Großfürstin Elisabeth in Buchendorf hier oder unter Telefon 089/6373520.

7 / 7
(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Tutzing: Trauermetten frühmorgens Auf die Frage nach dem Warum, gibt es eine einfache Antwort: "Wir glauben, dass uns Jesus Christus in seine Nachfolge gerufen hat und dass er uns zeigen kann, wie Leben für alle gelingen kann", heißt es auf der Homepage der Tutzinger Missionsbenediktinerinnen. 73 Schwestern im Alter von 29 bis 97 Jahren haben sich diese Aufgabe zum Ziel gemacht und leben im Kloster Tutzing. Es ist die zahlenmäßig größte Gemeinschaft des Priorates und hat für die gesamte Kongregation eine besondere Bedeutung: Von hier gingen die verschiedenen Gründungen im In- und Ausland aus. Im Jahr 1904 haben sich die Schwestern von ihren Mitbrüdern in Sankt Ottilien selbständig gemacht und nach einem neuen, geeigneten Platz gesucht. Die Wahl fiel auf Tutzing. Seither machen sich die Schwestern von hier auf den Weg zu den Menschen. Für alle Missionsschwestern auf der ganzen Welt ist somit das Kloster in Tutzing das Mutterhaus. Einmal im Jahr treffen sich Schwestern aus aller Welt hier zu einer internationalen "Wochen der Begegnung". Zentrum der Gemeinschaft ist die bewusst schlicht und hell gestaltetet Klosterkirche. Hier versammeln sich die Schwestern täglich mehrere Male zum gemeinsamen Gotteslob. Dazwischen arbeiten die Frauen in verschiedenen Bereichen innerhalb und außerhalb des Klosters und sind als Missionarinnen unterwegs. Im Gästehaus Maria-Hilf ist Platz für 25 Personen, die auf der Suche sind nach Erholung für Leib und Seele, oder das Leben als Benediktinerinnen kennen lernen möchten. Auch stille Tage oder Exerzitien bieten die Missionsbenediktinerinnen in Tutzing das ganze Jahr über an. Über die Osterfeiertage ist das Haus bereits ausgebucht, ein Besuch der Gottesdienste in der Klosterkirche ist aber jederzeit möglich. Mitunter muss man dafür allerdings früh aufstehen: Die Trauermetten an Karfreitag und Karsamstag beginnen um 6 Uhr morgens. Alle weiteren Infos und Termine hier. Telefonischer Kontakt mit Schwester Ruth Schönenberger ist unter 08158/ 92597-0 möglich.

© sz.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: